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Die geheimnisvollen Zimmer

Titel: Die geheimnisvollen Zimmer
Autoren: Sven Elvestad
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hielt sich daher still. Seine Blicke irrten allerdings unruhig im Zimmer umher, als suche er einen Ausweg, auf dem er entkommen könnte. In seinen Augen leuchtete ein unheimlicher Rachedurst. Er gleicht einer gespannten Stahlfeder, dachte Krag, lasse ich ihn auch nur eine Sekunde aus den Augen, so stürzt er sich auf mich.
    Und daher hielt der Detektiv während des folgenden Gespräches die Pistole unverwandt auf des Verbrechers Stirn gerichtet.
    »Das sollen sie mir bezahlen«, zischte Jim. »Ich werde mich an die Polizei wenden.«
    »Wollen Sie mir den Dienst erweisen, ein Papier aus meiner Rocktasche zu nehmen, Frau Hjelm?« bat Krag. »Das in dem braunen Kuvert.«
    Frau Hjelm, die vor Angst und Grausen am ganzen Körper zitterte, zog das gewünschte Papier aus seiner Tasche.
    »Übergeben Sie es Herrn Charter«, sagte Krag.
    Jim nahm das Kuvert neugierig aus ihrer Hand und öffnete es.
    »Satan!« schrie er. »Sie sind also gar nicht Arzt?«
    »Nein, wie Sie aus dem Papier erkennen, bin ich Polizist, Detektiv. Wollen Sie sich also an die Polizei wenden, so dürfen Sie mir Ihr Vertrauen schenken. Wie Sie sehen, mache ich es Ihnen sehr bequem.«
    Jim Charter lachte höhnisch und warf Kuvert und Papier auf den Tisch.
    »Was wollen Sie denn von mir? Erklären Sie sich kurz und lassen Sie uns nicht die Zeit verschwenden.«
    »Ich will, daß Sie gestehen sollen.«
    »Was soll ich gestehen?«
    »Den Mord an dem alten Aakerholm.«
    Jim lachte roh auf.
    »Ich glaube, meiner Seel', Sie sind verrückt«, sagte er. »Der alte Idiot hat sich ja selbst erschossen.«
    »Nein, Sie haben Aakerholm erschossen.«
    »Ich? Nun, lassen Sie uns einmal die Möglichkeit erwägen, daß ich ihn erschossen hätte. Dann könnte ich aber bei Gott beweisen, daß es in der Notwehr geschah. Er schoß zuerst auf mich.«
    »Warum?«
    »Das brauche ich Ihnen nicht zu erzählen.«
    »Wissen Sie, Jim Charter, daß Aakerholm sich vor Ihnen fürchtete?«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Wissen Sie auch, warum er sich vor Ihnen fürchtete?«
    »Ja, auch das weiß ich. Aber für all das kann Ihnen mein Bruder die beste Erklärung geben.«
    Jim sah den Detektiv mit triumphierenden Mienen an, als wolle er sagen: So ist es mir also doch endlich gelungen, dich stutzig zu machen.
    Krag aber antwortete ganz ruhig.
    »Ja so, Bengt ist also Ihr Bruder.«
    »Allerdings. Aber – begreifen Sie denn nicht, wie töricht Sie zu Werk gehen. Wie soll es Ihnen gelingen, den Beweis beizubringen, daß ich Aakerholms Mörder sei? In der ganzen Welt gibt es keinen Gerichtshof, der es wagen würde, mich zu verurteilen.«
    »In dem, was Sie soeben gestanden haben, liegt ja. bereits ein halber Beweis gegen Sie vor.«
    Jim lachte laut auf.
    »Hahaha! Das nennen Sie einen halben Beweis? Ich habe mich ja nur auf Ihre Kosten ein wenig lustig gemacht.«
    »Wir haben einen Zeugen für unser Gespräch.«
    »Frau Hjelm meinen Sie? Die wird schweigen wie das Grab.«
    Jim warf ihr einen scharfen Blick zu und fuhr fort:
    »Sie wird es wohl nicht wagen, gegen mich auszusagen.«
    Frau Hjelm antwortete nicht. Schweigend saß sie da und sah die beiden Männer an. Ihre Augen waren rot vom Weinen, ihre Gesichtszüge verzerrt vor Angst.
    »Aber ich habe noch andere Beweise gegen Sie«, sagte Krag. »Warten Sie nur, bis Sie vor den Schranken stehen, dann werden Sie sehen, was alles ans Licht kommt.«
    »Vor den Schranken? Wie töricht! Wer sollte mich dorthin führen?«
    »Ich.«
    »Sie machen sich ja geradezu lächerlich. Wollen Sie allein mich verhaften?«
    »Ja, ich allein.«
    »Aber verstehen Sie denn nicht, daß das einzige, was mich daran hindert, meiner Wege zu gehen, das kleine Ding ist, das Sie dort in der Hand haben? Sie beabsichtigen vielleicht, mir mit einer Hand Fesseln anzulegen, während Sie in der anderen den Revolver halten? Glauben Sie wirklich, daß Ihnen das gelingen würde? Sobald Sie mir zu nahe kommen, schlage ich Ihnen ins Gesicht. Ich bin zehnmal so stark wie Sie.«
    »Wissen Sie auch«, erwiderte Krag, »daß nur drei Minuten von hier, im Kvamberger Gutshause, sich ein Polizeibeamter befindet
    nebst zwei kräftigen Schutzleuten und außerdem mein Freund Doktor Rasch? Wenn ich nun Frau Hjelm bitte, hinauszugehen, meinen zweiten Revolver aus meiner Rocktasche zu nehmen und damit einen Schuß in die Luft abzugeben, so kommen meine Freunde sofort herbeigeeilt. Und dann wären Sie also unser Gefangener.«
    Jim runzelte die Brauen.
    »Nun, tuen Sie es«, sagte er. »Wir wollen
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