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Die Geliebte des Zeitreisenden

Die Geliebte des Zeitreisenden

Titel: Die Geliebte des Zeitreisenden
Autoren: Susan Kearney
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befreien. Ihre Finger landeten in seinem dichten, weichen Haar. »Tut mir leid.«
    »Das braucht es nicht. Mir tut es jedenfalls nicht leid.«
    »Das könnte es aber noch, später - sobald wir hier herausgekommen sind.«
    »Und warum?« In Richtung des Rohr-Endes wand er sich an ihrem Körper entlang. »Bist du etwa verheiratet?«
    »Ich werde nie heiraten.« Das war den Hohepriesterinnen nicht erlaubt. Es war zwar auch nicht ausdrücklich verboten, aber wer wollte schon eine Frau haben, die stark genug war, ihren Partner zu töten?
    »Hast du vielleicht sieben Brüder, die mich jetzt zusammenschlagen werden?«
    »Nein, es gibt nur mich und meine beiden Schwestern.« Es gelang ihr nicht, eine gewisse Schwermut aus ihrer Stimme herauszuhalten.
    »Kein Mann. Keine Brüder. Und du willst nicht heiraten. Süße, du bist einfach ideal«, sagte er mit sanftem und gleichzeitig heiserem Tonfall. Er wand sich aus der Röhre und sprang auf den Boden - sofort vermisste sie seine Wärme. Dann legten sich seine starken Hände um ihre Beine.
    »Ich komme... aus eigener Kraft nicht heraus.« Zwar versuchte sie, sich in dem Rohr zu winden, aber sie schaffte es nicht, denn die Enge behinderte sie. »Bist du da draußen allein?«
    »Ja. Es ist schon nach Mitternacht.«
    »Der Göttin sei Dank.«
    Seine großen Hände reichten fast um ihre Taille herum. Er zog sie aus der Röhre und stellte sie auf die Beine. Sofort rutschte der Saum ihrer Robe wieder herab, und sie glättete den Stoff, während sie dem Blick ihres Retters auswich.
    Als sich das Zeremonialgewand erneut um ihre Beine schmiegte, kehrte auch ihre übliche Kühle zurück. »Danke. Du hast mir das Leben gerettet. Aber das werde ich niemandem erzählen, mach dir also keine Sorgen...« Sie hob den Kopf und begegnete seinem Blick.
    »Ich mache mir keine Sorgen.« Er hielt den Kopf schräg, und seine Worte klangen so, als fände er schon diese Vorstellung geradezu absurd. Er lächelte, als sähe er nicht die Hohepriesterin, sondern Cael, die Frau, in ihr, und das ließ sie äußerst vorsichtig werden.
    In dem schwachen Licht erkannte sie ihn endlich. Es war Lucan Roarke. Der neue Archäologe in ihrer Mannschaft hatte dunkle Haare, unwiderstehliche blaue Augen und ein kantiges Kinn. Außerdem trug er eine Brille. Offenbar brauchte er aber eine neue, denn er schien sie noch immer nicht zu erkennen.
    »Falls jemand erfährt, dass du mich berührt hast, wird dich der Staat hinrichten lassen.«
    »Wirklich?«
    »Die einzigen Ausnahmen sind ... bei meinen Pflichten als Heilerin oder bei Segnungen während der religiösen Zeremonien zugelassen.«
    Sie erwartete, dass er nun vor ihr zurückwich, zitterte oder sich sogar zu Boden warf, wie es andere in seiner Lage getan hätten. Automatisch wappnete sie sich gegen die üblichen Ausbrüche der Angst, doch stattdessen beugte er sich zu ihr vor und sagte mit verführerischer Stimme: »Priesterin Cael« - offenbar hatte er sie also doch erkannt - »ich wünschte mir, etwas mehr als nur mein Schicksal läge jetzt in deiner Hand.«
    Lucan hatte es vermasselt. So viel zur Notwendigkeit unauffälligen Verhaltens. Er sollte mit keiner Frau flirten ... und schon gar nicht mit der Hohepriesterin von Pendragon. Dabei hatte er nur einen unverdächtigen Spaziergang durch den Komplex machen wollen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Was hatte er sich bloß dabei gedacht?
    Sie war sanft und geschmeidig. Ihr Haar wirkte wie Seide. Und ihr Duft... ihr Duft erinnerte ihn an Sommerregen. In seinen zweiunddreißig Lebensjahren hatte Lucan schon einiges Ungewöhnliche gesehen, aber noch nie etwas so Verwirrendes wie Caels Augen. Er hätte schwören können, dass die Iris in winzigen goldenen Flammen gebrannt hatte.
    »Zurück an die Arbeit«, sagte er zu sich selbst.
    Er durfte nicht zulassen, dass ihn diese Erfahrung ablenkte. Es war ganz gleichgültig, ob sie die faszinierendste Frau war, die er jemals gesehen hatte. Oder ob ihn jedes Mal, wenn er die Augen schloss, die Erinnerung an ihre sanften, sich gegen ihn drängenden Rundungen vergessen ließ, wie viel Arbeit noch vor ihm lag. Und wie wenig Zeit ihm dafür blieb.
    Seine bisherige Laufbahn hatte ihn zu Dutzenden von archäologischen Grabungsstätten geführt und ihm viele Rätsel aufgegeben. Aber Lucan hatte nicht drei Jahre auf dem Flug quer durch die Galaxis und drei weitere Jahre mit dem Erlernen einer neuen Sprache verbracht und sich einen Namen als geachteter dragonischer Linguist gemacht, um
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