Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Titel: Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
das sie sprachen. So erfuhr ich Geheimnisse, die so unglaublich waren, dass mir bisweilen schwindelte. Die Kinder von Ji, wie ich sie bei mir nannte, hatten viele Entdeckungen gemacht und Dinge über die Pforten, das Jal und die Etheker herausgefunden, die ich niemals für möglich gehalten hätte. Jedes ihrer Schicksale war faszinierend. Wie hätte ich ahnen können, dass Che’b’ree mir einen Sohn geschenkt hatte, der wild entschlossen war, mein Andenken in den Schmutz zu ziehen? Dass Sombre versucht hatte, ein Wesen nach seinem Ebenbild zu formen, genau wie ich es mit ihm getan hatte – ein Wesen, das den Namen Cael trug. Dass die Erben eine echte Göttin hervorgebracht hatten. Und dass sich der Erzfeind unter ihnen befand!
    Ich war äußerst erregt und wollte endlich zur Tat schreiten, aber ich verzweifelte an meinem Unvermögen, aus dem Karu zu entkommen oder wenigstens meine Hände um den Hals meiner Feinde zu legen und zuzudrücken. Ach, hätte ich doch nur einen Körper gehabt!
    Ich konnte nichts unternehmen, um die Erben daran zu hindern, zum Dara hinaufzusteigen und ihre Eltern zu finden. Selbst die schwache Hoffnung, dass besagter Cael im Karu bleiben würde, erfüllte sich nicht. Abermals blieb ich allein zurück, und mein einziger Begleiter war tiefe Enttäuschung.
    Ich fürchte, in meiner Verzweiflung verlor ich für eine Weile den Verstand. Der Wahnsinn trieb mich in die Tiefen der Finsternis hinab, wo ich ein Geheul ausstieß, grauenvoller als die Schreie der abscheulichsten Ungeheuer des Karu.
    In einem Zustand völliger Hoffnungslosigkeit dämmerte ich mehrere Dekanten lang vor mich hin; vielleicht waren es auch Tage. Als ich wieder bei Sinnen war, legte ich vor mir selbst den Schwur ab, niemals wieder einen Feind entwischen zu lassen. Nie wieder.
    Daraufhin begann ich, mir einen neuen Körper zu erschaffen und das auszufüllen, was lange Zeit nichts als eine leere Hülle gewesen war. Ich wollte wieder Leben in meinen Beinen spüren, Stärke in meinen Armen und Kraft in meinen Händen, um endlich wieder in der Lage zu sein, jemandem das Genick zu brechen oder ihm bei lebendigem Leibe das Herz aus der Brust zu reißen, wenn es mich danach gelüstete.
    Selbst wenn ich dazu ein Geschöpf aus Gwel werden musste.
    Die Silhouette der drei Alten hob sich deutlich von der Abenddämmerung ab. Reglos standen sie da, Hand in Hand, am Rande einer Klippe, die steil ins Meer abfiel. Tief unten ragten bedrohlich die Riffe empor. In einiger Entfernung stand ein Dutzend jüngerer Frauen und wartete in ehrfurchtsvollem Schweigen, so wie seit fast einem Jahr jeden Abend. Immer spielte sich unweigerlich dieselbe Szene ab.
    » Heute passiert nichts mehr«, verkündete die Älteste der drei.
    » Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben«, sagte die Kleinste.
    » Wir kommen morgen wieder«, murmelte die Dritte.
    Erst nach diesen Worten gaben sie– einem Ritual folgend, das aus reiner Gewohnheit entstanden war– ihre Konzentration auf und spürten nach und nach wieder die Gebrechen und Schmerzen ihrer verbrauchten Körper. Nacheinander öffneten die drei die Augen. Rasch vergewisserten sie sich, dass keine von ihnen vor Erschöpfung in Ohnmacht fallen würde, und ließen einander dann los. Die Älteste griff nach ihrem Speer, den sie mittlerweile nur noch als Gehstock benutzte, während die anderen beiden ihre warmen Wolltücher enger um die gebeugten Schultern zogen. Am Meer war die Luft immer recht frisch, wenn die Sonne am Horizont versank, und sie hatten noch einen langen Rückweg vor sich.
    Die jungen Frauen, die sie begleiteten, entzündeten Fackeln und Laternen. Längst hatten sie begriffen, dass das erhoffte Wunder auch diesmal ausgeblieben war. Die beste Läuferin verabschiedete sich und lief vor, um ihren Schwestern von dem erneuten Scheitern zu berichten. Auf diese Weise ersparte sie den drei Alten diese unangenehme Aufgabe; die Verantwortung, die sie trugen, war ohnehin schon schwer genug. Stattdessen würden sie nach ihrer Ankunft ihre steifen Glieder ausruhen und eine heiße Suppe trinken können. Anschließend würden sie sich schlafen legen und davon träumen, wie sich ihrer aller Leben verändern würde, wenn ihnen eines Tages endlich das Zeichen erschiene…
    Doch zunächst mussten sie noch ein weiteres Ritual vollziehen, das letzte an diesem Tag. Müden Schrittes näherten sich die drei alten Frauen einem nahe gelegenen Hügelgrab. Dreiundzwanzig Jahre zuvor war es über den sterblichen Überresten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher