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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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hatte auch die hiesige Art des Segelfliegens betrieben, wenn es auch hieß, die Protosimianer hätten nicht die entsprechenden Reflexe (es war ein Sport der Protofelinen), und das Gefühl genossen, auf den tückischen oberen Luftströmungen zu gleiten, die durch Raumfahrzeuge und Düsenflugzeuge aufgewühlt waren. Er war auf den Jetströmen mit einer Sauerstoffmaske geritten, was ihm ein kurzes Gefühl von Erregung vermittelt hatte – bis er merkte, daß jeder Gleiter ein elektronisches Sicherheitsnetz besaß, das derlei Aktivitäten so sicher wie ein Kinderauto machte. Da hatte er es aufgegeben. So machte es keinen Spaß.
    Rianna konnte das nicht verstehen.
    „Willst du dir etwa den Hals brechen?“ hatte sie ihn gefragt, und er versicherte ihr mit Nachdruck, das habe er nicht vor.
    „Aber was macht es dann für dich für einen Unterschied? Du hast doch immer noch das aufregende Gefühl, auf den Strömungen gleiten und dich von den Wirbeln treiben lassen zu können, und der Blick ist auch der gleiche. Wenn deine Reflexe wirklich gut genug dafür sind, brauchst du doch niemals zu erfahren, ob die Sicherheitsnetze wirklich da sind. Und wenn du sie doch brauchst, würdest du wenigstens nicht wegen eines einzigen unbedachten Augenblickssterben.“
    Dane hatte verzweifelt versucht, es ihr begreiflich zu machen. Sie hatte natürlich recht. Angesichts des unmittelbar bevorstehenden Todes hatte er gekämpft wie ein Teufel, um zu überleben, und er war so entsetzt und verzweifelt wie sie gewesen. Er wollte nicht sterben.
    „Aber es verdirbt es mir, wenn ich weiß, daß ich nicht bestraft werde, wenn ich versage. Es gibt auch keine Belohnung für Fähigkeit oder Mut. Ich könnte es ebenso tun, wenn ich ein fetter, unbeholfener Tölpel oder ein kränkliches Kind wäre.“
    „Dane“, sagte sie sanft und verständnisvoll, „du hast doch deinen Mut schon unter Beweis gestellt. Du brauchst das nicht immer wieder zu tun. Ich weiß, daß du mutig bist. Du mußt dich nicht immer bestätigen, auch nicht dir selber gegenüber.“
    Dane hatte sie fast geschlagen. Damals waren sie dicht vor einem ernsten Streit gewesen, und danach hatte er gemerkt, daß sie von ihrem Blickwinkel aus wahrscheinlich recht hatte. Wie konnte er ihr erklären, daß er nicht seinen Mut unter Beweis stellen wollte, sondern seine Fähigkeiten und Reserven, daß er einfach so war und ständig richtige, keine vorgetäuschten Herausforderungen brauchte. Jetzt redeten sie einfach nicht mehr darüber.
    Auf Riannas Vorschlag hin hatte er all jene modischen Studios aufgesucht, in denen man außerweltliche Künste lehrte, darunter etwa ein halbes Dutzend von exotischen Kampfarten. Er hatte die Schwerttechniken von mehreren Planeten und viele neue Tricks gelernt, und seine Fähigkeiten zur Vollendung ausgebildet. Seine einzige, ihn bestätigende Tätigkeit war zur Zeit der Fechtkampf gegen ein riesiges, vogelähnliches Wesen, das mit einem Schwert kämpfte, welches man fast einen Speer nennen konnte, und das gut genug war, um als Gegner etwa gleichwertig zu sein – doch Dane gewann immer häufiger.
    Manchmal hatte er schon in Erwägung gezogen, selber ein Studio für verschiedene Kampftechniken zu eröffnen, aber dann müßte er auch hierbleiben, und er wollte jederzeit gehen können, wenn Rianna ihre Arbeit mit den Aufzeichnungen und Berichten abgeschlossen hatte. Mit den Reichtümern von der Jägerwelt wäre es möglich, ein kleines Raumschiff mit einem erfahrenen Piloten zu mieten, und es gab immer noch Welten in der Galaxis, die noch nicht erforscht waren.
    Wenn sie Glück hatten, würde die Findergebühr oder das Geld für die Aufzeichnungen, die Rianna für den archäologischen oder anthroposophischen Forschungsdienst anfertigte, die Unkosten wieder wettmachen, und glücklicherweise hatte Rianna daran ebenso starkes Interesse wie er selber. Aber ihre jetzige Arbeit zog sich endlos hin. Jedes Mal, wenn sie daran dachte, bald fertig zu sein, wollte irgendeine andere Dienststelle oder Verwaltungseinheit einen neuen Bericht oder weitere Informationen. Seiner Meinung nach hatte sie alles schon ein paar Dutzend Male wiederholt, doch die Informationsanforderungen schienen kein Ende zu nehmen.
    Und während sie auf den Abschluß warteten, litt Dane unter Langeweile, tödlicher Langeweile. Das Samuraischwert an der Wand, in seiner schwarzlackierten Aufhängung, die er extra dafür hatte anfertigen lassen, schien ihn zu verspotten.
     
    Eine alberne, nutzlose Geste,
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