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Die Firma

Die Firma

Titel: Die Firma
Autoren: John Grisham
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Baumwollhändler und seinen Söhnen gebaut worden, in der Zeit, als nach dem Bürgerkrieg das Baumwollgeschäft in Memphis wieder in Gang kam. Es stand in der Mitte der Gotton Row an der Front Street in der Nähe des Flusses. Durch seine Flure und Türen und über seine Schreibtische hinweg waren Millionen von Ballen Baumwolle aus den Deltas von Mississippi und Arkansas erworben und in alle Welt verkauft worden.
    Aufgegeben, vernachlässigt und seit dem Ersten Weltkrieg wieder und wieder renoviert, war es schließlich 1951 von einem außerordentlich tüchtigen Steueranwalt namens Anthony Bendini g e kauft worden. Es wurde abermals renoviert und begann, sich mit Anwälten zu füllen. Er benannte es in Bendini Building um.
    Er hätschelte das Gebäude, verwöhnte es, verzärtelte es, gab seiner Landmarke alljährlich einen neuen Anstrich von Luxus. Er befestigte es, versiegelte Türen und Fenster und stellte bewaffnete Wächter ein, die das Haus und seine Insassen schützen sollten. Er ließ Fahrstühle einbauen, elektronische Überwachung, Sicherheitscodes, Fernsehkameras, einen Fitnessraum, eine Sauna, e i nen Tresorraum und einen Speisesaal für die Partner mit einem wundervollen Ausblick auf den Fluß.
    In zwanzig Jahren errichtete er die reichste Anwaltskanzlei in Memphis und unbestreitbar die unauffälligste. Geheimhaltung war seine Leidenschaft. Jeder neue Mitarbeiter, den die Firma einstellte, wurde eindringlich auf die üblen Auswirkungen eines losen Mundwerks hingewiesen. Alles war vertraulich. Gehälter, Gratifikationen, Beförderungen und vor allem Klienten. Das Reden über A n gelegenheiten der Firma, so wurden die jungen Mitarbeiter gewarnt, konnte die Belehnung mit dem heiligen Gral - der Partnerschaft - verzögern. Nichts verließ die Festung an der Front Street. Die Ehefrauen wurden angewiesen, keine Fragen zu stellen, oder sie wurden angelogen. Von den Mitarbeitern wurde erwartet, daß sie schwer arbeiteten, den Mund hielten und ihr gutes Geld ausgaben. Sie taten es, ausnahmslos.
    Mit einundvierzig Anwälten war die Firma die viertgrößte in Memphis. Sie inserierte nicht und vermied es, auf sich aufmerksam zu machen. Ihre Angehörigen blieben für sich und pflegten keinen Umgang mit anderen Anwälten. Ihre Frauen spielten Tennis und Bridge miteinander und gingen zusammen einkaufen. Bendini, Lambert & Locke war eine Art große Familie. Eine ziemlich reiche Familie.
    An einem Freitag um 10 Uhr hielt die Firmenlimousine in der Front Street an, und Mr. Mitchell Y. McDeere stieg aus. Er bedankte sich höflich bei dem Chauffeur und sah dem davonfahrenden Fahrzeug nach. Seine erste Fahrt in einer Limousine. Er blieb auf dem Gehsteig neben einer Straßenlaterne stehen und bewunderte den merkwürdigen, pittoresken und dennoch irgendwie beeindruckenden Sitz der Firma Bendini. Er war etwas völlig anderes als die riesigen Gebilde aus Stahl und Glas, in denen New Yorks Namhafteste residierten, oder der gewaltige Zylinder, in dem er in Chicago gewesen war. Aber ihm war sofort klar, daß es ihm hier gefallen würde. Es war weniger anmaßend. Es war mehr wie er.
    Lamar Quin kam durch die Vordertür und die Stufen herunter.
    Er rief Mitch an und winkte ihn heran. Er hatte sie am Abend zuvor am Flughafen abgeholt und sie im Peabody untergebracht - dem »Grandhotel des Südens«.
    »Guten Morgen, Mitch! Wie haben Sie geschlafen?« Sie schüttelten sich die Hand wie Freunde, die lange getrennt gewesen waren.
    »Sehr gut. Es ist ein großartiges Hotel.«
    »Ich wußte, das es Ihnen gefallen würde. Das Peabody gefällt jedem.«
    Sie betraten die Eingangshalle, wo ein kleines schwarzes Brett Mr. Mitchell Y. McDeere als Gast des Tages begrüßte.
    Eine gutgekleidete, aber nicht sonderlich reizvolle Empfangsdame lächelte herzlich und sagte, ihr Name wäre Sylvia, und wenn er irgend etwas brauchte, solange er in Memphis war, sollte er es sie wissen lassen. Er dankte ihr.
    Lamar brachte ihn in einen langen Flur, in dem er mit der Führung begann. Er erläuterte den Grundriß des Gebäudes und stellte Mitch unter wegs mehrere Sekretärinnen und Anwaltsgehilfen vor. In der Hauptbibliothek im zweiten Stock hatte sich eine Schar von Anwälten zu Kaffee und Kuchen rings um den riesigen Konferenztisch herum niedergelassen. Sie verstummten, als der Gast eintrat.
    Oliver Lambert begrüßte Mitch und stellte ihn den Anwesenden vor. Es waren etwa zwanzig, fast sämtliche angestellten Anwälte der Firma, die meisten kaum älter als
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