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Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon

Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon

Titel: Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon
Autoren: Pierre Grimbert
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Wachs auf das Tier tropfen und brachte auf seinem Fell das Symbol des Allesverschlingers an. Der immer inbrünstigere Singsang seiner Brüder, die Weihrauchschwaden und der rituelle Schnaps, der ihm in der Kehle brannte, versetzten Serguel in einen Rausch, in dem sich sein Geist tatsächlich zu ungeahnten Höhen aufzuschwingen schien. Selbst dass der Köter mit eingeklemmtem Schwanz immer wieder ein paar Tropfen Urin verspritzte, ärgerte ihn nun nicht mehr. Noch nie hatte er sich so gut gefühlt. Er war ein Auserwählter, allen Unwissenden und Ungläubigen überlegen. Als der Meister endlich verkündete, die glühenden Kohlen seien nun heiß genug, jagte ihm ein Schauer durch den Körper, denn jetzt kam der Höhepunkt der Zeremonie, der Moment, an dem sie mit ihrem Gott in Verbindung treten würden.
    Auf ein Zeichen des Meisters hin legte die einzige anwesende Frau ihre Kleider ab. Unter anderen Umständen hätte Serguel ihren nackten Körper alles andere als schön gefunden, doch in diesem Augenblick spielte das keine Rolle. Das Einzige, was zählte, waren ihre Hingabe und ihre Entschlossenheit, einem höheren Zweck zu dienen.
Ohne sie konnte die Zeremonie nicht stattfinden. Es war wirklich ein Jammer, dass es so schwierig war, Frauen zu finden, die bereit waren, ihrem Zirkel beizutreten. Sämtliche Brüder waren ständig auf der Suche nach neuen weiblichen Mitgliedern, aber sobald diese erfuhren, was von ihnen erwartet wurde, ergriffen sie die Flucht. Für diese armseligen Weiber, die nicht nach Höherem strebten, hatte Serguel nur Verachtung übrig. Vermutlich gefiel ihnen ihr erbärmliches Leben. Anders konnte sich Serguel ihr Verhalten jedenfalls nicht erklären.
    Der Meister überreichte seiner Schülerin eine Eisenschale voll glühender Kohlen, und Serguel hob den Hund hoch. Die Frau stellte die Schale auf dem Boden ab, trat einen Schritt zurück und kniete nieder, während Serguel das am ganzen Leib zitternde Tier auf die Glut herabließ und den Knoten des Stricks enger zog. Wimmernd tänzelte der Köter auf den glühenden Kohlen herum. Von der Eisenschale herunterspringen konnte er nicht, ohne sich zu strangulieren. Die Zeremonie würde sich also eine ganze Weile hinziehen. Hoffentlich einen Dekant oder länger, dachte Serguel. Lüstern starrte er auf die nackte Frau hinab, die immer noch vor der Schale kniete.
    Der Meister schürzte seine schwarze Kutte, murmelte ein letztes Gebet und schickte sich an, von hinten in sie einzudringen. Nach ihm würden die anderen an die Reihe kommen, bis sie alle mit Alastiirs Geist in Verbindung getreten wären. Weil Serguel das Opfertier mitgebracht hatte, war er als Zweiter an der Reihe. O ja, die Zeremonie war wahrlich ein voller Erfolg. Sie hätte nicht besser laufen können.
    Bis plötzlich die Decke einstürzte.

    Serguels erster Gedanke war, dass ein morscher Deckenbalken nachgegeben hatte, denn die Häuser in der Barbier-Enfel-Straße waren die reinsten Bruchbuden. Selbst Landstreicher hielten sich fern, weil sie fürchteten, bei einem Einsturz unter den Trümmern begraben zu werden. Serguel hob den Blick zur Decke, aber diese wirkte mehr oder minder unversehrt. Erst als es aufhörte, Holzsplitter, Mörtel, rostige Nägel, Mäusekot und Staubflocken zu regnen, konnte er erkennen, was geschehen war: Zwischen den Deckenbalken klaffte ein Loch, und unten stand eine Gestalt, umgeben von den verdatterten Mitgliedern des Zirkels.
    In seiner Benommenheit dachte Serguel im ersten Moment, es wäre ihnen tatsächlich gelungen, ein höheres Wesen herbeizurufen. Vielleicht sogar Alastiir selbst? War ihre Zeremonie so wirkungsvoll gewesen? Hatte der Gott sie wahrhaftig erhört?
    Doch als er die Gestalt näher betrachtete, wurde ihm rasch klar, dass keine höheren Mächte im Spiel waren: Der Fremde mochte zwar einen beeindruckenden Auftritt hingelegt haben, aber er trug gewöhnliche Kleider, die Serguel an die Uniform der lorelischen Miliz erinnerten. Die schwarze Maske, die sein Gesicht komplett verbarg, bestand aus grobem Stoff, und das Heben und Senken seines Brustkorbs zeugte davon, dass er wie jeder Sterbliche atmete. Vermutlich war der Fremde nur ein Vagabund, der im Dachstuhl geschlafen hatte, während der Zirkel seine Zusammenkunft abhielt.
    Als der Maskierte jedoch zum Angriff überging, fragte sich Serguel, ob sie es nicht doch mit einer übersinnlichen Kreatur zu tun hatten.

    Der Fremde ließ ihnen etwa drei Herzschläge Zeit. Das reichte, um sich sein Bild
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