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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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alle anderen auf und ließ sich dann breit und gemütlich zwischen Tyler und Lucinda nieder. »Ihr zwei seid vielleicht gewachsen!« Die Herrin der Küche nahm Lucinda genauer in Augenschein. »Richtig groß schon! Bald bist du eine Frau, doch, wirklich!« Lucinda wurde rot. »Und du, Tyler. Du bist auch richtig groß geworden!«
    Tyler lachte. »Ach, das dauert noch ein Weilchen, bis ich Ragnar eingeholt habe.«
    Sarah nickte. »Ja, der arme Ragnar, er hat so viel Arbeit mit Gideons vielen Zäunen und Toren.« Sie zuckte die Achseln.
    |33| »Was hältst du von dem ganzen Kram?«, fragte Tyler die Köchin. »Von den neuen Zäunen und den ganzen Sicherheitsmaßnahmen?«
    »Ach, was weiß ich denn schon.« Sarah war dieses Thema sichtlich unangenehm. »Wenn Gideon sagt, wir brauchen sie, dann brauchen wir sie. Er ist so besorgt um unsere Sicherheit. Und er trauert immer noch um seine Frau.«
    »Der Ärmste«, sagte Lucinda. Gideons Frau Grace war vor Jahrzehnten verschwunden, aber das Rätsel ihres Verschwindens war nie aufgelöst worden. »Sie muss ihm schrecklich fehlen.«
    »Aber du hast ihm geholfen, Tyler.« Pema, die kleine Tibeterin, war leise herangetreten. Sie wurde rot, als alle sie anschauten, sprach aber tapfer weiter. »Weil du letzten Sommer das Halsband seiner Frau gefunden hast, meine ich. Er hat es immer um. Immer am Hals. Wenn er traurig ist, berührt er es und …« Sie strich über ein unsichtbares Etwas an ihrem Hals. »So. Dann ist er nicht mehr so traurig.« Sie zeigte auf ihn. »Schau«, sagte sie. »Er macht es gerade.«
    Tyler sah zu Gideon hinüber. Er strich in der Tat über die Goldkette des Medaillons um seinen Hals, aber das war es nicht, was Tylers Aufmerksamkeit erregte. Sein Großonkel unterhielt sich mit Mrs. Needle, die Tyler nun das erste Mal seit ihrer Ankunft erblickte. Die Hexe – die sie für ihn immer bleiben würde – war wie üblich korrekt und zeitlos gekleidet. Sie trug einen langen schwarzen Rock und eine bis zum schlanken Hals zugeknöpfte weiße Bluse. Sie schien Tylers Blick zu fühlen, denn plötzlich hob sie den Kopf, und einen Moment lang war er sich sicher, in ihren Augen einen eiskalten Hass zu erkennen. Doch der Ausdruck verschwand wie ein Nebelschleier, und sie lächelte ihn beinahe natürlich an.
    »Willkommen auf der Farm!«, rief sie.
    |34| Tyler zog sich der Magen zusammen und er wandte sich ab. Lucinda sah ihn warnend an.
    »Und wie geht’s unserer Mrs. Needle so?«, fragte er.
    Sarah vergewisserte sich, dass die Engländerin nicht hinschaute, bevor sie eine finstere Miene aufsetzte. »Sie ist, was sie ist.« Wie fast alle auf der Tinkerfarm war auch Sarah eine Exilantin aus der Vergangenheit, eine Frau aus dem Mittelalter, die eine sehr entschiedene Meinung zu Hexen hatte. »Aber Gideon hört auf sie, und er vertraut ihr. Ärgert sie bitte nicht.«
    »Warum sollten wir sie ärgern?«
    Sarah schüttelte den Kopf. »Nehmt euch einfach in acht, Kinder, bitte! Sie mag euch nicht, und es ist nicht gut, sie zum Feind zu haben.«

    Es war dunkle Nacht. Fledermäuse schwirrten durch den Garten auf der Jagd nach Nachtfaltern und Mücken. Auf der Farm herrschte ein ländlicher Tagesrhythmus: Wer nicht mit Abräumen und Spülen beschäftigt war, verzog sich langsam Richtung Bett. Gideon hatte sich schon eine halbe Stunde zuvor verabschiedet. Caesar, der alte Schwarze, der sich im Haus allgemein nützlich machte und darauf bestand, Gideon Goldring persönlich zu bedienen, fing plötzlich an, ein Lied zu singen.
     
    Oh, let me fly, now, let me fly!
    Let me fly into Mount Zion,
    Lord, Lord.
     
    Die Sehnsucht nach jenem Berg Zion, die dabei in seiner brüchigen alten Stimme schwang, verstand Tyler nicht so recht, und doch passte das Lied zur allgemeinen Stimmung – vielleicht |35| war es auch die Art, wie Caesar es sang. Selbst Simos Walkwell tappte im Takt mit dem Huf. Oola begann, sich hin und her zu wiegen und ihre dicken braunen Haare zu zwirbeln.
     
    I just want to get up in the Promised Land …
     
    Eine harte Hand legte sich auf Tylers Schulter, und er zuckte zusammen.
    »Guten Abend, Kinder«, sagte Patience Needle. »Wie nett, dass ihr wieder da seid. Es wird jetzt Zeit, dass ich euch eure Zimmer zeige.«
    »Wie geht es Colin?«, fragte Lucinda. »Ist er schlimm verbrannt?«
    Die Miene der Frau veränderte sich nicht. »Er ist schon fast wiederhergestellt. Verbrennungen zu heilen ist für mich nichts Besonderes. Kommt jetzt mit.«
    Tyler bemühte sich um
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