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Die Falken und das Glück - Roman

Die Falken und das Glück - Roman

Titel: Die Falken und das Glück - Roman
Autoren: Reber Sabine
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tot, und du isst ein Butterbrot!
    Das war alles, was ich bei unserem letzten Telefonat hervorgebracht hatte.
    Und er, nein, keine Butter. Wann kommst du? Soll ich dich in Galway abholen?
    Lieber nicht, hatte ich geantwortet.
    Zu gegenwärtig war mir die letzte Autofahrt mit Daniel. Du hattest mir großzügig oder auch wohl wissend den Beifahrersitz überlassen und dich zu Pharao auf die Hundedecke im Fonds gepfercht.
    Wie klein er dich gemacht hatte, wie klein du dich von ihm machen ließest! Ich wollte dir helfen, meiner großen Schwester, ich wollte beschützend die Arme um dich legen.
    Sei nicht so gemein zu ihr, hatte ich gefleht.
    Der hätte verdammt noch mal nicht rausfahren müssen!, schrie Daniel, dieser idiotische Kartoffelkopf weiß doch, dass ich ihn auf den nächsten fünfzig Meilen nicht überholen kann!
    Er fährt bloß zu seinem Acker, hattest du zu räsonieren versucht, der hat sich nichts Böses gedacht.
    Und schon fällt sie mir wieder in den Rücken!, schrie Daniel, bei jeder noch so kleinen Gelegenheit muss sie hinterrücks über mich herfallen.
    Haben wir es denn so eilig, ließest du auf dem Rücksitz verlauten, aber dein Einwand klang wenig überzeugend.
    Er hat es nicht absichtlich gemacht, und Linda meint es auch nur gut, versuchte ich zu beschwichtigen.
    Vergeblich, wie jeder noch so gut gemeinte Schlichtungsversuch bei Daniel vergeblich war. Der Traktor war absichtlich vor uns auf die Hauptstraße gebogen, das stand für ihn fest, Daniel hatte abbremsen müssen, und es war sein gutes Recht, den armen Bauern dafür zu verfluchen. Daniel führte sich auf, als wären alle Traktoren der Welt auf einmal aus ihren Schuppen und von ihren Feldern gekommen, nur um unsere Fahrt zu verlangsamen.
    Hör auf, hattest du gebettelt, nicht schon wieder!
    Meine Frau weiß einfach nicht, was Loyalität bedeutet! Das hat sie noch nie gewusst, und ich Idiot habe sie trotzdem geheiratet.
    Nimm doch nicht alles persönlich, sagte ich.
    Das ist aber verdammt noch mal persönlich!
    Daniel erhob die Stimme.
    Ich weiß schon noch selber, was ich persönlich nehmen muss! Und wenn mich deine Schwester, diese blöde Fotze, die leider meine Frau ist, hatte er noch angefügt, und wenn mich deine blöde Schwesterfotze bei jeder Gelegenheit schlecht macht, dann habe ich verdammt noch mal das Recht, mich darüber aufzuregen!
    Ich wollte etwas entgegnen, ich suchte nach den richtigen Worten, um die Situation zu entschärfen.
    Wir hatten einen netten Nachmittag verbracht zu dritt, wir hatten viel gelacht. Du hattest nach Louisburgh fahren wollen, um mir das Museum von Granuaile zu zeigen, ein rühriges, verstaubtes, kleines Museum, in dem Spinnweben von den Decken hingen und die Hälfte der Glühbirnen defekt war.
    Wir tasteten uns durch einen Korridor auf ein Lichtlein zu. Es stammte von einer Spotlampe, die eine Vitrine mit Schiffsmodellen erleuchtete: ein offenes Holzboot mit vier Rudern, Curragh genannt. Granuailes Galley sowie ein zweimastiger Hooker.
    Granuaile musste zu ihren besten Zeiten eine beachtliche Flotte gehabt haben, Karavellen mit hohem Heckaufbau, die sowohl als Fracht- wie als Schlachtschiffe dienten, und natürlich jede Menge Galeeren, erklärtest du.
    Die gleichen Schiffe wie Kolumbus, sagte Daniel, Santa Maria, Niña, Pinta, das waren Karavellen.
    Die Santa Maria war eine Karacke, korrigiertest du, die war bedeutend größer und schwerer.
    Wir tappten durch die schummrigen Gänge, du hattest uns mit deinem Feuerzeug den Weg gewiesen, bis wir zur vergilbten Farbkopie eines schlecht kolorierten Bildes kamen, untertitelt:
    Granuaile meets Queen Elizabeth I, 1593.
    Königin Elizabeth die Erste eroberte Irland, aber die irische Piratin Granuaile kämpfte bis auf das letzte Hemd. Statt sich zu ergeben, ernannte sie sich selbst zur Königin von Irland. Sie reiste an den englischen Hof und bat Queen Elizabeth um eine Audienz. Mit dieser Unverfrorenheit gewann sie die Sympathie der englischen Monarchin. Die mächtigste Frau der damaligen Welt muss in ihr eine Seelenverwandte gesehen haben. Beide hatten sie die traditionelle Frauenrolle verweigert und waren in einer kriegerischen Gesellschaft an die Macht gekommen. Beide hatten sie unglückliche Ehen hinter sich und verließen sich nur noch auf sich selber.
    Besten Dank für den Vortrag, Frau Professor!, witzelte Daniel.
    Granuaile ist mit ihren Männern jedenfalls nicht so zimperlich umgegangen, hast du entgegnet. Du kamst richtig in Fahrt.
    Frauen, Frauen,
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