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Die falsche Tochter - Roman

Die falsche Tochter - Roman

Titel: Die falsche Tochter - Roman
Autoren: Nora Roberts
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ein Tänzer von seiner Maschine herunter und rannte so schnell quer über die
Baustelle davon, wie er in seinen besten Tagen auf der Highschool rund um den Sportplatz gerannt war.
    Ihm war klar, dass ihn seine Kollegen gnadenlos mit dieser schreckhaften Reaktion aufziehen würden. Wahrscheinlich würde er am Ende seinem besten Freund die Nase blutig schlagen müssen, um zu beweisen, dass er trotz allem ein Mann war. Es dauerte eine Weile, bis Billy wieder zu Atem gekommen war und die ersten zusammenhängenden Sätze hervorbringen konnte. Er erstattete dem Vorarbeiter Bericht, der daraufhin sofort Ronald Dolan und den Bezirkssheriff informierte.
    Als der Bezirkssheriff eintraf, hatten neugierige Arbeiter bereits weitere Knochen freigelegt. Der Sheriff ließ den Gerichtsmediziner holen, und schon bald tauchte auch ein Reporter von der Lokalzeitung auf, um Billy, Dolan und weitere Personen zu befragen. In Windeseile verbreiteten sich die ersten Gerüchte. Es war die Rede von Mord, von Massengräbern und Serienkillern, und als die Untersuchung abgeschlossen war und sich herausgestellt hatte, dass die Knochen sehr alt waren, wussten einige Leute nicht, ob sie erfreut oder enttäuscht sein sollten.
    Für Dolan jedoch, der gegen Petitionen, Protestkundgebungen und Einwände gekämpft hatte, um das Bauprojekt auf dem fruchtbaren Ackerland durchzusetzen, spielte das Alter der Knochen keine Rolle. Allein die Tatsache, dass sie gefunden worden waren, war ihm ein Ärgernis.
    Und als zwei Tage später Lana Campbell, eine Anwältin aus der Stadt, die es aufs Land verschlagen hatte, ihre Beine übereinander schlug und Dolan spöttisch anlächelte, musste er sehr an sich halten, um ihr nicht in ihr hübsches Gesicht zu springen.
    »Die gerichtliche Verfügung ist glasklar«, erklärte Lana. Sie hatte am schärfsten gegen die Bebauung protestiert und jetzt allen Grund zum Lächeln.
    »Sie brauchen keine gerichtliche Verfügung. Ich habe die Arbeiten ohnehin einstellen lassen und arbeite mit der Polizei und der Planungskommission zusammen.«

    »Es ist nur eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme. Die Bezirksplanungskommission gibt Ihnen sechzig Tage Zeit, um einen Bericht vorzulegen und sie davon zu überzeugen, dass Sie mit der Bebauung fortfahren können.«
    »Ich kenne die Bestimmungen, Schätzchen. Meine Firma baut seit sechsundvierzig Jahren Häuser in dieser Gegend.«
    Dolan nannte die Anwältin absichtlich »Schätzchen«, um sie zu ärgern, doch Lana grinste nur. »Die Umweltschutzorganisation und die historische Gesellschaft haben mich engagiert, ich tue nur meine Arbeit. Mitglieder der archäologischen und anthropologischen Fakultäten der Universität von Maryland wollen das Gelände besichtigen. In ihrem Namen bitte ich Sie um Erlaubnis, dass sie Proben mitnehmen und untersuchen dürfen.«
    »Engagierte Anwältin, Vertreterin der Universität.« Dolan, ein kräftig gebauter Ire mit rötlichem Gesicht, lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück. Seine Stimme triefte vor Sarkasmus. »Sie haben viel zu tun.«
    Er hakte die Daumen in seine roten Hosenträger, die er immer über einem blauen Arbeitshemd trug. Er betrachtete sie als Teil seiner Uniform, die ihn als Mitglied der arbeitenden Klasse auswies, ohne die seine Stadt und das ganze Land nicht zu dem geworden wären, was sie waren. Wie auch immer sein Bankkonto aussehen mochte – und er kannte den Betrag bis auf den Penny genau –, er brauchte keine vornehmen Kleider oder schicke Autos, um etwas darzustellen. Im Unterschied zu der hübschen Anwältin aus der Stadt war er in Woodsboro geboren und aufgewachsen. Und niemand, weder sie noch sonst irgendjemand, musste ihm sagen, was seine Gemeinde brauchte. Er wusste besser als die meisten anderen Leute, was für Woodsboro gut war. Er war ein Mann, der nach vorn blickte und sich um seine Zukunft kümmerte.
    »Wir haben beide viel zu tun, deshalb komme ich gleich auf den Punkt.« Lana war entschlossen, das siegessichere Grinsen von Dolans Gesicht zu wischen. »Sie können mit den Bauarbeiten erst fortfahren, wenn das Gelände vom Bezirk überprüft
und freigegeben worden ist. Dazu müssen Proben entnommen werden. Falls Kunstgegenstände ausgegraben werden, nützen sie Ihnen sowieso nichts. Wenn Sie sich in dieser Angelegenheit kooperativ verhalten, können unsere PR-Probleme dadurch beigelegt werden.«
    »Für mich sind es keine Probleme.« Dolan hob seine großen Arbeiterhände. »Menschen brauchen Häuser. Die
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