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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm
Autoren: Louise Fu
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wischte die Hände an
seiner Jeans ab und sah hilfesuchend nach dem flimmernden Bildschirm, auf dem
sich soeben lange schlanke Frauenarme um John Waynes Nacken schlangen.
    »Are you a
red man? Verdeppelt,
wenn es gar nicht anders geht, dann sag ich das neumodische Zeug eben: Are you
a Native American? Apatsche oder Komantsche oder Navajo oder such?«
    Frau Weinwurm legte
zwei wackelnde Finger an ihren Hinterkopf um eine im Wind schwankende
Adlerfeder anzudeuten. Mehr Hilfestellung bekam der Junge nun aber wirklich
nicht von ihr. Und wenn er so tat, als ob er das nicht verstand, wusste sie
genau, dass er sie verschaukelte!
    »Oh, okay, Native American, I see, no, I am not. Mi padre es Mexicano pero yo, I am
a U.S. American citizen.”
    Was auch immer dich
das angeht, Alte, dachte der junge Mann und klopfte auffordernd auf das
Formular.
    »American Express or
Visa?«
    »Mexikaner also, kein
Apatschenkrieger, wie schade aber auch… «,  murmelte Frau Weinwurm
enttäuscht und trippelte rückwärts zur Rezeption zurück, während sie an den
winzigen elfenbeinfarbenen Knöpfen ihrer Bluse nestelte.
    »Not looking, my dear
young fellow!«, ordnete sie mit einem schelen Blick nach hinten an und öffnete
zwei Knöpfe über ihrem mächtigen Busen. Sie schob das Drahtgestell ihres
Mieders ächzend nach unten und linste in den dunklen Spalt zwischen ihren
Brüsten, in dem zwei Kordeln wie Rettungsseile in einer Gletscherspalte
verschwanden. Mit einem energischen Ruck zog Frau Weinwurm einen prall
gefüllten Goretex-Brustbeutel hervor, den sie sich noch – husch husch! – in
einem Laden am Frankfurter Flughafen gekauft hatte. Ein Laden, in dem sie
staunend umherirrte, weil sie all die Dinge nicht kannte und zuordnen konnte,
die der moderne Globetrotter heute auf Reisen so brauchte. Wie froh sie war,
als eine freundliche Verkäuferin sie zu dem richtigen Regal führte und ihr bei
der Auswahl half, denn der Flug wurde schon aufgerufen und sie hatte keine Zeit
zu verlieren! Hinter jedem Rucksack, hinter jeder Tasche konnte ein grüner oder
blauer – waren die Uniformen in Hessen blau? – Mann versteckt sein und ihr mit
einer knappen Bewegung schreckliche Handschellen anlegen, die ihr die
Handgelenke einschnürten! Oder diese neumodischen Plastikdinger, sie hatte in
der Tagesschau so etwas schon einmal gesehen, sie wirkten so dünn und harmlos
aber, oh weh, der Verbrecher hatte keine Chance, wenn sie seine Knöchel banden!
Ob es wohl schon Steckbriefe von ihr gab? WANTED! DEAD OR ALIVE! REWARD: ???
$$$. Ein Steckbrief mit ihrem Bild, das in diesem Moment von der freundlichen
Verkäuferin an die Glastür neben ein Jack-Wolfskin-Poster geheftet wurde?
    Die Wahl des
Brustbeutels war dennoch falsch gewesen, und obwohl sie nie wieder nach
Frankfurt fliegen würde, um es der freundlichen Verkäuferin persönlich zu
sagen, so war Frau Weinwurm dennoch entschlossen, die Sache nicht auf sich
beruhen zu lassen, Steckbrief hin oder her. Der raue Stoff des Beutels
schubberte unangenehm zwischen ihren Brüsten, man hätte ihr bei der Größe
ihres Busens einen weichen Baumwollstoff empfehlen müssen. Und genau das
wollte Frau Weinwurm der Dame in dem Reiseladen auf einer Postkarte mitteilen.
Anonym natürlich, vielleicht auch würde sie die Postkarte in einem Nachbarort
erstehen, und keine der – wie sie nach einem kritischen Blick über die
Schulter feststellte – knittrigen und vergilbten Karten wählen, die das Blue
Lagoon Motel auf einem rostigen Drehständer feilbot.
    Die Zunge zwischen
den Zähnen und den Blick auf eine Reliefmadonna geheftet, die über der
Fliegengittertür hing, kalkulierte Frau Weinwurm ihre Aufenthaltsdauer,
betrachtete sorgfältig die fremden Scheine und zählte laut auf Deutsch vor sich
hin, bis sie den richtigen Betrag zusammen hatte. Das verbliebene Bündel
stopfte sie zurück unter ihre Bluse. Mit einer Hand hielt sie den klaffenden
Ausschnitt zu und drehte sich zu dem jungen Mann um, der versuchte ein
merkwürdiges Zittern, das seinen ganzen Körper erfasst hatte, zu unterdrücken.
    »Bitte schön, young
boy. Cash inne täsch, wie man bei uns sagt. Enough for three… blödes Wort,
entschuldigung, ich wollte dich nicht anspucken wie ein peruanisches Lama, na
so was… drei days. And,
dear young Mexican man, can you give me such a Heineken, also? Oh, and this is
your nice Mexican name: Bernardo, Bernardo T-O-R-R-E-M-O-L-I-N-O-S! You know
what? When little I made vacation with my parents in a city in Spain,
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