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Die Festung der Perle

Die Festung der Perle

Titel: Die Festung der Perle
Autoren: Michael Moorcock
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zurückzukehren, wollte er gern das Schwarze Schwert eintauschen. Doch hegte er keine große Hoffnung. Sturmbringer war mehr als ein Mittel des Überlebens oder eine Waffe gegen Feinde. Das Runenschwert band ihn an uralte Treueschwüre seines Volkes zum Chaos. Elric glaubte nicht, daß Arioch ihm gestatten würde, dieses Bündnis zu brechen. Wenn er darüber nachdachte, über diese Fingerzeige auf ein noch bedeutenderes Schicksal, wurde ihm ganz wirr im Kopf. Daher schob er diese Überlegungen weit von sich, wenn immer das möglich war.
    »Nun, vielleicht breche ich dies Bündnis im Übermut oder im Tode und mache Melnibonös bösen alten Freunden einen Strich durch die Rechnung.«
    Sein Atem wurde flacher und brannte auch nicht mehr in den Lungen. Ja, er fühlte sich direkt kühl an. Das Blut floß träger durch die Adern, als er sich mit letzter Kraft aufrichtete, um sich zum Holztisch hinüberzuschleppen, auf dem seine letzten Vorräte lagen. Aber er konnte das altbackene Brot und den zu Essig gewordenen Wein nur anstarren, ebenso wie die schimmeligen Stücke Trockenfleisch, über deren Herkunft man am besten nicht nachdachte. Nein, er konnte sich nicht erheben! Er konnte nicht genug Willen aufbringen, sich zu bewegen. Elric sah dem Tod zwar nicht gleichgültig, doch mit gewisser Würde ins Auge. Erschöpft verlor er sich in Träumereien. Er rief sich ins Gedächtnis zurück, wie er beschlossen hatte, Melniboné zu verlassen, die Bestürzung seiner Cousine Cymoril, die klammheimliche Schadenfreude seines ehrgeizigen Vetters Yyrkoon, seine Erklärungen Rackhir gegenüber, dem Krieger-Priester aus Phum, der ebenfalls Tanelorn gesucht hatte.
    Ob Rackhir der Rote Bogenschütze bei seiner Suche erfolgreicher gewesen war? Oder lag er irgendwo in dieser riesigen Sandwüste? Hatten die ewig seufzenden Winde sein scharlachfarbenes Gewand schon in Fetzen gerissen? Verdorrte das Fleisch bereits an seinen Knochen? Elric hoffte aus ganzem Herzen, daß Rackhir die sagenumwobene Stadt gefunden hatte und den damit verheißenen Frieden. Doch dann gewann seine Sehnsucht nach Cymoril die Oberhand. Er war fast sicher, daß er weinte.
    Anfangs hatte er noch erwogen, Arioch, seinen Chaos-Schutzlord um Rettung anzuflehen. Doch hatte ein starker innerer Widerwillen ihn diese Möglichkeit gleich wieder ablehnen lassen. Er fürchtete, daß er viel mehr als sein Leben verlieren könnte, wenn er Ariochs Hilfe beanspruchte. Jedesmal wenn diese mächtige Gottheit sich bereit erklärt hatte, zu helfen, war dadurch ein stillschweigendes, geheimnisvolles Abkommen noch mehr bekräftigt worden. Dabei waren diese Überlegungen eigentlich rein theoretisch, dachte Elric und lächelte spöttisch. In letzter Zeit war Arioch ihm nur ausgesprochen zögernd zu Hilfe gekommen. Vielleicht war Yyrkoon inzwischen weit über ihn aufgerückt und zwar in jeder Beziehung.
    Dieser Gedanke brachte Elric wieder zurück zu seinen Schmerzen und seiner Sehnsucht nach Cymoril. Wieder versuchte er aufzustehen. Die Sonne war inzwischen weitergewandert. Ihm schien es, als stünde Cymoril vor ihm. Doch dann glich sie einer der vielen Gestalten Ariochs. Trieb der Chaos-Lord auch jetzt noch sein grausames Spiel mit ihm?
    Elric ließ den Blick zum Schwert hinüberschweifen, das sich in seiner Seidenhülle zu bewegen schien. Flüsterte es ihm eine Warnung zu oder gar eine Drohung?
    Der Albino wandte den Kopf ab. »Cymoril?« Er blinzelte in den Sonnenstrahl und folgte ihm, bis er durch das Fenster in den gleißenden Himmel über der endlosen Wüste blickte. Es kam ihm vor, als bewegten sich dort Schemen.
    Sie glichen Gestalten von Menschen, Tieren und Dämonen. Als die Schemen deutlicher wurden, ähnelten sie seinen Freunden. Wieder war Cymoril da. Elric stöhnte voller Verzweiflung. »Geliebte!«
    Er sah Rackhir, Dyvim Tvar, sogar Yyrkoon. Er rief sie beim Namen.
    Das heisere Krächzen aus seinem Mund machte ihm klar, daß er Fieberträumen zum Opfer gefallen war. Daß die ihm noch verbliebene Energie durch Fantasien aufgezehrt wurde. Jetzt nährte sich sein Körper von sich selbst. Da war der Tod nicht mehr weit.
    Elric faßte sich an die Stirn. Schweiß lief herunter. Er überlegte, wieviel jeder Tropfen wohl auf dem Markt einbringen würde. Diese Spekulationen fand er amüsant. Konnte er genug schwitzen, um sich dafür Wasser kaufen zu können, damit er noch mehr schwitze? Oder einen Schluck Wein? Aber vielleicht war diese Art der Flüssigkeitsproduktion ein grober Verstoß
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