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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)
Autoren: Dora Duncker
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Teiches, auf den die Herbstsonne glitzernde goldene Scheiben warf. Neben ihr auf der Bank lag ein neuer Roman Frau von Scudérys, aber sie blickte nicht hinein.
    Sie befand sich heute in einer besonders frohen Stimmung, der sie träumerisch nachhing. Briefe aus Blois waren gekommen, von ihrem Stiefvater und Cathérine, alle voll von Freude und Dankbarkeit, dass die liebe Tochter und Schwester nun bald ihrer aller Wohl in Händen halten sollte! Louises schöne Augen leuchteten unter den langen dunklen Wimpern hervor. Ihr höchstes Glück war es von je gewesen, Glück bereiten zu dürfen.
    Auf der stillen Straße in ihrem Rücken, die von Reugny herüber führte, wurde plötzlich Pferdegetrappel laut. Dann ein kurzes scharfes Parieren. Der Reiter musste ganz in ihrer Nähe am östlichen Parktor gehalten haben.
    Schon hörte sie rasche Schritte sich ihrem Sitz unter den Eichen nahen. Sie hob das Auge. Im gleichen Augenblick fast gab eine Lücke in dem dichten Boskett den Blick auf einen jungen, schmal und schlank gewachsenen Mann frei, der mit blassem Gesicht und gespannten Mienen auf Louise zuschritt. Das junge Mädchen erhob sich rasch und ging dem Ankommenden entgegen.
    „Bragelonne”, rief sie überrascht, „wo kommen Sie so plötzlich her?”
    Der junge Mensch, bleicher noch geworden, da er Louise nun ganz nahe gegenüberstand, beugte sich auf die Hand des jungen Mädchens und küsste sie leidenschaftlich. Sanft entzog ihm Louise ihre Hand.
    Der Graf stammelte Unverständliches.
    „Wollen Sie sich nicht setzen?”, bat Louise. „Sie sind ja ganz außer Atem von dem schnellen Ritt.”
    Er schüttelte den Kopf und sah sie aus seinen warmen dunklen Augen traurig an.
    „Ich habe keine Ruhe”, sagte er mit leiser Stimme, in der die unterdrückte Leidenschaft zitterte, „bevor ich nicht weiß, dass das, was man mir gesagt, ein Irrtum ist. Sagen Sie, Louise — von Ihren eigenen Lippen muss ich es hören, wenn ich nicht verzweifeln soll — Sie — Sie gehen nicht an den Hof?”
    Das junge Mädchen sah den Aufgeregten befremdet an. Dann schüttelte sie sanft den reizenden Kopf.
    „Es ist kein Irrtum, Graf. Ich gehe an den Hof, in wenigen Wochen schon. Ist das etwas so Fürchterliches, dass Sie bei dem bloßen Gedanken schon außer sich geraten?”
    Sie hatte sich langsam auf die Bank zurücksinken lassen.
    Bragelonne stürzte wie gefällt vor ihr auf die Knie. Mit beschwörenden Blicken sah er zu ihr auf. Mit eiskalten Händen griff er nach den ihren.
    „Sie dürfen nicht, Louise — ich beschwöre Sie! Sie nicht, so rein, so keusch, so unwissend, so vertrauensselig, an diesen Hof, an dem alles eitel Glanz, leerer Schein, Falschheit, Lüge ist! Ich beschwöre Sie, Louise, stehen Sie ab von diesem unglückseligen Plan, der Sie, mich, uns alle ins Verderben stürzen wird!”
    Mit rascher Bewegung machte Louise sich von Bragelonnes verzweifelten Griffen los und schüttelte unwillig den Kopf.
    „Wie dürfen Sie so sprechen, Graf! Wie dürfen Sie den Hof so lästern! Im Übrigen ist es beschlossene Sache und der Wunsch meiner Eltern.”
    Bragelonne war aufgestanden und hatte die Lippen fest zusammengebissen.
    „Und Ihr eigener, Fräulein von La Vallière”, murmelte er bitter.
    „Vielleicht”, sagte sie und hob die zarten Schultern ein weniges. „Vielleicht ist er es geworden, seit ich mich an den Gedanken gewöhnt habe. Ist es nicht besser so, als wenn ich mit Abscheu ginge?”
    Er sah von ihr fort und starrte finsteren Blickes auf den Teich hinüber, auf dem noch immer die goldenen Sonnenflecken spielten.
    „So sind Sie für mich verloren, Louise, auf ewig verloren!”
    Ihr Herz zitterte unter seinen verzweifelten Worten, beim Anblick seiner völlig zusammengebrochenen Gestalt. Sanft legte sie die Hand auf seinen Arm.
    „Nicht doch, Graf! Weshalb sollte ich Ihnen verloren sein? Der Weg zu mir steht Ihnen immer frei. Sie können mich besuchen! Die Ehrendamen Madames sind keine Gefangenen. Dann reden wir von der Heimat — und Sie bringen mir wieder Veilchen — wie sonst. Oder haben Sie die Veilchen heute vergessen, Graf?”
    Er lächelte trübe und griff in seine Brusttasche, wo wohlverwahrt in einer Papierhülle ein duftender Veilchenstrauß steckte. Louise nahm ihn aus Bragelonnes immer noch kalter, bebender Hand und versteckte ihr Gesichtchen in der zarten, duftenden Blütenpracht.
    „Dank, lieber Graf — und nicht wahr, Sie vergessen meine Veilchen und Ihre kleine Jugendfreundin Louise
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