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Die Falken und das Glück - Roman

Die Falken und das Glück - Roman

Titel: Die Falken und das Glück - Roman
Autoren: Reber Sabine
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Daniel schien amüsiert über dein Engagement.
    Ihren zweiten Ehemann Iron Richard hat sie mit heißem Teer übergossen, als er sein Schloss zurückhaben wollte! Den hat sie nur geheiratet, weil ihm Carraigahowley Castle gehörte. Der geschützte Hafen von Burrishoole, der dazugehörte, war der ideale Hinterhalt, hier konnte sie ihre Schiffe verstecken. Außerdem besaß Richard Burke fruchtbare Ländereien mit Rinderherden. Granuaile hatte ja eine beachtliche Mannschaft, die sie ernähren musste. Sie heirateten nach altem keltischem Gesetz, für ein Jahr auf Probe. Als das Jahr um war, verbarrikadierte sie sich mit ihrer Gefolgschaft im Schloss und jagte ihn zum Teufel. Und Carraigahowley Castle gehörte ihr, ebenso wie die Ländereien, schlossest du deinen Vortrag.
    Du führtest uns in eine Besenkammer, in der zwei alte Schaufensterpuppen standen. Granuaile trug eine Karnevalsperücke, um die ein schmutziger Lappen gewickelt war. Ihr Gesicht war mit Kohle verschmiert.
    Wie kann die so dreckig sein, wo sie doch am englischen Hof war?, erkundigte ich mich.
    Die englische Königin sieht auch schäbig aus, wandtest du ein, die haben damals alle zum Himmel gestunken.
    Granuaile war in eine Decke gehüllt, von deren Saum ein Schild herunterhing: Keep Away From Fire.
    Erstaunlich, dass die schon synthetische Stoffe hatten, bemerkte Daniel und befingerte die Klunkerketten mit den Plastikperlen, mit der die Queen-Elizabeth-Puppe behängt war. Er zupfte die Rüschen am Kleid der englischen Königin zurecht, bis ihm eine dicke, braune Spinne über den Arm krabbelte.
    Da hast du aufgeschrien. In all den Jahren, die du auf dem Land gelebt hast, hast du dich nicht an die Spinnen gewöhnt.
    Hat mal jemand einen Staubsauger?, rief Daniel in den dunklen Korridor hinaus.
    Schließlich erbarmte er sich und packte die Spinne an einem Bein und schnippte sie auf den Teppich. Du machtest einen Satz nach hinten und fielst Queen Elizabeth in den Schoß. Der mit goldener Farbe zum Thron umfunktionierte Küchenstuhl, auf dem sie saß, krachte zusammen, und du stürztest mitsamt der englischen Königin vom Podest. Pharao jaulte auf. Alle drei brachen wir in Gelächter aus. Daniel half dir aufstehen, dann hob er die abgebrochenen Stuhlbeine auf und setzte den Thron wieder zusammen. Du hobst die Puppe hoch wie einen ohnmächtig gewordenen Menschen und installiertest sie wieder auf ihrem Thron.
    Aufgekratzt und immer noch lachend hatten wir das Museum verlassen und im Pub nebenan ein paar Bier getrunken und uns dann gemütlich auf den Rückweg gemacht.
    Ich konnte nicht nachvollziehen, wie es zu dem Streit gekommen war, ich hatte das nie begreifen können, wie die Stimmung von einer Sekunde auf die andere kippte und er dich aus heiterem Himmel anzuschreien begann, als wärst du verantwortlich für alle Übel dieser Welt.
    Sag nie mehr blöde Fotze zu mir, ließest du mit wenig Überzeugung vom Rücksitz her verlauten, ich will das nie wieder hören, sonst …
    Sonst was, äffte er dich nach.
    Hört auf, bat ich.
    Du hast einfach keine Ahnung, schrie er mich an.
    Im nächsten Moment riss er das Steuer herum. Wir rasten auf einen Lastwagen zu, der uns auf der Gegenfahrbahn entgegenkam. Du stürztest über die Rücklehne nach vorn und schafftest es irgendwie, das Steuer zurückzureißen, das geschah alles so schnell und mit einer Geistesgegenwart, als hättest du nur darauf gewartet, uns allen das Leben zu retten.
    Und jetzt bist du tot. Und ich sterbe vor Angst.
    Die Flugbegleiterin sammelt den Abfall vom Lunch ein. Der Pilot sagt etwas von Turbulenzen über dem Atlantik und schaltet die Zeichen zum Angurten an. Ich halte mich an deiner Urne fest, die ich zwischen meine Knie gepresst habe. Ich habe eine Decke darüber geworfen, damit die Stewardess sie nicht sieht. Alle Taschen in die Handschuhfächer, hat sie über das Mikrofon angeordnet. Meine Hände sind nass vor Schweiß und schimmern golden. Immer wieder befingere ich Sarahs Babyschuhe. Du hast sie mitgebracht, als du Sarah zum ersten Mal besucht hast.
    Sarah war gerade drei Wochen alt geworden. Ich sehe vor mir, wie du sie zum ersten Mal auf dem Arm hieltest, so sorgfältig, als könnte sie gleich zerbrechen. Du hast sie gewiegt, bis sie eingeschlafen ist. Und als ihr ein Engelchen übers Gesicht huschte, hast du geweint.
    Ich bin so glücklich, hast du gesagt, nun gibt es doch ein Kind in meinem Leben.
    Es war nicht selbstverständlich, dass du sie gleich ins Herz geschlossen hattest, wo du
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