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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs
Autoren: Jurij Kusnezow
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er sich:
    »Die Bewohner der Irena haben sich in zwei Lager gespalten. Das eine, vertreten durch die Massaren, ist der Meinung, man sollte die Erde kurzerhand erobern und sich auf diesem jungen, an Bodenschätzen noch reichen Planeten ansiedeln.

    Das andere Lager bilden die Vitanten, sie sind entschieden gegen ein solches Vorgehen. Wir glauben nämlich«, fuhr Ol fort und machte damit deutlich, zu welchem der beiden Lager er und seine Frau gehörten, »daß die Errichtung der Stützpunkte und eine schrittweise Übersiedlung auf die Erde mit den Bewohnern dort abgesprochen und von ihnen gebilligt werden muß. Doch die Macht liegt leider bei den Massaren«, schloß er betrübt, »sie haben alle wichtigen Posten besetzt und uns Vitanten in den Hintergrund gedrängt. Sie sind jetzt sogar dabei, einen ihrer teuflischsten Pläne in die Tat umzusetzen. Immer mehr Irener werden zu euch gebracht und versuchen, als Erdenmenschen getarnt, ganz allmählich euren Planeten zu unterwerfen. Deshalb ist es gut, daß ihr hier seid und wir euch informieren können. Wir müssen unbedingt eine Möglichkeit finden, euch auf die Erde zurückzuschicken, damit ihr diese Leute enttarnt…«
    Ol wollte weitersprechen, doch in diesem Augenblick ertönte das kleine melodische Glöckchen an der Gartenpforte.
    Kurz darauf wurde die Tür zum Wohnzimmer aufgestoßen, und auf der Schwelle standen zwei Irener.
    »Vorn war nicht abgeschlossen«, erklärte der eine halb entschuldigend.
    »Guten Tag und herzlich willkommen zu Hause«, sagte der andere. Anscheinend war er gut gelaunt.
    Ol und Vi erhoben sich. Sie begrüßten die beiden mit einem Kopfnicken.
    »Für Gäste stehen unsere Türen stets offen«, erwiderte Ol. »Bitte treten Sie doch ein.«
    Die Männer, beides Massaren, schauten sich neugierig im Zimmer um. Ihr Blick blieb an den großen Spielsachen haften, die so meisterhaft gefertigt waren, daß sie wie lebend wirkten.
    »Was für Ungeheuer!« sagte der eine Massar und berührte mit der Fußspitze fast angewidert den Kraken an einem seiner Fangarme. »Von draußen haben wir Stimmen gehört und angenommen, wir wären nicht die ersten Gäste nach Ihrer Rückkehr. Mit einer so merkwürdigen Gesellschaft haben wir allerdings nicht gerechnet.«

    »Nun ja, wir haben ein paar besonders originelle Spielsachen von der Erde mitgebracht«, erwiderte Vi, verlegen lächelnd. »Für Viola. Wir haben lange überlegt, was ihr gefallen könnte, und vorhin ein regelrechtes Puppentheater mit ihnen veranstaltet. Die Stimmen waren unsere.«
    »Mein Geschmack wären die Viecher jedenfalls nicht«, sagte der andere Massar. »Wenn eure Tochter nachts über sie stolpert, wird sie zu Tode erschrecken.«
    »Aber nein, Sie kennen Viola nicht! Ihr kann es nicht ausgefallen genug sein! Geht’s ihr übrigens dort auf dem Stützpunkt gut? Haben Sie neue Nachrichten von der Basis?« Vi wechselte geflissentlich das Thema.

    »Ja, erst heute morgen ist wieder ein Synchrogleiter von der Erde zurückgekehrt. Mit Viola ist alles in Ordnung! Sie soll sich sogar mit einem Jungen von der Erde angefreundet haben, der jetzt jedoch im Elmenland ist. Wir wissen gar nicht, wie er dorthin kommt.«
    Der Massar stieß unwirsch die Strohpuppe vom Stuhl, die wie ein Lumpensack herunterklatschte. »Aber er wird bestimmt bald in der Nähe des Tunnelausgangs auftauchen. Sollte Ihnen etwas davon zu Ohren kommen, geben Sie das bitte sofort ins Zentrum durch. Wir müssen ihn einfangen und in die Isolierzelle sperren, damit er hier kein Unheil anrichtet.«
    Der Mann wollte sich auf den freigewordenen Stuhl setzen, doch der rückte plötzlich unmerklich zur Seite. Der Irener krachte mit dem Hinterteil auf den Fußboden, seine Beine spießten lächerlich in die Luft.
    Mit dem Wegschieben des Stuhls hatte sich Kostja für die unfreundliche Behandlung des Scheuchs gerächt.
    Der Massar sprang hastig auf und rieb sich den Hintern, wobei er den hinterhältigen Stuhl argwöhnisch beäugte. Der aber stand da, als wäre nichts geschehen.
    »Haben Sie sich auch nicht weh getan?« fragte Ol scheinbar teilnahmsvoll. Natürlich hatte er Kostjas Streich sofort durchschaut.
    »Schon gut, nicht der Rede wert!« murmelte der Massar. »Ich hab wohl nicht richtig hingeguckt.« Er warf dem Stuhl erneut einen scheelen Blick zu, wagte es aber nicht, sich ein zweites Mal zu setzen. »Wir sind im Grunde nur auf einen Sprung hier, wollen uns nach Ihrem Befinden erkundigen. Außerdem sollen wir Ol bitten, morgen ins
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