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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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leicht schrill klingender Stimme, „Ist das vielleicht Belsar IV, Aratak?“
    „Ja, das stimmt. Kennst du ihn, Rianna? Das macht meine Aufgabe erheblich leichter.“
    „Ich habe die Kontroverse um die Theorie Delm Veloks’ über das verlorene Raumschiff verfolgt. Anadrigos Kommentare hellen die Sache kaum auf. Parallele Evolution kann nicht …“
    „Warte, warte“, sagte Dane. „Warte noch … ich meine ein bißchen, und gib mir ein paar Informationen, bevor ich völlig den Faden verliere!“
    Rianna lachte. „Ich sage dir, was ich weiß, und dann kann Aratak für uns beide weitermachen. Belsar ist für die Wissenschaftler in meinem Fachgebiet ein Rätsel. Normalerweise paßt eine intelligente Rasse in ihre Umwelt. Die meisten protosaurischen Arten haben sich auf Planeten entwickelt, wo es niemals Säugetiere gab oder wo diese sehr klein und unwichtig blieben. Wenn die Protosaurier intelligent waren, rotteten sie alle anderen Säugetiere in einem sehr frühen Entwicklungsstadium als Konkurrenten aus, während unter anderen Bedingungen – du hast mir einmal erzählt, Dane, daß die protosaurischen Giganten bei euch nicht intelligent waren. Sie hatten kleine Gehirne und konnten sich nicht den Veränderungen des Klimas und der planetarischen Ökologie anpassen. Stimmt’s?“
    „Richtig. Ein Dinosaurier … äh … ein Saurier von Arataks Größe hatte ein Gehirn ungefähr von der Größe meines Fingernagels, keine Großhirnrinde und von daher keine Möglichkeit zur Entwicklung von Intelligenz. Einer unserer Wissenschaftler – John Lilly – hat die Theorie aufgestellt, Intelligenz sei unvermeidliche Begleiterscheinung einer bestimmten kritischen Größe der Hirnrinde.“
    „Eine elementare Erkenntnis“, sagte Rianna. „Wir nennen es Methwycks Axiom, und es ist das erste, was ein Biologe über die Sapientologie lernt. Jedenfalls“, fuhr sie fort, „hat Belsar IV eine hockentwickelte Protosaurierrasse, und desgleichen ein ausgebildetes Säugetiersystem, ohne andere konkurrierende saurische oder reptilische Lebewesen – überhaupt keine anderen Reptilien, jedenfalls keine von besonderer Größe oder Komplexität. Delm Veloks Hypothese lautet, daß die Protosaurier von Belsar IV von einem verlorenen, dort niedergegangenen Raumschiff, wahrscheinlich von der Sh’fejj Konföderation, abstammen – das ist eine der ältesten Rassen des Bundes, die Raumfahrt betrieben haben, wahrscheinlich der gesamten Galaxis. Die Protosaurier von Belsar IV sind dem Grundtyp Sh’fejj sehr ähnlich.“
    „Es gibt nur wenige Unterschiede zwischen intelligenten Sauriern“, brummte Aratak, „viel weniger als zwischen den verschiedenen Arten und ethnischen Typen der Protosimianer. Die Schwerkraft eines Planeten bestimmt unsere Größe – einige sind nicht größer als Protosimianer, und es gibt ein paar protosaurische Zwergrassen, die ihren Mangel an Kraft mit anderen Fähigkeiten wie Telepathie kompensieren –, doch im allgemeinen sind meine protosaurischen Brüder von mir kaum zu unterscheiden. Mit bestimmten kosmetischen Operationen würde ich auf Planeten, die von Abkömmlingen der Sh’fejj bewohnt würden, kaum Aufregung verursachen, und ihre Weibchen würden mich als Partner durchaus akzeptieren.“
    „Aber es gibt noch einen Gelehrten, Anadrigo“, fuhr Rianna fort, „der eine lange Liste physischer Unterschiede aufgestellt hat – wenn er auch zugesteht, diese könnten durch Mutationen oder Akklimatisierung entstanden sein. Er hat eine linguistische Analyse angefertigt, die beweist, daß es in keiner der bislang untersuchten Sprachen von Belsar IV Elemente der Sh’fejj-Sprache gibt, weder in der Grammatik noch im Vokabular. Er zitiert auch dortige Aufzeichnungen und alte epische Dichtungen, die darauf schließen lassen, daß die protosaurische Rasse dort schon seit Zeiten existiert, in denen es unmöglich Raumschiffe der Sh’fejj gegeben haben kann. Seine Theorie lautet, daß diese Rasse Intelligenz entwickelte, um, was immer auch für eine Katastrophe ihre ursprüngliche Umwelt zerstörte, diese Katastrophe zu vermeiden. Aber beide Theorien sind nicht sonderlich überzeugend. Noch nicht. Der Planet wurde erst – gewiß nicht zeit meines Lebens, aber sicher zu Zeiten meiner Großeltern entdeckt. Und bisher ist erst die allererste Forschungsarbeit geleistet worden. Daher haben wir nur Theorien, keine festen, schlüssigen Beweise.“
    „Es scheint naheliegend, Tochter, daß wir niemals solche Beweise erlangen
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