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Die Geliebte des Malers

Die Geliebte des Malers

Titel: Die Geliebte des Malers
Autoren: Nora Roberts
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meinem Hausboot.«
    »Ich würde nicht einmal auf Michelangelos Hausboot mitkommen, wenn er mir mit einer so plumpen Anmache käme.« Cassidy lockerte den Griff um ihre Handtasche und schüttelte ihr Haar zurück. Sie musste grinsen, als sie seinen schweren Seufzer hörte.
    »Na schön.« Sie konnte seine Ungeduld spüren, als er sich zu den trüben Lichtern im Nebel umdrehte. »Wir bestellen uns eine Tasse Kaffee, in irgendeinem hell erleuchteten und gut besuchten Café. Ist Ihnen das lieber? Sollte ich Anstalten machen, etwas Unanständiges zu versuchen, können Sie ja den Tisch mit Ihrem berüchtigten Handkantenschlag zerbrechen und so dafür sorgen, dass alle Augen sich auf uns richten.«
    Cassidys Lippen zuckten. »Ich glaube, darauf kann ich mich einlassen.«
    Bevor sie noch etwas anderes sagen konnte, hatte er sie schon bei der Hand gefasst und zog sie hinter sich her. Es war eine seltsam vertraute Geste, und gleichzeitig konnte Cassidy seine absolute Entschlossenheit spüren. Dieser Mann würde ein Nein niemals akzeptieren. Er ging mit ausholenden Schritten auf die Kneipen und Cafés zu, und sie fragte sich, ob er es immer so eilig hatte. Dabei war sein Gang geschmeidig und locker.
    Er zog sie in ein kleines Café und fand eine freie Nische. Sobald sie saßen, lag sein durchdringender Blick wieder auf ihrem Gesicht. Seine Augen waren von einem noch intensiveren Blau, als sie draußen auf dem dunklen Dock hatte erkennen können. Die schwarzen Wimpern und die gebräunte Haut ließen die Farbe noch strahlender erscheinen. Sie hielt seinem Blick stand, forschte selbst in seinem Gesicht und fragte sich, was für ein Mann wohl hinter solch blauen Augen stecken mochte.
    Die Kellnerin brach den Bann.
    »Was kann ich Ihnen bringen?«
    »Äh … Kaffee, bitte«, sagte Cassidy. »Zwei Tassen«, fügte sie hinzu, als ihr Begleiter keine Anzeichen machte, etwas zu bestellen. Nachdem die Bedienung wieder davongetrottet war, richtete sich Cassidy an ihr Gegenüber. »Warum starren Sie mich eigentlich so an?« Es ärgerte sie, dass sie sich von diesem Blick nervös machen ließ. »Das ist sehr unhöflich, wissen Sie das? Und zudem nervenaufreibend.«
    »Das Licht hier drinnen ist grässlich, aber immerhin besser als der Nebel da draußen. Glätten Sie die Stirn«, wies er an. »Wenn Sie die Stirn runzeln, bekommen Sie da oben eine Falte.« Bevor sie einen Ton sagen konnte, strich er ihr mit dem Finger bereits über die Stelle zwischen ihren Brauen. »Sie haben ein bemerkenswertes Gesicht. Ich bin mir nur noch nicht sicher, ob diese violetten Augen ein Plus oder ein Minus sind. Man tendiert dazu, Violett nicht für echt zu halten.«
    Während Cassidy noch versuchte, diese Worte zu verarbeiten, brachte die Kellnerin die beiden Tassen Kaffee. Er schaute auf, lächelte sein umwerfendes Lächeln und nahm der jungen Frau den Bleistift aus der Hand.
    »Den brauche ich, nur für ein paar Minuten. Entspannen Sie sich«, wandte er sich an Cassidy. »Trinken Sie Ihren Kaffee«, wies er sie mit einer nachlässigen Geste an. »Es wird auch ganz bestimmt nicht wehtun.«
    Cassidy tat, wie ihr geheißen, während er auf einer Papierserviette zu zeichnen begann.
    »Haben Sie einen Job mit festen Arbeitszeiten, die wir einplanen müssen? Oder unterhält Sie Ihr erfundener Ehemann mit den Mitteln, die er beim Football einspielt?«
    »Woher wollen Sie wissen, dass er erfunden ist?«, konterte Cassidy und zwang sich, den Blick von seinem Gesicht zu wenden.
    »Aus dem gleichen Grund, aus dem ich weiß, dass Sie erhebliche Schwierigkeiten mit einer Vier-Zentimeter-Planke hätten.« Er zeichnete ohne Unterbrechung weiter. »Also, haben Sie einen Job?«
    »Ich bin heute Nachtmittag gefeuert worden«, murmelte sie in ihre Tasse.
    »Das vereinfacht die Dinge ungemein. Lassen Sie das Stirnrunzeln sein! Ich bin kein geduldiger Mann. Ich zahle Ihnen das übliche Honorar.« Er sah auf. »Was ich vorhabe, sollte nicht länger als zwei Monate dauern. Wenn alles glattläuft. Schauen Sie nicht so schockiert drein, Cassidy. Meine Absichten waren von Anfang an ehrenhaft. Es war nur Ihre schlüpfrige Fantasie, die …«
    »Meine Fantasie ist nicht schlüpfrig!«, widersprach sie empört. Sie spürte, wie ihre Wangen zu brennen begannen. »Wenn man sich im Nebel an andere heranschleicht …«
    »Heranschleichen?« Seine Finger unterbrachen ihre Arbeit, er schaute auf und warf ihr einen verdrießlichen Blick zu. »Ich habe mich nicht an Sie
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