Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Titel: Die Falschmünzer vom Mäuseweg
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
darunter hätten eben
auch die anständigen Jugendlichen zu leiden.
    Der Schaffner sah das ein,
nickte mit seinem dicken Kopf und meinte, er hätte gleich dienstfrei — Gott sei
Dank! Denn zu Hause wollte er mit seiner Familie Advent feiern.
    Jetzt fuhr die S-Bahn
unterirdisch. Gekachelte Wände reflektierten das Licht.
    Dann war die Stadt, die tolle
Großstadt mit ihren mehr als eine Million Einwohnern, erreicht.
    Der Schaffner sagte noch, er
müsse Meldung machen — und das verzögere mal wieder seinen Feierabend; aber ein
Beamter tue eben seine Pflicht bis zum Letzten und scheue sich niemals vor
Mehrarbeit.
    Dazu sagte Tarzan nichts. Denn
seine Erfahrungen mit Beamten an Post- und Bahnschaltern oder bei Behörden —
soweit er das kannte — waren anderer Art. Freilich gibt es auch da, wie
überall, Ausnahmen. Und zu ihnen gehörte offenbar Obermeister Bertram von der
Bahnpolizei.
    Er hatte ein faltenreiches
Gesicht mit lustigen Augen und eine gutmütige Brummbärstimme. Er saß hinter
einem gut aufgeräumten Schreibtisch im Büro der Bahnpolizei und aß den Rest
eines Schokoladenkringels, während er sich anhörte, was Tarzan — zunächst mal
in Kurzform — zu sagen hatte.
    »Ausgezeichnet, Kinder! Das ist
das, was wir brauchen! Ich nehme eure Aussage zu Protokoll. Setzt euch erst
mal. Das dauert jetzt ein Weilchen. Ich muss auch die Personalien feststellen.
Euere, meine ich. Die der Täter, hahahah!, die kennen wir ja leider noch
nicht.«
    Die Kinder nahmen Platz.
    Klößchen ließ keinen Blick von
der Tüte mit Schokoladenkringeln, die neben Obermeister Bertrams rechtem
Ellbogen lag.
    Der Beamte bemerkte den Blick.
    »Hast du Appetit?«, fragte er.
    Klößchen schluckte. Dann
schüttelte er den Kopf. »Nein, danke!«
    Für einen Moment herrschte
Stille. Dann brachen Gaby, Karl und Tarzan in wieherndes Gelächter aus.
    »Was ist denn?«, fragte Bertram
erstaunt.
    »Das gibt’s nicht!«, krähte
Karl. »Er sagt, er hätte keinen Appetit.«
    »Diesen Tag trage ich in mein
Tagebuch ein!«, rief Gaby.
    »Dass ich das erlebe!« Tarzan
faltete wie in Andacht die Hände. »Aber wiederholen wird sich das bestimmt
nicht, damit ist kaum zu rechnen.«
    »Ich merke schon«, sagte
Bertram zu Klößchen. »Dir knurrt ständig der Magen, nicht wahr? Hier!« Er schob
ihm die Tüte hin. »Iss, so viel du willst. Meine Zähne vertragen Süßes sowieso
nicht.«
    »Danke!«, sagte Klößchen. »Ich
nehme ein paar mehr. Denn bekanntlich kommt der Appetit beim Essen. Im Übrigen«,
funkelte er seine Freunde an, »gibt’s da gar nichts zu lachen. Nun bin ich mal
zurückhaltend — und ihr macht ne Schau draus!«
    »Es kam so überraschend«, sagte
Gaby. »Darauf waren wir einfach nicht gefasst.
    Obermeister Bertram hatte einen
Bogen in die Maschine gespannt. Aber er ließ sich Zeit mit jedem Handgriff.
    »Dann wollen wir mal, Kinder.
Fangen wir an mit dem jungen Fräulein. Wie heißt du?«

3. Wer sind die
Handtaschenräuber?
     
    »Gaby Glockner.«
    Bertram nickte. Und tippte.
Dann stutzte er.
    »Aber du bist nicht mit
Kommissar Glockner verwandt?«
    »Doch.« Gaby wurde vor Stolz
ein bisschen rot, als sie sagte: »Ich bin seine Tochter.«
    »Hm, hm!«, brummte Bertram
anerkennend. »Von deinem Vater habe ich schon gehört.« Er machte ein Gesicht,
als wollte er noch was hinzufügen. Aber dann fragte er nur: »Wie alt?«
    »43«, sagte Gaby.
    »Wie bitte?«
    »Ach so!«, lachte sie. »Mich
meinen Sie! Ich dachte, Sie wollten wissen, wie alt mein Papi ist. Ich bin 13.«
    Bertram fragte auch nach der
Adresse. Sonst nichts.
    Deshalb erfuhr er auch nicht,
dass Gabys Spitzname Pfote war und dass sie, wie Karl, bei ihren Eltern in der
Stadt wohnte. Ihr Vater gehörte zur Kripo. Ihre Mutter führte ein kleines
Lebensmittelgeschäft. Gabys Spitzname Pfote hing mit ihrer Tierliebe zusammen.
Besonders in Hunde war sie vernarrt. An keinem konnte sie Vorbeigehen, ohne ihn
zu streicheln oder sich die Hundepfote geben zu lassen. Sonderbarerweise taten
das auch — beinahe — alle. Tiere hatten sofort Vertrauen zu ihr. Dass sie
Tierärztin werden wollte, war beschlossene Sache. Selbstverständlich hatte sie
einen Hund.
    Er hieß Oskar. Es war ein
schwarz-weißer Cockerspaniel, den sie sich aus dem Tierheim geholt hatte. Er
war herrenlos gewesen. Mitleidlose Menschen hatten ihn ausgesetzt. Aber ein
besseres Plätzchen als bei Gaby war für den fröhlichen Vierbeiner nicht
denkbar. Er gedieh prächtig.
    »Nun zu dir«, Bertram wandte
sich an
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher