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Die Frau im Kühlschrank

Die Frau im Kühlschrank

Titel: Die Frau im Kühlschrank
Autoren: Gunnar Staalesen
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schaffen kannst, solange du allein arbeitest, Veum.«
    »Aber ihr …«
    »Wenn wir zum Beispiel«, unterbrach er mich, »auf die Idee kommen würden, uns hier in den Markt einzuschalten.« Er sah mich mit entschlossener Miene an. Wir waren beim Wesentlichen.
    »Habt ihr solche Pläne?« fragte ich, zaghafter als mir recht war.
    Er nickte herablassend. »Wir planen de facto eine Erweiterung – nach Westen. Hier ist das richtige Pflaster, Veum.« Er sah sich in meinem Büro um, als sei es das Westland in Miniatur. Wenn er das glaubte, dann würde er sich noch wundern. »All die Transaktionen, die in Zusammenhang mit der Ölgewinnung laufen.« Er schlug eine Faust in eine offene Handfläche. »Hier, Veum, hier sind Geschäfte zu machen.«
    Ich entblößte meine Zähne. »Du bist in der falschen Stadt, Monsen. Versuch’s in Stavanger.«
    »Stavanger! Stavanger, das ist bald Vergangenheit, Veum. Liest du keine Zeitungen? Die Wirtschaftsseiten meine ich. Mobil zieht dieses Jahr um, hier in die Stadt, und andere folgen in den kommenden Jahren. Die Franzosen. Die Engländer. Und all die anderen – Geschäfte.«
    »Was für Geschäfte?«
    »Klondyke, Veum. Warum glaubst du, haben die flottesten Luxusnutten, Professionelle der Topklasse, lecker wie Marzipanbrot, sämtlich ihre Pillenschachteln eingepackt und sind nach Stavanger abgezogen, als das Ganze da unten anfing? Weil da das dicke Geld war. Und das Geld lief in der Stadt herum, und zwar nicht nur auf Frauenbeinen. Stell dir vor, neunzehn, zwanzig Jahre alte Jungs, die vorher noch nie von zu Hause weg waren; plötzlich stehen sie auf der Straße in Stavanger und haben drei Wochen frei und die Taschen prall voll mit Tausendern. Was zum Teufel sollen sie damit anfangen, Veum?«
    »Ja, was?«
    »Geschäfte, Veum«, antwortete er vielsagend. »Geschäfte! Man hat uns schon so manches Mal hinzugezogen, um diesen Dingen auf den Grund zu gehen – aber das ist nicht rationell, Veum. Das ist schlechter Einsatz von Personal. Meine Leute in Oslo – die kennen sich in Stavanger nicht aus. Auch wenn sie mein gesamtes internationales Kontaktnetz hinter sich haben, hilft ihnen das nichts, wenn sie sich in den Seitenstraßen da unten oder in den engen Gassen hier in der Stadt zurechtfinden müssen. Tja –, also, was meinst du?«
    Mir war etwas entgangen. »Was meine ich wozu?«
    »Bist du schwer von Begriff, Veum? Ich sitz doch hier und rede davon, daß meine Leute viel mehr Zeit brauchen, und damit auch mehr Geld – für meine Kunden – als einer, der sich in der Gegend auskennt. Und wenn ich also daran denke, mein Geschäft zu erweitern, mit einem Büro in Bergen, dann …«
    »Dann denkst du an – mich?«
    »Nun sieh doch nicht so erschrocken drein. Ist dir der Gedanke noch nie gekommen?«
    »Nein, allerdings nicht. Er ist so neu, daß ich – ja, nein.«
    »Aber?« Er hob mir seine Handflächen entgegen, als sei er ein italienischer Koch, der mich in seiner bescheidenen Küche willkommen hieß, du mögen Spaghetti, ja? Nein?
    »Du hast nicht viele Alternativen, Veum. Entweder du wirst unser Büro in Bergen – unsere Abteilung –, oder wir finden jemand anderen. Unsere Leute kommen sowohl von der Polizei als auch von den Wach- und Schließgesellschaften. Wir zahlen gut.«
    »Mir reicht, was ich hab.«
    »Du könntest dir aber mehr leisten. Stell dir vor – wir zahlen dir einen festen Betrag! Du kannst ein neues Büro kriegen, moderner, luftiger …«
    Ich sah mich um. »Ich mag – die Aussicht.«
    »Unser Apparat, Veum. Telex. Tip-top moderne, elektronische Ausstattung für – äh, die Ermittlungen. Internationale Verbindungen. Viel kann übers Telefon geregelt werden. Du schonst deine Schuhsohlen, du …«
    Ich tippte mit dem Zeigefinger auf seinen Prospekt. »Hier steht was von – ehelichen Problemen. Das sind solche Fälle, wie ich sie nicht annehme.«
    Er sah mich spöttisch an. »Und warum zum …«
    »Weil es mir gefällt, morgens in den Spiegel sehen zu können, ohne schlechte Laune zu kriegen, jedenfalls nicht von was anderem als meinem Aussehen. Weil – weil das Fälle sind, die ich nicht annehme!«
    »Solche Prinzipien können wir uns in unserer Branche nicht leisten, Veum. Wir arbeiten da, wo das Geld ist. Auf der richtigen Seite des Gesetzes, selbstverständlich, aber …« Er gestikulierte mit den Armen, ohne sich richtig ausdrücken zu können.
    »Eben. Und genau deshalb ziehe ich es vor zu bleiben, wo ich bin.«
    »Aber das Geld, Veum!«
    »Geld
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