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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin
Autoren: B.C. Schiller
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ist!“
    Ohne sich zu verabschieden, trennt er die Verbindung, wendet sich mit einem zerstreuten Gesichtsausdruck zu mir. Seine nachtschwarzen Augen fixieren mich und bei diesem Blick wird mir klar, dass ich ihn immer lieben und nie verlassen werde.
    „Wer war das?“, frage ich vorsichtig.
    „Niemand, den du kennst. Nur meine PR-Assistentin.“
    „Ach so!“ Ich hole tief Luft. „Ich muss mit dir reden!“, wiederhole ich nun schon zum dritten Mal.
    „Das ist jetzt gerade ziemlich ungünstig, Adriana!“, sagt Gregor und knipst sein Politikerlächeln an. „Wir reden abends darüber!“, vertröstet er mich und schlürft hastig seinen Kaffee. „Ich habe eine Beule am Hinterkopf und weiß nicht, wie das passiert ist. Das ist doch merkwürdig?“, rufe ich.
    So, jetzt ist es draußen. Jetzt kann ich ihm endlich alles erzählen, kann ihm sagen, dass ich in der Wohnung meines Liebhabers mit einem blutigen Messer gestanden habe, nackt und über und über mit Blut beschmiert. Jetzt kann ich ihm beichten, dass ich eine Mörderin bin.
    „Hier! Hier ist die Beule!“ Hektisch schiebe ich meine Haare zur Seite und deute ich auf meinen Hinterkopf. Gregors Reaktion ist ganz anders, als ich sie erwartet habe. Langsam dreht er sich um, streckt die Arme aus und geht mit einem breiten Lächeln auf mich zu.
    „Meine arme Adriana!“, schnurrt er und streichelt mir beruhigend über die Schultern wie den Seniorinnen im Altersheim bei einer Wahlveranstaltung. „Tut’s noch sehr weh?“, fragt er mitfühlend und sieht mir treuherzig in die Augen. Jetzt bin ich restlos verwirrt und kenne mich überhaupt nicht mehr aus.
    „Ich habe richtig mit dir mitgelitten! Tut mir leid, dass ich heute Morgen nicht mehr daran gedacht habe! Willst du nicht doch lieber in die Klinik? Vielleicht hast du eine Gehirnerschütterung und deshalb auch diese Albträume.“
    „Gehirnerschütterung? Albträume? Ich verstehe nicht!“ Noch verwirrter als zuvor schüttle ich den Kopf. „Ich will wissen, woher diese große Beule stammt!“, beharre ich auf einer Antwort.
    „Ja, es war ein ziemlich heftiger Schlag. Und wie es gekracht hat, als du mit dem Hinterkopf gegen die geöffnete Heckklappe unseres Wagens geknallt bist!“
    „Ich bin gegen die Heckklappe unseres Autos gestoßen? Wieso weiß ich nichts davon?“
    „Du hast sofort das Bewusstsein verloren. Aber keine Sorge, es ist nichts Ernstes, das sagt auch Hans.“ Wieder tätschelt Gregor mit seinem gewinnenden Lächeln meine Schulter und ich will meinen Kopf an seine Brust legen, um mich sicher und geborgen zu fühlen, doch er schiebt mich bestimmt von sich weg, sodass ich wieder im luftleeren Raum hänge. „Alles was bleibt, ist die schmerzhafte Beule, aber auch die vergeht schnell wieder.“
    „Wieso war Hans hier?“, frage ich und bin völlig durcheinander. Hans Mertens ist ein alter Parteifreund meines Mannes und von Beruf Psychiater. Ich bin seit fünf Jahren seine Patientin, weil es, nun ja, weil es damals gewisse Vorkommnisse in meinem Leben gegeben hat, die der Karriere meines Mannes abträglich gewesen wären.
    „Adriana, du weißt doch, dass Hans der Vorsitzende der Interessengemeinschaft ist, die meine Wahl unterstützt. Zum Glück konnte er schnell kommen, als ich ihn angerufen habe und hat dich untersucht. Er hat dir auch eine Spritze verabreicht, damit du ruhig schlafen konntest.“
    „Wieso weiß ich davon überhaupt nichts?“, frage ich verzweifelt. „Ich habe nicht die geringste Erinnerung daran!“ Geht das jetzt schon wieder los, denke ich panisch, erwähne aber Gregor gegenüber nichts.
    „Adriana, tut mir leid, aber ich muss jetzt wirklich los! Wir reden am Abend darüber!“ Gregor sieht auf seine Uhr und jetzt fällt mir auf, dass er seine Taucheruhr wieder trägt. Mechanisch tätschelt er mit beiden Händen meine Schultern und sieht mich mit seinen schwarzen Augen prüfend an. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragt er leise. „Du hast doch keine Albträume mehr? Vergiss nicht, deine Tabletten zu nehmen.“
    Wie ein kleines Schulmädchen, das vor dem strengen Lehrer steht, nicke ich betreten. „Ich bin o. k.! Bin nur völlig außer Atem!“
    An seinem Blick merke ich, dass er nicht versteht, was ich meine, doch er ist viel zu clever, um darauf einzugehen. Zum Glück piepst jetzt sein Handy penetrant und mit einem Lächeln dreht er sich zur Tür. „Wahrscheinlich bekommst du bloß deine Tage!“, ruft er mir aufmunternd zu und trifft mich damit mitten ins
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