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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs
Autoren: Jurij Kusnezow
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Zentrum zu kommen. Wir haben eine interessante Aufgabe für Sie! Wir sind dabei, einen neuen Typ von Synchrogleitern zu erproben, den sogenannten Kristallskaphander, mit dem man… Nun ja, Genaueres erfahren Sie morgen.«
    »Gut, ich bin morgen früh da«, versicherte Ol.
    »Selbstverständlich kommt er«, bestätigte auch Vi. »Je eher wir hier die Arbeit erledigt haben, desto schneller sind wir wieder bei unserer Kleinen auf dem Stützpunkt.«
    »Weil Sie noch mal den Stützpunkt erwähnen«, griff der Massar die Bemerkung auf. »Wenn Sie das Experiment mit dem Zeitskaphander durchführen, bekommen Sie jeden Wunsch erfüllt. Dann kann Viola umgehend nach Hause zurückkehren.«
    Nach diesen Worten machte er abrupt kehrt und verließ das Zimmer. Sein Gefährte, der die ganze Zeit neben ihm gestanden hatte, wollte ihm folgen. Doch nun hatte
er
Pech. Er blieb an den ausgerollten Fangarmen des Octopus hängen und schlug der Länge lang hin. Das alles ging so blitzschnell, daß er nicht einmal dazu kam, sich mit den Händen abzustützen. Er zog sich eine Beule am Kopf zu, die rasch blau anlief. Man konnte direkt dabei zusehen.
    Vi wandte sich ab, um nicht vor Lachen loszuprusten, Ol aber stürzte zu ihm und half ihm wieder auf die Beine.
    »Was ist denn heute mit Ihnen los, meine Herren?« fragte er ein bißchen scheinheilig. »Haben Sie Gleichgewichtsprobleme?«
    Er begleitete die Besucher liebenswürdig zur Haustür und streckte ihnen zum Abschied die Hand hin. Doch die Massaren kamen nicht dazu, sie zu schütteln: Ein jäher Windstoß erfaßte die geöffnete Tür und schlug sie voller Wucht gegen die beiden Männer. Ehe sie sich’s versahen, wurden sie seitlich von der Vortreppe hinunter in die Büsche geschleudert, die den Gartenweg säumten. Auf den ersten Blick wirkten diese Sträucher in ihrem Grün samtweich, doch sie waren stachlig wie Rosengehölz. Als sich die zwei dort wieder herausgerappelt hatten, machten sie einen beklagenswerten Eindruck. Statt der eleganten Herren von vorhin standen abgerissene Lumpen vor Ol, übersät mit Kratzern und blauen Flecken.
    »Bitte entschuldigen Sie«, Ol breitete bestürzt die Arme aus, »hier zieht es immer so. An manchen Tagen heult der Wind um die Ecken wie ein Rudel hungriger Wölfe. Aber Ihnen ist ja bestimmt nicht entgangen, daß die Fenster unseres Hauses direkt zum Elming zeigen. Vielleicht rührt der Wind von daher?«
    »Wir werden schon herausfinden, woher bei Ihnen der Wind weht!« knurrte einer der Massaren wütend. »Auf Wiedersehen!«
    Dann trollten sich die beiden wie geprügelte Hunde.

    Ol kehrte zurück ins Wohnzimmer und wurde so von Lachen geschüttelt, daß ihm die Tränen in die Augen traten. Auch Vi und ihre Gäste stimmten in das Gelächter ein.
    »Das hast du großartig gemacht, Kusmitsch«, gluckste der Geologe. »Wie du die beiden von der Treppe gefegt hast!«
    »Ich hab doch nur ein bißchen mit dem Flügel gewedelt«, erwiderte spitzbübisch der Jäger.
    Der Krake Prim, vergnügt seine Tentakel nach vorn werfend, bewegte sich wie ein großes Rad durchs Zimmer.
    Nur der Scheuch lag leblos neben dem Stuhl, der vorhin den Massaren genarrt hatte. Ol ging zu ihm und hob ihn auf. Die Strohpuppe ließ es teilnahmslos geschehen.
    »Hallo, Kostja«, sagte Vi, »hast du gehört? Dein Doppelgänger hat Freundschaft mit Viola geschlossen!«
    Schweigen.
    »Kostja ist nicht mehr hier!« rief Viktor Stepanowitsch erschrocken.
    »Kein Grund zur Sorge«, beruhigte ihn Ol. »Wahrscheinlich hat er sich entschlossen, die beiden Massaren zum Zentrum zu begleiten. Damit es ihnen nicht zu langweilig wird«, fügte er verschmitzt hinzu. Doch dann wurde er unvermittelt ernst: »Hoffentlich hört Kostja mit seinen Streichen auf. Ich glaube, die Massaren haben durchschaut, daß es bei all ihren Mißgeschicken nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Wenn sie nur keinen Verdacht schöpfen!«

IM SYNCHRONAUTIKZENTRUM
    Die Massaren hatten das Haus von Ol und Vi kaum verlassen, als ihre vorgetäuschte Freundlichkeit wie weggeblasen war.
    »Wir werden ja sehen, woher bei denen der Wind weht«, wiederholte der eine von ihnen seine drohenden Worte von vorhin. »Vielleicht liegt es wirklich am Elming, nur in ganz anderem Sinn, als sie behaupten. Bestimmt steckt der Doppelgänger von diesem Bengel dahinter. Ich konnte den Stuhl gar nicht verfehlen!«
    »Und ich bin nie und nimmer von allein über diese widerlichen Fangarme des Kraken gestolpert!« bestätigte der andere. »Ich
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