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Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Anette Huesmann
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des Gottesdienstes. Die Mehrheit der Bürger Bingerbrücks besuchten den Gottesdienst des Klosters nicht, weil sie ihn als wenig einladend erlebten.
    Schwester Lioba war einem kontemplativen Konvent beigetreten, um sich selbst ganz Gott und dem Dienst an ihm zu verschreiben. Doch sie hätte nie gedacht, dass ihr eigener Dienst an Gott für andere frustrierend sein könnte.
    Entschieden wandte sich Schwester Lioba wieder dem Wechselgesang des Gregorianischen Chorals zu. Es gab so vieles zu bedenken in diesen Tagen, da musste sie sich nun ganz auf die Messe und die Schwestern des Konvents konzentrieren.

OSTERSONNTAG

30. Kapitel
     
     
    Als Adam bei seiner Übertretung blind und taub geworden war, ging diese Kraft in ihm in die Verbannung und in ein fremdes Ding und floh unvermerkt in die vorgenannten Orte der männlichen Geschlechtsteile und blieb dort.
     
    Gegen 0.50 Uhr sprach der Priester das Schlussgebet. Dann entließ der junge Pfarrer mit unsicherem Blick die wenigen Gottesdienstbesucher, die noch ausharrten, in die kalte Nacht. Die Schwestern verneigten sich vor dem Altar und suchten schweigend ihre Privaträume auf. Schwester Lioba blieb kniend in ihrer Bank zurück. Nun, da sie ihren Pflichten nachgekommen war, hatte sie zum ersten Mal an diesem Tag ein paar Minuten für sich. Ihre Knie brannten, und ihr Rücken schmerzte, doch Schwester Lioba achtete nicht darauf.
    Sie beugte den Kopf über die gefalteten Hände und gab ihren Gedanken Raum, die sie schon seit Tagen quälten. Die Reue drohte ihr den Atem zu nehmen. Tränen rannen über ihre Wangen. Die Äbtissin begriff, dass sie an einem Scheideweg stand.
    Pater Windisch erpresste sie. Wenn sie den Konvent retten wollte, musste sie schweigen. Doch das Schweigen würdebedeuten, noch mehr Schuld auf ihre Schultern zu laden. Schwester Lioba ließ zu, dass für einen Moment das Selbstmitleid Oberhand bekam.
    Dann setzte sie sich zurück in den kunstvoll geschnitzten Chorstuhl der Äbtissin und tastete in ihrer Tasche nach einem Papiertuch. Sie putzte sich die Nase und wischte sich die Wangen. Ihre Knie brannten noch immer wie Feuer, doch allmählich ließ der Schmerz nach. Schwester Lioba spürte die feste Rückwand des historischen Chorgestühls. Es hieß, der Schreiner, der das Gestühl aus alten Eichenstämmen gefertigt hatte, sei ein Nachfahre des Handwerkers gewesen, der Hildegard von Bingen beim Bau des Klosters unterstützt hatte. Vielleicht saß sie nun das letzte Mal darin. Dabei hatte sie erst vor einer Woche während ihrer Weihe an ihrem neuen Platz inmitten der Gemeinschaft gelobt, den Mitschwestern eine verantwortungsvolle Meisterin zu sein und die Interessen des Konvents über ihre eigenen zu stellen. Doch die Freude hatte nicht lange gehalten. Schwester Lioba spürte, dass es Zeit war, sich zu entscheiden. Sie wollte nicht den gleichen Fehler machen wie viele andere vor ihr, die in ein Amt gewählt worden waren und dann Schuld auf sich luden, um die Macht nicht wieder hergeben zu müssen.
    Erneut traten ihr Tränen in die Augen. Mit dieser Entscheidung würde sie alle enttäuschen. Die Schwestern des Konvents, den Bischof, ihre Familie. Sie musste an ihre Mutter denken, die vergangenen Samstag der Weihe beigewohnt hatte und so unglaublich stolz gewesen war. Dabei hatte sie es missbilligt, als ihre jüngste Tochter den Weg zu Gott suchte und ins Kloster eintrat. Sie hatte sich einen Schwiegersohn gewünscht, Enkelkinder, eine ganz normale Familie für ihre Tochter. Wer wollte ihr das verübeln? Doch die Weihe zur Äbtissin hatte sie zum ersten Mal mit der Lebenswahl ihrer Tochter versöhnt. Natürlich hatte diese Karriereauch den Wunsch ihrer Mutter befriedigt, aus ihren Kindern möge etwas Besonderes werden. Schwester Lioba hatte zum ersten Mal den Eindruck gehabt, dass ihre Mutter spürte, warum sie diesen Weg hatte gehen müssen. Und nun das.
    Schwester Lioba seufzte. Sie erschrak vor dem lauten Widerhall ihrer eigenen Stimme in der nachtdunklen Kirche. Das ewige Licht hinter dem Altar glomm dunkelrot. In der Luft hingen noch Schwaden aus dem Weihrauchfass.
    Es half alles nichts. Schwester Lioba konnte nicht mit dieser Schuld leben, auch wenn sie dadurch die Zukunft des Konvents retten würde. Sie musste zur Polizei gehen und dem Hauptkommissar erzählen, was damals im Internat vorgefallen war. Sie war sicher, dass sie wusste, warum diese furchtbaren Morde verübt worden waren. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, wer der Mörder war. Dennoch
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