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Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Titel: Die Erlösung der Frauen (German Edition)
Autoren: Lucius Forster
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und sie für ihre Dummheit bestrafen, ohne großes Vorspiel, ohne einen Hauch von Zärtlichkeit, solange, bis sie sich wieder daran erinnern würde, warum sie wirklich gestern auf diese Party gegangen ist. Denn das war doch das Problem: Sie werfen sich in Schale, spielen dilettantisch mit ihren körperlichen Reizen, flirten und machen Fotos und am Ende gehen sie allein nach Hause, sie verharren in der Theorie. Es ist alles nur ein Spiel, nur ein Gedanke. Wonach sie sich wirklich sehnen ist ehrliche Liebe, bürgerliche Treue. Sie sind wie Johann, sie ekeln sich vor dem Sex, sie haben Angst, ihr wahres Gesicht zu zeigen, nackt und angreifbar zu sein. Es ging ja schon wieder von vorne los, anstatt sich einfach zu entspannen, tat Paula alles daran, sich als begehrenswerte Frau zu präsentieren mit ihren armseligen Hilfsmitteln, ihrer frisch aufgetragenen Wimperntusche, ihrem aufgesetzten Schlafzimmerblick. Sie musste doch wissen, dass Donald nur gekommen war, um mit ihr zu schlafen. Aber das funktionierte eben nicht. Niemals würde sie die Tatsache akzeptieren, dass sie einfach nur gefickt werden will, sie musste die Form wahren, Prinzessin spielen.
    Endlich versuchte sie etwas zu essen, war aber viel zu nervös, nach ein paar Bissen legte sie das Lachsbrötchen wieder beiseite und steckte sich eine neue Zigarette an. Es war nicht mit anzusehen. Donald stand auf, nahm ihr die Kippe aus der Hand und gab ihr einen Kuss. Sie war überrascht, begann empört zu lachen.
    Was machst du denn?
    Donald drückte die Zigarette aus, packte sie unter den Schultern und schleifte sie zum Bett. Paula wusste erst nicht, was sie tun sollte, doch nach nur wenigen Berührungen an den einschlägigen Stellen, wurde ihr klar, dass sie keine Wahl mehr hatte. Sie sackte in sich zusammen, legte den Kopf beiseite und atmete schwer. Sie war halb bewusstlos vor Verlangen, ihr letzter Sex lag Monate zurück. Donald machte keine große Sache daraus, er zog ihr die Kleider vom Leib und nahm sie ohne Umschweife. Für ihn war es mehr ein Akt der Selbstbefriedigung. Seit er am Morgen die Augen aufgetan hatte, war es sein einziges Ziel gewesen, irgendwo seinen Schwanz rein zustecken. In einem höheren Kontext gesehen war wohl beiden ganz gut damit geholfen.
    Er blieb den ganzen Nachmittag. Was hätte er auch anderes tun sollen. Vor allem, da sich nach der Befriedigung der körperlichen Bedürfnisse endlich wieder eine gewisse Müdigkeit einstellte. Lange lagen sie im Bett herum, er legte sein Gesicht in ihren Nacken und saugte die Pheromonschwangere Luft gierig durch seine Nüstern ein. Es muss wohl mit den Vergiftungserscheinungen übermäßigen Alkoholkonsums zusammenhängen, dass mit dem Kater auch die Geilheit kommt. Als ob der Körper fürchtet, dass es nun zu Ende geht und Hormone ausschüttet, die sagen: Schau, dass du deine Gene noch irgendwie weiterbringst. Sogar eine leichte Verliebtheit stellte sich ein, von der er freilich wusste, dass sie nicht lange anhalten würde. Bereits am nächsten Tag lasteten wieder die drei üblichen Sorgen auf ihm: Hoffentlich hatte er sie nicht geschwängert. Hoffentlich war sie nicht HIV-Positiv. Und die letzte, schlimmste von allen: Hoffentlich rief sie ihn nicht an.

    // Donald hatte sich nie wirklich Gedanken darüber gemacht, warum ihn die Frauen mochten. Er war eigentlich überhaupt nicht ihr Typ. Er war unzuverlässig, nur selten charmant, er besaß nicht die finanziellen Mittel, sie mit Geschenken oder feinen Restaurantbesuchen bei Laune zu halten und er legte keinerlei Wert auf seine äußere Erscheinung. Seine Hemden waren nie gebügelt, seine Schuhe immer schmutzig, wenn er überhaupt mal einkaufen ging, dann bei altbackenen Herrenausstattern. Jeans, einfarbige Hemden, Turnschuhe. Es gab keine modischen Features, keine Jacketts, keine Hüte oder Mützen, kein Bärtchen und auch keine Tattoos. Sicher, mit seinen feinen Gesichtszügen und den kurzen Locken sah er an guten Tagen aus wie ein junger Römer. Aber alles andere war Mittelmaß. Seine Haltung war schlecht, er hatte einen Watschelgang und außerdem einen leichten Bauchansatz. Wenn ihn jemand fragte, wie er das nur schaffe, all diese Verehrerinnen!, dann antwortete er salopp, es läge an seinem Namen. Sobald er sich vorgestellt hatte, war er schon zur Hälfte am Ziel. Woran das lag, wusste er selbst nicht genau. Die Assoziation mit einer Comic-Figur und noch dazu einer Ente löste irgendetwas in den Frauen aus, es erregte sie, machte sie willenlos.
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