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Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition)

Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition)

Titel: Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition)
Autoren: Harald Muellner
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Yogi?«
    Der Alte nickte.
    »Gerne.« Gekonnt machte sie auf den schwindelerregenden Absätzen
kehrt.
    Die Aufmerksamkeit von Roberts Saugnäpfen galt einzig und
allein dem metronomen Wogen ihrer Hüften, von dem er wollte, es möge sich bis
an die Grenzen jener unendlichen Weiten, die man dem Universum schon von jeher zugeschrieben
hatte, fortsetzen; doch die unbarmherzige und unromantische Barriere der Bar setzte
seinem Wunsch ein allzu jähes Ende. »Wo waren wir?«
    »Wo Ihre Gedanken gerade waren, weiß ich nicht, doch ich
denke, ich kann es mir lebhaft vorstellen, junger Freund, auch ohne meine
Fantasie strapazieren zu müssen. Ich war gerade bei Apollo 18.« Seine buschigen
weißen Augenbrauen schienen seinen tadelnden Blick noch zu unterstreichen.
    »Richtig.«
    »Sie sind doch der Journalist. Ihre Berufsgruppe ist es doch,
die immer wieder – manchmal auch sehr wider den gesunden Menschenverstand –
Geschichten ans Licht bringt, von denen ich mich oft frage, ob diese wirklich
geschehen sind, und wenn ja, wie diese in der Realität tatsächlich ausgesehen
haben mögen, bevor sie einer oder eine von euch in die Finger bekam.«
    Robert spürte, wie sich zu seiner Unsicherheit noch deren verhasste
Zwillingsschwester, die Verlegenheit, zur Tür hereinschlich und seine Wangen
mit einem kräftigen Rot überzog.
    »Nehmen wir nur einmal an – rein hypothetisch natürlich –,
dass die Geschichte um Apollo 18, die uns die Medien gerade schmackhaft machen
wollen, tatsächlich stimmt. Nehmen wir weiters an, die Nasa hat es wirklich
darauf angelegt, noch einen letzten Flug zum Mond zu unternehmen, einen, der
anders sein sollte als alle anderen zuvor – interessanter, gefährlicher und
wesentlich risikoreicher, als alles, was die Welt bis dato gesehen hatte. Nehmen
wir weiters an, die Beteiligten schafften es, sämtliche damit verbundenen
Fakten so geheim zu halten, dass bis zum heutigen Tag kein definitiver Beweis
für diesen Flug und die angeblich damit verbundene erste Landung auf der
erdabgewandten Seite des Mondes an die Öffentlichkeit drang.«
    »Das wäre aber doch ziemlich fantastisch – oder nicht?«
Robert kratzte seine Nase.
    »Genau das ist die Frage, die es zu beantworten gilt. Theoretisch
hätten sie den Start einer Saturn V als Skylab Mission tarnen und damit die
drei Astronautinnen auf eine Trans-Lunar-Trajektorie – sprich zum Mond – schicken
können.« Er sah Robert an, dessen schwarzes Haar widerspenstig und struppig von
seinem Kopf abstand. – »Was ist denn mit einem Mal so komisch, junger Freund?«
    Robert lachte laut auf, schnappte mehrmals nach Luft, ehe er
sich wieder beruhigen konnte. »Es ist nur die Schlagzeile.«
    »Welche Schlagzeile?«
    »Die ich der Story geben würde: »Drei Frauen zum Mond geschossen.
Ehemänner teilen sich die Kosten.« Erneut fing er zu lachen an.
    »Ihr jungen Leute habt schon einen eigenartigen Sinn für Humor.
Und mir haben Sie vorhin unterstellt, ich denke in Klischees. Wir waren damals
froh über jede Minute, die wir mit unseren Liebsten verbringen konnten. Hat
sich das mittlerweile so dramatisch geändert? Zählt heute nur noch das narzisstische
Individuum?«
    Robert schwieg, griff sich mit seiner linken Hand in den
Nacken, als hoffte er dort etwas zu finden, das er schon lange Zeit vermisste.
    »Wo war ich?«
    Robert grinste nur.
    »Ja. Zum Mond schießen war das Stichwort. Sagen wir auch,
die Nasa schaffte es, das Training und die Anwesenheit von drei Frauen,
vermutlich gab es aber auch noch eine Backup-Crew, also sagen wir von
mindestens drei Frauen, vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Dann hätten sie
noch zwei bis drei Satelliten im Mondorbit gebraucht, da anderenfalls die
Besatzung, wenn sie einmal auf der erdfernen Seite des Erdtrabanten gelandet
war, nicht mehr mit der Erde kommunizieren hätte können.«
    »Warum das denn?«
    »Überlegen Sie einmal logisch, junger Freund. Ich weiß, das
ist, wenn ich mir so die Berichterstattungen der letzten zwei, drei oder auch
vier Jahrzehnte ansehe, in Journalistenkreisen nicht mehr sehr verbreitet und
stellt vermutlich eine außergewöhnliche Herausforderung – oder wie das
Finanzamt sagen würde, eine außergewöhnliche Belastung – für Sie dar, da Sie
auf der Uni aller Wahrscheinlichkeit nach auf diese Eventualität gar nicht vorbereitet
wurden. Aber tun Sie einem alten Mann den Gefallen und versuchen Sie es
zumindest.«
    Robert stutzte. Ganz offensichtlich hatte der Alte ein
Problem mit
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