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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
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Sie holte ihre Sonnenbrille heraus und setzte sie auf, bevor sie sich wieder zu Dave umdrehte.
    »Nette Jungs«, meinte sie.
    »Du hast ihren Tag gerettet«, sagte Dave zu ihr.
    »Lass uns weiterziehen. Wir müssen den Zeitplan einhalten.«

3
    Jeremy Wayne fuhr mit seinem Zehn-Gänge-Rad den Hügel hinunter und lächelte dem Wind entgegen. Sein offenes Hemd flatterte in der Seebrise. Er fühlte sich frei und erregt.
    Er war auf dem Weg zur Funland-Promenade.
    Jeremy war zwar schon gestern Abend dort gewesen, nachdem er einen Tag lang im neuen Haus Kisten ausgepackt hatte, aber nur zusammen mit seiner Mutter. »Mal schnell alles ansehen«, wie sie es ausgedrückt hatte. Und das war’s dann auch schon gewesen. Sie waren die Promenade entlangspaziert, hatten aber kein einziges Spiel gespielt und waren nirgendwo eingestiegen. »Wir werden später noch genug Zeit dazu haben«, hatte Mom gesagt.
    Und jetzt ist später, dachte Jeremy.
    Er schoss um die Ecke und ließ die bekannte Nachbarschaft der Wohngegend hinter sich. Er fuhr an heruntergekommenen Motels vorbei, an Souvenirläden, Tankstellen, Buden und Bars und Fast-Food-Restaurants. Die Autos auf dieser Straße waren meist mit Teenagern vollgepackt, die Radios lärmten, die Leute auf dem Bürgersteig trugen Badesachen.
    Es war zu schön, um wahr zu sein!
    Er hatte sich wirklich gefreut, aus Bakersfield wegzukommen. Eine miese Stadt. Für ihn hätte jede Veränderung eine Verbesserung dargestellt.
    Aber das!
    Ein Urlaubsort!
    Und jetzt wohnte er hier, nur ein paar Meilen von Funland und vom Strand entfernt.
    Es war noch nicht einmal Juli. Der ganze Sommer lag noch vor ihm, endlose Tage, an denen er tun konnte, was er wollte – die Promenade erforschen, am Strand liegen, Mädchen ansehen .
    Kaum zu glauben.
    Er lenkte sein Rad an dem großen Parkplatz vorbei. Jetzt waren keine Gebäude mehr zwischen ihm und Funland, und er ließ den Blick über das Gelände schweifen. Er sah den Torbogen über dem Haupteingang mit dem grinsenden Clownsgesicht darüber; Wände, von denen er wusste, dass es die Rückseiten von Läden, Snackbuden, Karussells, Spielhallen und Schießständen waren, die an der Promenade standen; die sich krümmenden, steilen, schrecklich hohen Schienen der Achterbahn, den Anfang der Riesenrutschbahn, die oberen Gondeln des gewaltigen, sich drehenden Riesenrads.
    Mom hatte gestern Abend gesagt: »Sieht ziemlich schäbig aus, was?«
    Er hatte geantwortet: »Ich finde es großartig.«
    Jeremy wusste, dass es nicht Disneyland und auch mit den anderen großen bekannten Vergnügungsparks nicht zu vergleichen war. Er war in einigen der besten Vergnügungsparks des Landes gewesen, und Funland war vergleichsweise klein. Klein und einfach und verdammt schäbig.
    Aber es gehörte ihm.
    Und es war noch aufregender, gerade weil es sich von den anderen Vergnügungsparks unterschied. Es machte keinen so kommerziellen, sauberen, protzigen und sicheren Eindruck.
    Als er gestern Abend die Promenade entlanggegangen war, hatte er eine gewisse Spannung verspürt, und ihm war vor Erregung heiß geworden.
    Hier konnte alles passieren.
    Er fühlte dieselbe Erregung, als er vor dem Parkplatz vom Rad stieg, es am Fahrradständer anschloss und zum Haupteingang ging.
    Er sprang die Betontreppe hinauf. Und dann ging er hinein.
    Das war ein weiterer Vorteil von Funland. Man musste nicht fünfzehn Dollar oder mehr ausspucken, nur um reinzukommen. Klar, irgendwas mitzumachen würde schon Geld kosten, aber für das Reinkommen allein musste man keinen Penny bezahlen.
    Er würde kommen und gehen können, wann und wie er wollte – jeden Tag.
    Jeremy hatte zwar fast dreißig Dollar in der Tasche, aber er ging zunächst an der Kartenbude vorbei, nur um des Vergnügens willen, ohne Eintritt hineinzukommen. An der Promenade standen noch genug Buden, an denen Karten für die Spiele, Fahrten und andere Attraktionen verkauft wurden. Er würde einfach abwarten, bis er Lust bekam, irgendwo mitzufahren.
    Er fasste an seine Hosentasche und spürte die vertrauenerweckende Wölbung seiner Brieftasche. Dann knöpfte er die Hosentasche zu.
    Man konnte an einem solchen Ort nicht vorsichtig genug sein. Von der kurzen Entdeckungstour am vorigen Abend wusste er, dass hier eine Menge zwielichtiger Typen herumhingen.
    Und als er die Promenade entlangging, sah er sie auch sofort. Einen mageren, verdreckten Typen mit einem Cowboyhut aus Stroh, der aussah, als hätte sein Pferd darauf herumgetrampelt. Eine braune
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