Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
er auf dem Wind laufen.
    »Das reicht«, sagte Nate.
    Der Troll fiel herunter. Seine Füße krachten auf das Holz. Dann der Rumpf. Die Knie schossen nach oben, eines schlug gegen sein Kinn und boxte den Kopf nach hinten. Dann lag er ausgestreckt, wimmerte und zog an der Schlinge an seinem Hals.
    Nate nahm ihm das Seil aus der Hand.
    Er legte die Schlinge um das rechte Fußgelenk des Trolls und zog sie fest.
    »Ziehen«, befahl er.
    Das rechte Bein des Trolls schnellte nach oben.
    Sein Körper folgte nach.
    Als der Kopf des Trolls etwa einen Meter über dem Boden war, befestigte Cowboy das Seil am Sockel des Laternenpfahls. »So hängt er fest genug«, verkündete er.
    Sie bauten sich alle vor dem Troll auf. Er schaukelte von einer Seite zur anderen, drehte sich hin und her und versuchte, nach den Planken der Promenade zu greifen, aber die waren außerhalb seiner Reichweite. Sein linkes Bein hing herunter, als wüsste es nicht, wohin.
    »Das ist doch mal ’n schöner Anblick!«, sagte Cowboy.
    »Es wäre noch viel schöner«, sagte Tanya, »wenn wir die Schlinge um seinen Hals gelassen hätten.« Sie bückte sich und starrte dem hängenden Troll in die Augen. »Das nächste Mal, du Drecksack, bringen wir dich um. Verstanden? Also hau besser gleich ab, wenn du runterkommst.«
    »Hau weit genug ab«, fügte Nate hinzu.
    Mit einem Kichern holte Heather aus, schlug gegen die Hüfte des Trolls, schubste ihn und ließ ihn hin und her schaukeln, als wäre er ein Spielzeug auf einem Kinderspielplatz.
    Tanya schob mit dem Fuß das Kleiderbündel zu ihm hin. Sie holte einen kleinen Behälter mit Benzin aus ihrer Tasche und bespritzte den Mantel damit. Dann zündete sie ein Streichholz an, schützte die Flamme vor dem Wind und hielt sie an den benzingetränkten Stoff. Flammen flackerten aus dem Bündel und verwandelten es in einen Feuerball. Das Feuer beleuchtete das schmierige unrasierte Gesicht des Trolls und seinen leichenhaften, schaukelnden Körper. Tanya gab dem Bündel einen Tritt.
    Es rollte vorwärts und blieb dicht neben dem Troll liegen. Kreischend griff er nach seinem Kopf und krümmte sich nach oben, als wollte er sich setzen.
    »Spinnst du?«, schrie Nate.
    Er sprang nach vorn und trat gegen das brennende Kleiderbündel. Es flog in die Luft, fiel auseinander, und der Wind wehte brennende und glühende Stofffetzen davon.
    Der Troll griff nach Nates Hose. Nate stieß ihm ein Knie ins Gesicht und stolperte nach hinten, außer Reichweite. Er fuhr zu Tanya herum. »Was, zum Teufel, wolltest du …«
    »Er sah so aus, als ob er frieren würde.«
    »Verdammt!«
    »Wir hätten uns ein Würstchen grillen können.«
    »Wir hätten uns eine verdammte Mordanklage einhandeln können! Los, lasst uns von hier abhauen.«
    Sie gingen und ließen den Troll über der vom Mondlicht beleuchteten Promenade schaukeln.

2
    »Oooh! Tolle Stelzen! Schmatz!«
    Dave warf einen Blick in Richtung der Stimme und stellte fest, dass sie aus dem »Maul« einer grünen Socke an der Hand einer Bettlerin kam. Er ging weiter.
    Wenn Joan die Bemerkung über ihre Beine überhaupt gehört hatte, dann ignorierte sie sie ebenso, wie sie für gewöhnlich die anerkennenden Blicke, Kommentare und das Pfeifen ignorierte, das regelmäßig erklang, wenn sie auf der Promenade Streife ging.
    »Leckere Beinchen. Wo kommen die her? War’n wohl zu Haus im Bett. Kuschelig und gemütlich, und Enoch hat den Löffel abgegeben.«
    »Sie hat recht«, sagte Joan. »Du hast hinreißende Beine.«
    Dave blieb stehen. Er blickte zurück zu der alten Frau. Sie saß mit gekreuzten Beinen auf der Bank. Ihr ledriges braunes Gesicht war in die andere Richtung gedreht. Sie starrte ein junges Paar an, das gerade vorüberkam, und schwätzte mit ihrer Sockenpuppe auf sie ein. Der Mann und die Frau beschleunigten ihre Schritte und sahen sie nicht an. Trotz der Hitze hatte sie eine Decke wie eine Kapuze über Kopf und Schultern gezogen. Vorne war die Decke offen und ließ ein fleckiges T-Shirt sehen. Das T-Shirt hatte Löcher. Dazu trug sie einen fadenscheinigen Rock. Auf der Bank neben ihr stand ein gelber Plastikteller mit ein paar Münzen darin.
    »Los«, sagte Joan. »Gib ihr ’nen Dollar. Sie hat dir ein Kompliment wegen deiner Beine gemacht.«
    »Wegen deiner. Und was hat sie über Enoch gesagt?«
    »Wer ist Enoch?«
    »Weiß ich nicht. Irgendwas darüber, dass er den Löffel abgegeben hat?«
    »Keine Ahnung. Wen interessiert das? Die spinnt doch.«
    Dave ging zurück. Die Alte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher