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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel
Autoren: Jules Verne
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gleichzeitig durch die Stämme und die Kronen fortpflanzte, welch’ letztere’ durch die vielfache Verschlingung der Zweige die Ausbreitung desselben so sehr begünstigte, daß das Feuer öfter raschere Fortschritte zu machen schien, als der Lavastrom am Boden.
    Entsetzt und verwirrt flohen alle Thiere, wilde und andere, Jaguare, Eber, Wasserschweine, Kulas, Pelzthiere und Federvieh, nach der andern Seite der Mercy in die Tadorne-Sümpfe, jenseit der Straße nach dem Ballonhafen. Die Colonisten fesselte aber ihre Arbeit viel zu sehr, als daß irgend Etwas hätte ihre Aufmerksamkeit ablenken können. Sie hatten übrigens das Granithaus geräumt, wollten auch unter den Kaminen kein Obdach suchen, sondern rasteten unter einem Zelte nahe der Mündung der Mercy.
    Jeden Tag verfügten sich Cyrus Smith und Gedeon Spilett nach dem Plateau der Freien Umschau. Harbert schloß sich ihnen manchmal an, Pencroff niemals, da er den jetzigen Zustand der vollkommen zerstörten Insel nicht sehen mochte.
    In der That bot sich da ein trostloser Anblick! Der ganze früher bewaldete Theil der Insel stand kahl. Eine vereinzelte Baumgruppe ragte noch am Ende der Schlangenhalbinsel empor. Da und dort starrten einige astlose, verkohlte Stämme in die Luft. Die Ueberfluthung mit Lava war eine vollkommene. Da wo sich früher das prächtige Grün ausdehnte, deckte den Boden eine wirre Anhäufung vulkanischer Tuffs. In den Thalbetten des Cascadenflusses und der Mercy rann kein Tröpfchen Wasser mehr, und die Colonisten hätten absolut Nichts gehabt, ihren Durst zu löschen, wenn der Grant-See vollkommen verdampft worden wäre. Zum Glück war sein südliches Ende verschont geblieben und bildete eine Art kleinen Teich, – das einzige auf der ganzen Insel vorhandene Trinkwasser. Gegen Nordosten hoben sich die Ausläufer des Vulkans in rauhen, scharfen Kämmen vom Horizonte ab, wie eine riesenhafte in die Insel eingeschlagene Kralle. Welch’ schmerzliches Schauspiel, welch’ vernichtender Anblick für die Colonisten, die sich aus einem fruchtbaren Wohnsitze, der mit Wäldern bedeckt, von Bächen und Flüssen bewässert und mit lachenden Ernten bestanden war, in einem Augenblick auf einen wüsten Felsen versetzt sahen, auf dem sie ohne ihre angesammelten Vorräthe gar nichts zu leben gefunden hätten!
    »Das bricht Einem das Herz! sagte eines Tages Gedeon Spilett.
    – Ja wohl, erwiderte der Ingenieur. Gebe uns der Himmel nur noch Frist, das Schiff, jetzt unsere einzige Zuflucht, zu vollenden.
    – Scheint es Ihnen nicht, Cyrus, als wolle der Vulkan sich beruhigen? Er stößt zwar noch immer Lavamassen aus, doch, wenn ich mich nicht täusche, minder reichlich.
    – Das will nicht viel bedeuten, antwortete Cyrus Smith. Im Innern des Berges glüht das Feuer doch immer fort, und das Meer kann jeden Augenblick hinein dringen. Wir befinden uns jetzt in der Lage von Passagieren eines brennenden Schiffes, dessen Feuer nicht mehr zu löschen ist, und das nothwendig früher oder später die Pulverkammer erreichen muß. Kommen Sie, Spilett, kommen Sie; wir wollen keine Stunde verlieren!«
    Noch acht Tage lang, also bis zum 7. Februar, breiteten sich die Lavamassen weiter aus, aber die Eruption hielt sich in mäßigen Grenzen. Vor Allem fürchtete Cyrus Smith, daß die Lavamassen sich über den Strand ergießen könnten, in welchem Falle auch der Schiffsbauplatz der Zerstörung anheim gefallen wäre. Zu dieser Zeit fühlten die Colonisten auch ein gewisses Erzittern des Inselbodens, das sie lebhaft beunruhigte.
     

    Kampf zwischen Feuer und Wasser. (S. 701.)
     
    Man schrieb den 20. Februar. Noch einen Monat bedurfte es, bis das Schiff seetüchtig wurde. Hielt die Insel noch so lange aus? Pencroff und Cyrus Smith beabsichtigten, das Fahrzeug vom Stapel laufen zu lassen, sobald sein Rumpf genügend wasserdicht wäre.
     

    Eine furchtbare Explosion. (S. 707.)
     
    Das Verdeck, der innere Ausbau und die Takelage sollten später vollendet werden, die Hauptsache war, daß die Colonisten außerhalb der Insel ein gesichertes Unterkommen fänden. Vielleicht empfahl es sich auch, dasselbe nach dem Ballonhafen zu führen, d.h. so weit als möglich von dem Eruptionspunkte, denn an der Mercymündung und zwischen der Granitmauer und dem Eilande lief es Gefahr, bei etwaigem Einsturz der Felsmassen zertrümmert zu werden. Alle Anstrengungen der Arbeiter bezweckten also nur die Vollendung des Rumpfes.
    So kam der 3. März heran, und sie konnten berechnen, daß der
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