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Die Festung der Perle

Die Festung der Perle

Titel: Die Festung der Perle
Autoren: Michael Moorcock
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teuerste Ware war. Ellies Wasser war sicher von einem öffentlichen Brunnen gestohlen worden. Die Strafe für solches Verbrechen wurde nicht einmal unter vier Augen erwähnt.
    Elric benötigte dringend seltene Kräuter, um seine Blutarmut auszugleichen; aber ihr Preis, selbst wenn es sie hier gäbe, hätte seine jetzigen Mittel bei weitem überstiegen, die nur wenige Goldmünzen betrugen. In Karlaak wäre das ein Vermögen, doch hier, in einer Stadt, wo die Aquädukte und Kloaken mit Gold ausgelegt waren, hatten Goldstücke keinerlei Wert. Von den Ausflügen auf die Straßen war er erschöpft und deprimiert zurückgekehrt.
    Einmal am Tag besuchte ihn der Junge, der ihn in der Wüste gefunden und in diese Unterkunft gebracht hatte. Dann starrte er den Albino an, als sei Elric ein seltsames Insekt oder eine weiße Maus. Der Junge hieß Anigh. Er sprach zwar die vom Melnibonéischen abstammende Sprache der Jungen Königreiche, die sogenannte Gemeinsprache, doch mit so schwerem Akzent, daß Elric ihn manchmal nicht verstand.
    Wieder versuchte Elric den Arm zu heben, doch ohne Erfolg. Da fand er sich damit ab, niemals seine geliebte Cymoril wiederzusehen und niemals wieder auf dem Rubinthron zu sitzen. Er spürte Bedauern, aber wie aus der Ferne, da seine Krankheit ihn seltsam euphorisch machte.
    »Ich hatte gehofft, ich könnte dich verkaufen.«
    Elric blinzelte. Bis auf einen einzigen Sonnenstrahl war die Kammer dunkel. Er erkannte die Stimme, konnte aber nur einen Umriß neben der Tür ausmachen.
    »Aber wie es aussieht, kann ich auf dem nächsten Wochenmarkt nur noch deine Leiche und restliche Habe anbieten.« Es war Anigh, der beim Gedanken an den Tod seiner Beute beinahe so niedergeschlagen wie Elric selbst war. »Natürlich bist du immer noch eine Rarität. Du trägst die Gesichtszüge unserer Erzfeinde, nur viel bleicher. Und solche Augen habe ich noch niemals bei einem Menschen gesehen.«
    »Tut mir leid, wenn ich deine Hoffnungen enttäusche.« Elric richtete sich mühsam, auf den Ellenbogen gestützt, auf. Er hatte es für klüger gehalten, seine wahre Herkunft geheimzuhalten, und sich für einen Söldner aus Nadsokor, der Bettlerstadt, ausgegeben, da dort alle möglichen seltsamen Geschöpfe hausten.
    »Ich hatte auch gehofft, daß du ein Magier bist und mich mit einem kleinen Zauber belohnen würdest, wodurch ich auf den Pfad zum Reichtum gelangen würde, vielleicht sogar zu so viel Macht, ein Mitglied der Sechs zu werden. Du hättest wenigstens ein Wüstengeist sein und mir irgendeine nützliche Gabe verleihen können. Aber anscheinend habe ich mein Wasser vergeudet. Du bist bloß ein runtergekommener Söldner. Besitzt du wirklich gar nichts Wertvolles mehr? Irgendeine Kuriosität, für die man einen ordentlichen Preis verlangen könnte?« Die Augen des Jungen wanderten hinüber zu dem langen, schmalen Bündel, das neben Ellies Kopf an der Wand lehnte.
    »Das ist kein Schatz, mein Junge«, erklärte Elric finster. »Wer dies besitzt, ist mit einem Fluch beladen, den kein Exorzismus austreiben kann.« Er lächelte bei dem Gedanken, daß der Junge einen Käufer für das Schwarze Schwert suchte, das in seiner Hülle, einem zerrissenen roten Seidentalar, von Zeit zu Zeit murmelte wie ein seniler Greis, der wieder sprechen lernen wollte.
    »Das ist doch eine Waffe, oder?« fragte Anigh. In dem schmalen, braunen Gesicht wirkten seine lebhaften blauen Augen besonders groß.
    »Aye«, antwortete Elric. »Ein Schwert.«
    »Ein antikes?« Der Junge kratzte unter seinem braungestreiften Burnus den Schorf von der Schulter.
    »So könnte man es nennen.« Elric amüsierte sich, doch strengte ihn schon diese kurze Unterhaltung furchtbar an.
    »Wie alt?« Anigh trat einen Schritt vor und stand jetzt im Sonnenlicht. Sein Aussehen war perfekt für ein Geschöpf, das zwischen den braunen Felsen und Sanddünen der Seufzerwüste lebte.
    »So etwa zehntausend Jahre.« Das Staunen auf dem Gesicht des Jungen ließ Elric beinahe sein nahes Ende vergessen. »Aber wahrscheinlich ist es noch älter.«
    »Dann ist es wirklich eine Rarität! Solche Sachen sind bei den Herren und Damen in Quarzhasaat sehr begehrt. Sogar die im Rat der Sechs sammeln solche Sachen. Der ehrenwerte Meister von Unicht Shlur zum Beispiel hat die Rüstungen einer ganzen ilmiorischen Armee, alle auf den mumifizierten Leichen der echten Krieger. Und Lady Talith besitzt eine Sammlung von mehreren tausend Kriegsgeräten, jedes verschieden. Laß mich das mitnehmen,
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