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Die geheime Treppe

Die geheime Treppe

Titel: Die geheime Treppe
Autoren: Marco Sonnleitner
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linste zu einem der Fenster hinaus. Alles war ruhig. »Setzen Sie sich bitte. Und erzählen Sie mir, was hier los ist.«
    »Ja, ja, sicher. Später.« Der Mann winkte aufgeregt ab. »Aber jetzt müssen wir weg von hier! Schnell! Die kommen sicher gleich wieder!«
    Peter schüttelte den Kopf und bugsierte den Mann vorsichtig auf einen Stuhl. Auch wenn der Mann ganz offensichtlich in einer Notlage war: Er konnte nicht einfach einem wildfremden Menschen zur Flucht aus einem ihm völlig unbekannten Haus an der Küste verhelfen. »Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Aber ich muss wissen, was hier gespielt wird. Ich helfe Ihnen gerne, doch ich muss wissen, warum und wieso. Ich kenne Sie nicht und weiß nicht, worauf ich mich da einlasse.«
    Der Mann schaute ihn eine Sekunde frappiert an. Dann schien er zu verstehen. »Also gut.« Er ließ sich auf einen der Stühle fallen. Peter blieb am Fenster und beobachtete den Hof. »Ich heiße Davy, Davy Swann. Vor drei Tagen wurde ich von dieser Bande entführt. Jemand schlug mir auf dem Uni-Parkplatz auf den Kopf, ich wurde bewusstlos und wachte erst hier drin wieder auf.«
    »Sie wurden also wirklich entführt?« Peter musste sofort an das Brett denken und sah sich Swann genauer an. Kannte er ihn?
    »Wie ... wirklich entführt?« Davy wirkte etwas irritiert über Peters merkwürdige Aussage. »Wieso sollte ich ...«
    »Egal, erzählen Sie weiter.«
    »Ja ... gut.« Davy sortierte seine Gedanken. »Man brachte mich hierher, sperrte mich in dieses Haus und versorgt mich seitdem mit dem Nötigsten. Immer wieder wollte ich wissen, wieso ich entführt worden war. Wieso ich? Aber sie haben mich nur ausgelacht. Doch dann wurde mir klar, dass sie mich verwechselt haben mussten. Denn einer der Ganoven redete mich plötzlich mit Philippe an. Philippe ! Aber ich heiße Davy, verdammt noch mal! Davy Swann!« Der Mann hob beschwörend die Hände.
    »Sie meinen, Sie wurden mit jemand anderem verwechselt?«, Peter konnte das kaum glauben.
    »Ja, so muss es sein! Aber das interessiert die gar nicht. Gestern haben sie sogar ein Foto von mir mit einer aktuellen Zeitung gemacht. Ein Andenken für meine Familie , wie sie meinten.« Davy war völlig außer sich. »Dabei habe ich gar keine Familie mehr. Meine Eltern sind beide tot, ich bin nicht verheiratet, nicht mal verlobt, weiß nichts von Onkeln oder Tanten ...« Er sah Peter fast flehentlich an. »Es gibt niemanden, der für mich einen müden Cent zahlen würde.«
    »Wollen die Lösegeld? Haben die das gesagt?«
    Davy zuckte mit den Schultern und ließ sich gegen die Lehne fallen. »Keine Ahnung, aber ich nehme es an.«
    »Aber an irgendjemand müssen sie die Forderungen doch stellen. Und das Foto schicken.«
    »An die Familie dieses Philippe vermutlich.« Davy barg seinen Kopf in den Händen und raufte sich die Haare.
    Peter zog die Stirn in Falten. »Aber wenn Sie nicht dieser Philippe sind, wird diese Familie kaum etwas damit anzufangen wissen. Der richtige Philippe ist ja nicht entführt worden, sondern sitzt wahrscheinlich wohlbehalten zu Hause.«
    »Genau das wurde mir auch bald klar.« Davy hing vornübergebeugt am Tisch. »Und auch, dass das nicht gerade gut für mich ist. Denn wenn sich niemand auf die Forderungen meldet, werden die Entführer ungeduldig, wütend, und irgendwann ...«
    Davy ließ den Rest unausgesprochen, doch Peter wusste auch so, was er meinte. Ein Entführungsopfer, für das man kein Lösegeld zahlte, wurde selten einfach wieder freigelassen. Ganz im Gegenteil.
    »In meiner Verzweiflung habe ich vorgestern sogar ein Brett aus der Rückwand des Schrankes gerissen.« Davy deutete auf einen billigen Kleiderschrank. »Ich hatte die aberwitzige Idee, eine Botschaft draufzuschreiben und das Brett dann ins Meer zu werfen, damit man mich hier findet. Aber die Schurken störten mich und ich wurde nicht fertig. Hätte wahrscheinlich sowieso nichts gebracht.« Er hob den Kopf und lächelte Peter mit einer Mischung aus Hoffnung und Erschöpfung an. »Aber jetzt wird alles gut, nicht wahr? Alles wird gut.«
    Peter lächelte zurück. »Sie haben das Brett aber trotzdem ins Meer geworfen, oder?«
    »Ja, warum?«
    »Wir haben es gefunden. Und nur deswegen bin ich hier.«
    Davy machte große Augen. »Ihr habt das Brett tatsächlich gefunden?«
    »Ja.«
    »Und ihr konntet mit dem Gekritzel etwas anfangen?«
    Peter machte eine abwehrende Handbewegung. »Als Gekritzel würde ich das nicht bezeichnen. Sie haben genau das Richtige auf
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