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Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Titel: Die Falschmünzer vom Mäuseweg
Autoren: Stefan Wolf
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Tarzan. »Du heißt...«
    »Peter Carsten, 13 Jahre alt.
Ich wohne im Internat.«
    Dass Tarzan mit seinem
wirklichen Namen angeredet wurde, kam höchst selten vor. In der großen
Internatsschule mit ihren weit über 1000 Schülern war er nur als Tarzan
bekannt. Der Spitzname passte zu ihm. Er war durchtrainiert und erstaunlich
groß für seine 13 Jahre — und ein paar Monate. Als glänzender Sportler bot er
besonders in Judo und Volleyball herausragende Leistungen. Er hatte dunkle
Locken, war immer braun gebrannt, konnte mit affenartiger Geschwindigkeit am
Kletterseil hochturnen und verfügte über den Charakter des unerschrockenen
Anführers und Draufgängers.
    Zu seinen Freunden zu gehören,
galt als Ehre. Wenn er irgendwo ein Unrecht sah, konnte er fuchsteufelswild
werden. Ungerechtigkeit war ihm verhasst. Dass er sich — ohne Rücksicht auf die
eigene Person — für andere einsetzte, war ihm selbstverständlich. Sicherlich
daher rührte es, dass er an der Schule so beliebt war. Zu seinen
wissenschaftlichen Glanzfächern gehörte in erster Linie Mathe. Das lag ihm. Das
schüttelte er aus dem Ärmel. Und nur zu gern half er Gaby dabei, die mehr für
Sprachen begabt war. In Englisch war sie die Beste.
    »Und du?«, wurde Klößchen von
Bertram gefragt.
    »Ich heiße Willi Sauerlich. Bin
13. Wir sind alle 13.«
    »Sauerlich?« Bertram sah auf
die Schokoladenkrümel an Klößchens Mund. »Es gibt hier einen bekannten
Schokoladenfabrikanten...«
    »...ist mein Vater«, sagte
Klößchen. »Und später übernehme ich dann die Firma. Ich habe nämlich
beschlossen, mich ganz in den Dienst der Schokolade zu stellen. Ihr sozusagen
mein Leben zu weihen. Sie schmeckt mir auch ganz gut«, fügte er grinsend hinzu.
    Dass Klößchen Klößchen genannt
wurde, lag natürlich an seinem Äußeren: Klein, rund, mit freundlichem
Mopsgesicht und Segelohren. Verständlicherweise hielt er Sport für Mord. Auch
in den wissenschaftlichen Fächern sah es bedenklich aus. Nicht, weil es ihm an
Grips mangelte, sondern weil er das geborene Faultier war. Seine Eltern besaßen
eine elegante Villa in einem feinen Viertel am Stadtrand.
    Ohne Weiteres hätte er die
Schule als externer Schüler besuchen können — wie Gaby und Karl, die jeden Morgen
mit dem Rad kamen oder, bei schlechtem Wetter, mit dem Schulbus. Aber Klößchen
zog das Internatsleben als Tarzans Budenkamerad vor. Als Einzelkind hatte er
sich zu Hause oft einsam gefühlt — und gelangweilt. Im Internat dagegen war
immer was los, besonders wenn man zu Tarzans Freunden gehörte. Dann verging
keine Woche ohne ein haarsträubendes Abenteuer.
    »Nun noch deine Personalien«,
wandte sich der Polizeiobermeister an Karl.
    »Karl Vierstein«, antwortete
der Computer. Er nannte Geburtsdatum und Adresse.
    Karls Vater war Professor. An
der hiesigen Universität hielt er Vorlesungen über Mathematik. Möglicherweise
hatte Karl von ihm das phänomenale Computer-Gedächtnis geerbt. Karl hatte ein
intelligentes, etwas spitzes Gesicht hinter einer Nickelbrille mit runden
Gläsern. Er war langaufgeschossen, aber lattendürr. Da er über enorm lange Arme
verfügte, waren ihm meistens die Ärmel zu kurz.
    »Das wäre das«, meinte Bertram
und stieß prustend die Luft aus, als hätte er bereits gewaltig gearbeitet.
    »Nun zum Sachverhalt!«
    Tarzan berichtete. Er fasste
sich kurz und beschrieb die mutmaßlichen Täter genau.
    Bertram fragte die andern, ob
dem was hinzuzufügen wäre. Aber keinem fiel eine Ergänzung ein.
    »Großartig!«, freute sich der
Bahnpolizist. »Damit lässt sich was anfangen. Seit Monaten beobachten wir eine
erschreckende Zunahme der Zerstörungen. Letztlich sind es immer wieder
dieselben Täter. Und die vier Ledertypen sehen mir aus«, er blickte auf das
Protokoll, als wären sie dort abgebildet, »wie professionelle (berufsmäßige) Vandalen. Auf die werden wir jetzt achten. Dass sie auf einem verhältnismäßig
kurzen Streckenstück so viel Zerstörung angerichtet haben, zeigt Übung. Euch
jedenfalls danke ich.«

    Als die TKKG-Freunde das Büro
der Bahnpolizei verließen, lief gerade donnernd ein Zug ein. Der Boden dröhnte.
    Klößchen meinte, er hätte
bereits Halluzinationen (Bewusstseinsstörungen, Trugbilder). So quäle
ihn der Hunger.
    »Bis nach Hause wirst du’s noch
schaffen«, sagte Tarzan. »Wir sind ja gleich da.«
    Sie hatten verabredet, zu
Klößchens Elternhaus zu stiefeln.
    Erstens lag das am nächsten.
Zweitens wartete dort Frau Sauerlich mit heißem
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