Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
Vom Netzwerk:
»Meine Ohren und meine Nase sind immer noch besser als jeder Guckkasten.«
    »Ja, aber nicht einmal du kannst auf einen Blick sehen, was im ganzen Tal los ist.« Die Knurrigkeit des Verwalters amüsierte Gideon. »Das wird dir helfen, Simos. Du wirst auch nicht jünger.«
    »Das hat schon Perikles zu mir gesagt.« Simos Walkwell richtete den Blick wieder auf die neben dem Zaun verlaufende Straße. Sie näherten sich einem großen Tor, das ebenfalls neu zu sein schien.
    »Er hat Perikles überhaupt nicht gekannt«, flüsterte Gideon gut hörbar. »Er übertreibt maßlos.«
    Da Tyler den Typen auch nicht kannte, konnte er nur mit den Achseln zucken. »Und das ist das neue Tor?«
    »Eines der neuen Tore, ja.«
    »Aber
warum?«
Lucinda klang beunruhigt, und Tyler konnte ihr das nicht ganz verdenken. Die Hügel und das Tal hatten sich nicht im Geringsten verändert, aber der Anblick dieses drei Meter hohen Tors aus Stahl und der schweren Holzbalken war vollkommen ungewohnt. Tyler fand, es sah aus wie der Eingang zu einer Festung … oder einem Gefängnis.
    »Das hatte ich euch schon in meinem Brief zu Weihnachten geschrieben«, sagte Gideon. »Dass ihr erst jetzt wieder zu Besuch kommen könnt, weil wir ein paar Veränderungen vornehmen müssen. Nun, das ist eine davon. Wir haben auf der |21| ganzen Farm neue Zäune und Tore, ja, wir haben ein komplettes neues Sicherheitssystem!«
    »Irgendwie gruselig«, sagte Lucinda. »Es sieht aus wie … wie …«
    »Ostberlin«, sagte Tyler, der im Geschichtsunterricht gerade den Kalten Krieg durchgenommen hatte.
    Gideon schüttelte nachdrücklich den Kopf, und seine gute Laune verflog. »Erzähl keinen Unsinn! Die Berliner Mauer hat die Leute eingesperrt. Ich schütze mich vor Leuten, die sich hier einschleichen und meine Geheimnisse stehlen wollen. Das ist überhaupt nicht zu vergleichen!« Er sah die Kinder grimmig an. »Oder habt ihr schon vergessen, was vorigen Sommer passiert ist?«
    Tyler hielt es für ratsam, nicht weiter über das Tor zu sprechen. »Nein, Onkel Gideon.«
    »Natürlich nicht, Onkel Gideon«, sagte Lucinda. »Wir verstehen schon.«
    Tyler besah sich den Zaun, der sich in beiden Richtungen so weit erstreckte, wie er schauen konnte. »Der … ähm … sieht sehr sicher aus.«
    Gideon lachte rauh. »Das will ich hoffen! Hast du eine Vorstellung, was es kostet, viertausend Hektar Land einzuzäunen und Kameras zu montieren? Dafür ist fast das ganze Geld draufgegangen, mit dem Ed Stillman Simos bestechen wollte. Und das war ein ziemlicher Batzen!«
    Bloß dass es in Wirklichkeit gar kein Bestechungsgeld war, wie Tyler wusste. Der Milliardär Stillman hatte so getan, als wollte er Colin Needle mit dem Geld ein Drachenei abkaufen. Tyler und Lucinda hatten geholfen, diesen Anschlag auf die Tinkerfarm zu vereiteln und vor ihrem Großonkel geheim zu halten.
    Gideon stieg vom Wagen und drückte auf einem Tastenfeld |22| neben dem Zaun ein paar Zahlen. Das Schloss klickte auf und das schwere Tor rollte zur Seite. Nachdem sie hindurchgefahren waren, glitt es von alleine wieder zu.
    »Um sicherzugehen, dass niemand es aus Versehen offen lässt«, erläuterte er. »Großartige Neuerung – und es gibt andere, die ihr noch nicht gesehen habt. Wir sind jetzt wirklich gut gerüstet. Stillmans Bande soll nur kommen und versuchen, sich heimlich hier einzuschleichen!«
    Selbst Lucinda war mittlerweile verstummt. Als sie sich auf den Weg zum Reptilienstall machten, fiel der lange Schatten des Tores vor ihnen auf die Straße.

|23|
     
    2
EIN FEURIGER ROTZBOLLEN
    A ls sie vor dem Reptilienstall anhielten, meinte Lucinda auf einmal, jemanden ihren Namen rufen zu hören. Walkwell musste es auch gehört haben, denn er blickte in Richtung des Farmhauses. Eine seltsame Gestalt kam auf sie zu, hoch aufgerichtet, gefolgt von einer Staubwolke.
    »Oh, Mist«, sagte Tyler. »Der.«
    Es war Colin Needle, der auf einem altmodischen schwarzen Fahrrad querfeldein holperte und dabei tüchtig durchgeschüttelt wurde.
    Tyler lachte. »He, geile Kiste, Needle! Gehört das Rad deiner Mama?«
    »Ich freu mich auch, dich zu sehen, Jenkins«, sagte Colin mit einem schlecht gespielten verkniffenen Lächeln, als er |24| neben ihnen anhielt. »Hi, Lucinda«, fügte er hinzu. »Schön, dass du wieder da bist.« Das hingegen hörte sich ehrlich an.
    Lucinda fand, dass Colin seit dem letzten Sommer länger und dünner geworden war. Er trug zudem ein altes, schlecht sitzendes Jackett und dazu passende
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher