Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel
Autoren: G. M. Ford
Vom Netzwerk:
hatte Meza Azul für den Staat Arizona den Unterschied zwischen Gewinn und Verlust bedeutet, zwischen Überschuss und Defizit, und war mit schöner Regelmäßigkeit vom Gouverneur als Paradebeispiel einer fantasievollen Steuerpolitik angeführt worden, die den Staat vor dem drohenden finanziellen Ruin gerettet hatte.
    James Blaine hatte keinerlei Zweifel. Zum Teufel mit den Beratern. Es gab für ihn keine Möglichkeit, sich von Meza Azul zu distanzieren. Das hier war sein Baby, und je länger die Krise dauerte, desto schlechter würde es um seine Wiederwahl bestellt sein.
    »Was jetzt?«, fragte der Gouverneur.
    »Es sind Verhandlungsführer vom FBI auf dem Weg.« Romero sah auf die Uhr. »Sie müssten heute Abend um sechs Uhr hier sein.« Mit großen braunen Augen betrachtete er den Gouverneur. Wartete. Er wollte nicht derjenige sein, der die entscheidende Frage aussprach. Zehn Sekunden verstrichen, bevor sie sich selbst stellte.
    »Glauben Sie, wir können das hier allein regeln?«, fragte Blaine.
    Romero zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich nicht.«
    »Wir haben über achtzig Officers der State Patrol vor Ort.«
    »Driver hat zweihundertvierzig Zellen geöffnet. Vor allem in Block D. Die Biker. Vielleicht auch ein paar von der mexikanischen Mafia. Wir müssten einiges von dem hispanischen Überschuss zu den Bikern stecken.«
    Den Bikern gehörte die südliche Hälfte des Blocks D. Der afroamerikanische Kongress hatte die Nordhälfte. Die mexikanische Mafia und die Skinhead-Nazis teilten sich Block B. Die Biker hätten lieber bei den Mexikanern gewohnt, doch man hätte auf keinen Fall die Nazis mit den Afrikanern zusammenstecken können. Die Mexikaner hassten die Nazis, sie hielten sie für die beschissensten Würmer auf dem ganzen Planeten. Lieber wären sie mit den Afrikanern oder den Bikern zusammen gewesen, aber man hätte auf keinen Fall die Nazis mit den Bikern zusammenstecken können. Abgesehen davon, dass sie die Nazis für Mutanten und eine Schande für die weiße Rasse hielten, hassten die Biker sie außerdem dafür, dass sie sich sowohl außerhalb wie innerhalb der Mauern ins Methamphetamin-Geschäft gedrängt hatten. Vor allem jedoch hassten sie die Skinheads dafür, dass sie ihre heißgeliebten Nazi-Insignien besudelt hatten.
    Der Gouverneur zuckte zusammen und wischte sich mit der Hand übers Gesicht. Bevor er etwas sagen konnte, fuhr Romero fort: »Sie haben Zugang zum Waffenlager«, sagte er.
    »Was bedeutet das?«
    Romero musste sich zwingen weiterzusprechen. »Das bedeutet, dass sie Zugang zu jeder Art von automatischen Waffen haben, die es auf diesem Planeten gibt.« Er zögerte. Holte tief Luft. »Und zu ungefähr drei Millionen Schuss Munition.«
    James Blaine fuhr sich durchs Haar und wandte sich ab. Er konnte fühlen, wie schütter sein Haar in den letzten Jahren geworden war. Früher hatte er ›Präsidentenhaar‹ gehabt. So nannten sie das wirklich, ›Präsidentenhaar‹.
    Es klopfte an der Tür. Keiner sagte etwas. Die Tür öffnete sich einen Spalt weit.
    Romeros Assistentin Iris Cruz schaute zwischen dem Direktor und dem Gouverneur hin und her. Sie war dreißig, zwölf Jahre jünger als ihr Boss. Ihre einstige Sanduhrfigur hatte sich in etwas verwandelt, das eher einer Bahnhofsuhr glich. Seit neunzehn Monaten schliefen sie miteinander. Seit Iris' Ehemann Estoban sein Leben in Amerika leid geworden und nach Mexiko zurückgekehrt war. Estoban war noch nicht ganz zur Tür hinaus gewesen, als Romero sich ihr bereits erklärt hatte. Er hatte es schon lange gewollt, bis dahin aber der Versuchung widerstanden. Iris hatte es von Anfang an gewusst. Frauen wussten so etwas einfach. Genauso, wie sie wussten, dass ein Mann niemals seine dürre Frau verlassen würde, wie er all die Monate immer wieder behauptete. Manchmal konnten Frauen es für eine gewisse Zeit ausblenden, aber sie wussten es. Sie wussten es immer.
    »Ich habe das Buch besorgt, das Sie haben wollten«, sagte sie, ohne ihm in die Augen zu sehen.
    Romero durchquerte mit vier raschen Schritten den Raum, riss Cruz das Buch aus den manikürten Fingern und machte die Tür wieder zu. Einen Moment lang blieb er stehen und betrachtete den Umschlag des Buches, bevor er die Seiten mit dem Daumen durchblätterte, dann das Bild auf der Rückseite studierte, die hintere Umschlagseite aufschlug und den Klappentext las.
    »Was ist das?«, wollte der Gouverneur wissen.
    »Ein Buch von Frank Corso.« Er hielt das Cover hoch, so dass Blaine es sehen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher