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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs
Autoren: Jurij Kusnezow
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habe deutlich gemerkt, daß einer seiner Tentakel sich um mein Bein geschlungen und daran gezogen hat. Ganz zu schweigen von der Tatsache, daß sie uns schlicht und einfach von der Vortreppe ins Gebüsch befördert haben. Mein schöner Anzug!«
    Der Massar sah wütend an sich herunter. »Wenn dieser Ol nicht so wichtig für das Zentrum wäre, könnte er sich auf was gefaßt machen. Dann würden wir ihn nicht so glimpflich davonkommen lassen.«
    »Und weshalb ist er so wichtig für uns?« fragte der erste Massar, der noch nicht lange im Zentrum arbeitete.
    »Oh, er ist ein ausgezeichneter, sehr bekannter Synchronaut! Du weißt ja, daß es außerordentlich schwierig ist, die Tunnel so anzulegen, daß man zum vorgesehenen Zeitpunkt auf der Erde anlangt. Auch der Ankunftsort spielt eine große Rolle. Bei der Suche danach besitzt Ol langjährige Erfahrungen. Außerdem beherrscht er mehrere Fremdsprachen und versteht sich glänzend darauf, Kontakte mit den Erdenmenschen zu knüpfen. Er bewirkt wahre Wunder. Der Beruf eines Synchronauten ist sehr gefährlich. Er stößt ja in unerforschtes Gebiet vor, und es kann durchaus passieren, daß er im Falle einer Havarie für immer irgendwo zwischen Raum und Zeit steckenbleibt.«
    Die beiden, ins Gespräch vertieft, merkten nicht, daß Kostja ihnen unsichtbar folgte.
    Ich will versuchen, zusammen mit den Massaren ins Zentrum zu gelangen, dachte der Junge. Vielleicht kann ich Genaueres über ihre Pläne in Erfahrung bringen.
    Das Gebäude des Synchronautikzentrums erinnerte an eine große, auf den Kopf gestellte Kristallvase. Zur Verwunderung des Jungen war es aber nur zwei Stockwerke hoch. Kostja wußte nämlich noch nicht, daß sich der überwiegende Teil des Hauses unter der Erde befand. Dort lagen die Forschungslabors, die Werkhallen, in denen die Synchrogleiter hergestellt wurden, und all die anderen Räumlichkeiten, die man für die schwierigen Aufgaben brauchte.
    Die Massaren mußten einen Passierschein vorzeigen, um in das Gebäude zu kommen. Kostja folgte ihnen heimlich zum Lift. Allerdings besaß dieser Fahrstuhl nicht die geringste Ähnlichkeit mit den ramponierten Kästen, die er von zu Hause her kannte. Die ihm vertrauten Fahrstühle hatten die Angewohnheit, zur unpassendsten Zeit zwischen den Stockwerken steckenzubleiben, und sie taten das besonders gern, wenn er ohnehin zu spät dran war.
    Der Lift, mit dem sie hier fuhren, besaß dagegen überhaupt keine Knöpfe. Man nannte ihm einfach die entsprechende Etage oder gab sie auch nur durch Gedanken ein. Diese Supertechnik wandte sich jetzt jedoch gegen die Massaren. Während die beiden den Fahrstuhl in Gedanken anwiesen, ins 27. Untergeschoß zu fahren, wo ihre Arbeitsräume lagen, hatte Kostja automatisch seinen sechsten Stock zu Hause im Sinn. Weil er aber den Männern mit seinem Wunsch ein paar Sekunden voraus war, glitt der Lift gehorsam nach oben. Und da es in einem zweistöckigen Gebäude keine sechste Etage geben kann, blieb er direkt unterm Dach hängen, in einem großen Gewirr von unterschiedlichen Rohren, die das Zentrum mit Wasser, Frischluft, Wärme und anderen notwendigen Dingen versorgten. Der Lift öffnete weit seine Türen, wie es sich für einen höflichen Gastgeber geziemt, die Massaren verließen ihn und standen erschrocken da. Statt in ihrem vertrauten halbrunden Korridor, sahen sie sich in diesem Durcheinander von Rohrleitungen, die wie Schlangen in alle Richtungen davonkrochen.
    »Himmel, wohin hat’s uns denn hier verschlagen?!« rief der erste Massar und riß weit die Augen auf.
    Die beiden drehten sich hastig um, denn sie wollten in den Fahrstuhl zurück. Dabei stolperten sie jedoch über eines der Rohre und landeten ziemlich unsanft im Innern der Kabine. Kostja entging einem heftigen Zusammenstoß nur, weil er körperlos, das heißt ein Elm war.
    Der Fahrstuhl hielt seinen Auftrag für erfüllt, schloß sacht die Türen und setzte sich wieder in Bewegung. Das neuerliche Mißgeschick aber machte die Massaren noch unsicherer.
    »Ich möchte bloß wissen, warum wir heute dauernd auf die Nase fallen«, sagte der eine, ohne freilich groß auf eine Antwort zu hoffen. »Vorhin, in Ols Haus, hatten wir ja noch einen bestimmten Verdacht, doch ins Zentrum können die Elme auf gar keinen Fall gelangt sein!«
    Der zweite Massar schwieg, obwohl man ihm ansah, daß er eine solche Möglichkeit keineswegs ausschloß. Immerhin waren sie nicht auf eigenen Wunsch zum Dachboden hochgefahren!
    »27.
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