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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen
Autoren: Tina Sabalat
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wird?"
    Ein wenig Spott lag jetzt in seiner Stimme - nicht beißend, eher wohlwollend, ein wenig provokant vielleicht.
    "Davon bin ich sogar überzeugt. Was machen Sie hier? Passen Sie auf, dass niemand das gute Stück klaut?"
    "Nein."
    Ich konnte nicht sehen, ob er lächelte, aber es klang danach: Ich nahm diesen Tonfall als Herausforderung, eine Antwort auf meine eigene Frage zu finden.
    "Weil man das Schwert erst aus dem Stein lösen müsste, um es stehlen zu können? Weil derjenige, der das Schwert lösen kann, auch der neue Eigentümer wäre, ein Diebstahl damit nur vom Besitzer selbst durchgeführt werden könnte - und es dann ja gar kein Diebstahl mehr wäre?"
    Ich hörte ihn kurz auflachen, und als hätte ich ihn ermutigt, trat er noch einen Schritt vor.
    "Sehr gut. Die Frage haben schon einige gestellt, aber die Antwort sind sich doch alle schuldig geblieben."
    Sein Gesicht blieb im milden Halbschatten, aber er war ein Stück größer als ich und ungefähr in meinem Alter. Dunkle Locken bis etwa zum Kinn, äußerst gutaussehend und schlank - wobei Letzteres nicht wirklich gut zu erkennen war, trug er doch eine Art weite Kutte in Schwarz, mit dem in dieser Kirche scheinbar allgegenwärtigen Schwingenkreuz in Rot darauf: herrlich mittelalterlich, ein schöner Kreuzritter.
    "Es sind die Edelsteine, um die wir uns Sorgen machen müssen: Mit etwas Sachverstand kann man sie recht schnell herauslösen", erklärte er mir bereitwillig seine Anwesenheit in der Kammer.
    Vom Eingang ertönte wieder das Klopfen, diesmal ausdauernder.
    "Da wartet schon ein viel willigerer Kandidat, vielleicht hat der ja Glück", sagte ich und spürte die Hand des Kreuzritters federleicht an meinem Arm, bevor ich auch nur einen weiteren Schritt zum Ausgang machen konnte.
    Ich zuckte zusammen, überrascht von dieser durchaus besitzergreifenden Geste.
    "Bitte, das Schwert. Es ist wichtig."
    Er war noch ein wenig näher gekommen, ich konnte sein Gesicht nun besser erkennen - und versank für eine gar nicht so unangenehme Sekunde in der Betrachtung seiner Augen: Groß und außergewöhnlich grün schimmerten sie ebenso satt wie die Smaragde am Schwertgriff im milden Licht der Kammer. Ihr Ausdruck war freundlich und bittend, ihre Wirkung indes eindringlich und intensiv - ich verspürte keine Angst vor diesem Wache haltenden Kreuzritter, aber angenehm war mir die ganze Situation auch nicht: In welchem Museum wird man schon so nachdrücklich aufgefordert, die ausgestellten Exponate anzufassen, nein: sogar an ihnen herumzuzerren?
    Ich löste mich ein wenig widerwillig von diesem überaus attraktiven Gesicht mit seinen fesselnden Augen und war eigentlich mehr als bereit, zu tun, worum der Kreuzritter bat - einfach nur, weil er höflich war, interessant, schön und allein in einer dunklen Kammer.
    "Wenn es Ihnen so wichtig ist ..."
    Ich trat erneut vor den Stein und legte die rechte Hand auf den Griff des Schwertes, zog leicht, fühlte Widerstand und nahm die linke Hand zu Hilfe. Ich war nur eine winzige Sekunde lang wirklich überrascht, dann musste ich lachen: Ich konnte das Schwert ohne große Probleme bewegen - auf den ersten Zentimetern widersetzte es sich zwar ein wenig, als wäre es festgerostet, doch dann glitt es mit einem schrill-schabenden Geräusch von Stahl auf Stein aus dem Monolithen heraus. Die Klinge war gräulich verkrustet und bestimmt einen Meter lang - ich musste die Arme über den Kopf recken, bis sie komplett freilag, bis auch die Spitze heraus war. Und schwer war das Schwert: Ich musste es mit beiden Händen und einiger Kraft festhalten, als ich mich damit zu dem grünäugigen Kreuzritter umdrehte.
    "Sehr witzig", sagte ich. "Dann darf ich das wohl als Andenken behalten und Sie stecken ein neues Schwert da rein, für den Nächsten in der Schlange?"
    Mein Spott verklang recht schnell in der leeren, dunklen Kammer, denn der Ausdruck auf dem Gesicht des jungen Mannes war echtes Erstaunen - nein, mehr: pures Entsetzen. Während mir das Lachen im Halse stecken blieb, schlug er auf einen Schalter an der Wand, und mein altes Leben war von einer Sekunde zur anderen vorbei.

Magnus

Gott, war das langweilig. Ich kratzte mich am Kinn und kniff meine Augen zusammen, die vom ständigen Starren auf die Monitore brannten, ließ mir dann aus der Maschine noch einen Kaffee raus. Ohne Milch, ohne Zucker, pures Koffein mit ein bisschen Wasser - vielleicht half das ja gegen diese elende Müdigkeit, geboren aus unsäglicher Langeweile.
    Die
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