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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)
Autoren: Dora Duncker
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mit Gilbert sprechen, dass er dir Rosalie als Kammermädchen mitgibt.”
    Ein schwacher Strahl der Freude erhellte des Mädchens blasses Gesicht.
    „Auch sollt ihr die Reise nach Paris nicht allein machen. Der Marquis wünscht zwar aus diplomatischen Gründen nicht, dass wir dich begleiten — aber ein Kurier ist schon zu deiner alten Freundin Frau von Fleuvigny unterwegs. Ihr Gatte ist in geheimer Mission beim König. Es war die Rede davon, dass Frau von Fleuvigny ihm folgen sollte, um ein paar der großen Hoffeste mitzufeiern. Sie wird sich sicherlich nicht weigern, dich unter ihren Schutz zu nehmen.”
    „Oh, Suzette”, sagte Louise, ein weniger ruhiger geworden, „die liebe kluge Suzette. Ihr vertraue ich mich gerne an.”
    Frau von Saint-Remi küsste ihre Tochter auf die Stirn und schlug das Kreuz über sie.
    „Und nun geh mit Gott, liebe Tochter. Und wenn du unseren Entschluss überdenkst, so vergiss nicht, dass wir dabei in erster Stelle dein Glück und deine Zukunft im Aug haben. Kann sie am Hofe Louis' XIV. anders als eine glänzende für dich sein?”
    Wortlos küsste Louise die Hand der Mutter. Dann verließ sie ein wenig schleppenden Ganges das Gemach.
    Einen Augenblick zog es wie Schatten über das Gesicht der Marquise, als sie ihrer Tochter nachsah. Aber die Schatten schwanden schnell. Obwohl Louise ein wenig lahmte, war sie bei den jugendlichen Tanzfesten der Orléans stets die graziöseste und begehrteste Tänzerin gewesen, bei allen Jagden die schneidigste Reiterin. Die Marquise lächelte. Es würde Louise Françoise am Hofe des galanten Königs nicht fehlen.
    Jean Gilbert, der alte Gärtner, der seit mehr als fünfundzwanzig Jahren im Dienst der La Vallière stand, der vor nun siebzehn Jahren die kleine Louise Françoise hatte auf die Welt kommen sehen, der sie mit seiner Rosalie zusammen auf den Knien geschaukelt hatte, stimmte freudig zu, dass seine Tochter das Fräulein begleitete.
    Wenn es denn ausgemachte Sache war, dass das arme, schöne, sanfte Ding von seinen geliebten Blumen fort an den Hof musste, sollte wenigstens die beherzte Rosalie an der Seite des Fräuleins bleiben, solange das Fräulein Louise sie behalten mochte. Rosalie war ein arger Strick und ein kleiner Wildfang, aber sie hatte Herz und Mund auf dem rechten Fleck und wusste genau was sie wollte. Das Fräulein aber war bei all seiner Schönheit und Liebenswürdigkeit viel zu gutherzig, weich und nachgiebig für die große Welt. Dem konnte es nicht schaden, wenn es ein so derbes gesundes Holz wie seine Älteste zum Anlehnen in der Nähe hatte.
    So meinte der alte Jean Gilbert, der das Leben zu kennen glaubte.
    Frau von Fleuvigny hatte ihre Ankunft in La Vallière für die Mitte des Oktobers festgesetzt.
    Es war beschlossen worden, nicht erst nach Blois zurückzukehren, sondern die letzten schönen Herbstwochen in der alten lieben Heimat zu verleben. Louise hatte Muße, sich an den Abschied von La Vallière und den Ihrigen zu gewöhnen. Allmählich fing sie sogar an, der Zukunft zuversichtlicher ins Auge zu blicken.
    Ihre immer rege Fantasie schuf sich die Bilder der Menschen, mit denen sie fortan leben sollte. Sie malte sich Madame und ihren Hof ein wenig in den Farben aus, mit denen die Mutter ihn geschmückt hatte.
    Sie fing an, sich die junge Königin vorzustellen, deren Anmut man ebenso laut pries wie ihren frommen, rechtlichen Sinn. Auch von Anne d'Autriche, von der die Orléans so oft gesprochen, begann Louise sich ein Bild zu machen. Wenn es so war, dass diese Königin nach allen Stürmen, die ihr Leben durchbraust hatten, jetzt nur noch dem Glück ihrer Kinder lebte, so mochte für ihr eigenes kleines schüchternes Herz am Ende kein Grund zum Bangen vor der mächtigen Frau vorhanden sein!
    Am wenigsten gelang es Louise, sich den König in irgendwelchen festen Umrissen vorzustellen. Sie hatte nie ein Bild von ihm gesehen, sie hatte nur gehört, dass er ein auffallend schöner, ritterlicher Mann sein sollte.
    Vergebens grübelte sie darüber nach, wie der allmächtige Herrscher Frankreichs in Wahrheit aussehen, wie sein Wesen, seine Sprache sein mochte. Hatte sie einmal ein Bild dafür gefunden, zerfloss es auch also gleich wieder. Am Ende tröstete sie sich. Was ging sie schließlich der König an, der schwerlich jemals etwas von der Anwesenheit der kleinen Provinzialin an seinem glänzenden Hof bemerken würde!
    Heute, an einem wundervoll milden Oktobertag, saß Louise unter den Eichen in der Nähe des großen
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