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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)
Autoren: Melissa Fairchild
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Mann legte den Finger ans Kinn, wo er ein dünnes Bärtchen trug, das aussah, als habe es jemand mit einem feinen Pinsel hingetupft.
    »Besser als vor ein paar Tagen«, wiederholte der Mann nachdenklich. »Und das findest du logisch?«
    Der Junge sah ihn verdattert an. »Ich verstehe kein Wort.«
    Der Mann ließ sich an der Bettkante nieder und streckte die Hand aus. »Ich bin Professor Khan«, sagte er.
    Der Junge schüttelte die kleine feuchte Hand. »Sind Sie Arzt?«
    »Ich bin Berater«, verkündete Khan stolz. »Genau genommen, Traumaspezialist. Ich werde nur bei … besonderen Fällen hinzugezogen.«
    »Sozusagen als Rettungskommando?«
    Khan lächelte strahlend. »Genau! Und jetzt erzähl mir, ob du noch Schmerzen hast.«
    »Ein bisschen im linken Bein.« Gestern hatten sie den Streckapparat weggenommen und den Gipsverband am linken Bein entfernt. Inzwischen war von den Bandagen nur noch ein leichterer Gips am rechten Bein übrig.
    »Kopfschmerzen, Sehstörungen, Benommenheit?«
    »Eigentlich nicht. Aber ich werde sehr schnell müde. Ich glaube, es könnte an den Tabletten liegen.«
    »Nun ja, doch du solltest sie trotzdem noch eine Weile weiternehmen. Wärst du bitte so gut, beide Arme zu heben?« Der Junge hob beide Arme.
    »Und jetzt wieder senken.«
    Er gehorchte.
    »Tut das weh?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Erneut berührte Khan sein Kinnbärtchen und starrte ihn immer weiter an.
    »Sehr ungewöhnlich«, stellte er nach einer halben Ewigkeit fest.
    Ich will Ihnen mal sagen, was ungewöhnlich ist!, hätte der Junge am liebsten geschrien. Ich habe mich vor einen Zug geworfen und die Sache überlebt. Das ist ungewöhnlich!
    Stattdessen lag er nur still da und lauschte, während Dr. Khan offenbar mit sich selbst sprach. »Ein wirklich bemerkenswerter Fall. Wenn sich der Patient weiter so rasch erholt, könnte man morgen den letzten Gipsverband entfernen. Die letzten CTs zeigen keinerlei Hinweise auf innere Verletzungen mehr. Die Narben von den elektrischen Verbrennungen sind minimal und verblassen von Stunde zu Stunde …«
    Abgelenkt von einem durchdringenden Quietschen, schaltete der Junge die Ohren auf Durchzug. Und wie nicht anders erwartet, kamen am Ende des Raums Foster und sein Rollwagen in Sicht. Diesmal war er hoch mit Zeitschriften beladen. Foster blieb stehen, um mit der Oberschwester, einer strengen, unnahbaren Frau, ein paar Worte zu wechseln. Obwohl sie ziemlich klein war, überragte sie ihn noch um anderthalb Köpfe.
    »Wenn ich mich so schnell erhole«, wandte sich der Junge an Khan, »kann ich doch bald entlassen werden, oder?«
    Khan runzelte die Stirn. »Oh, wir wollen nichts überstürzen, junger Mann. Es müssen noch verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden. Wir möchten der Sache schließlich auf den Grund gehen.«
    »Was für Untersuchungen?«
    Khan tätschelte ihm die Schulter und stand auf. »Denk einfach nur an deine Genesung und überlass es uns, was wir sonst noch mit dir anfangen.«
    »Mit mir anfangen? Was haben Sie vor?«
    Khan antwortete nicht. »Behalten Sie ihn im Auge«, meinte er stattdessen zur Oberschwester und rauschte hinaus.
    Die Schwester nickte und zwinkerte dem Jungen zu. Obwohl es sich eigentlich um eine freundliche Geste handelte, bekam er eine Gänsehaut auf den Armen. Er sah sich nach Foster um, doch der kleine buckelige Hausmeister war verschwunden.

    Nach dem Mittagessen hatte er wieder Besuch. Diesmal war es die blasse Frau mit der runden Brille. Trotz ihres abweisenden Äußeren war ihre Stimme so sanft wie ein Rauschen im Gras.
    »Ich bin Doktor Janssen«, stellte sie sich vor. »Aber wenn du möchtest, kannst du mich auch Amelia nennen.«
    »Sind Sie auch ein Rettungskommando?«, fragte er.
    Amelia lachte. »Wie kommst du denn auf die Idee?«
    Er stimmte in ihr Gelächter ein. Sie war viel netter als Professor Khan. »Das ist nicht so wichtig«, meinte er. »Wahrscheinlich wollen Sie mich untersuchen. Mit meinen Armen ist alles wieder in Ordnung. Eigentlich ist es nur noch das rechte Bein …«
    »So eine Ärztin bin ich nicht«, erwiderte Amelia.
    »Oh?«
    »Ich bin Psychiaterin«, antwortete sie, worauf sich sein Herz zusammenballte wie eine Faust. »Keine Angst, du brauchst dich nicht zu fürchten. Du bist nicht verrückt oder so.«
    »Wirklich nicht?«
    »Nein. Aber ich würde dir gerne ein paar Fragen stellen. Einverstanden?«
    »Meinetwegen.« Er wusste, dass er anfangen musste, jemandem zu vertrauen. Und da war Amelia besser geeignet als
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