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Die Erben von Hammerfell - 5

Die Erben von Hammerfell - 5

Titel: Die Erben von Hammerfell - 5
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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erreichen? Ist es möglich, seine Wunde über eine solche Entfernung zu heilen?« Der Herzog dachte daran, was Erminie für Markos getan hatte. Das Mädchen seufzte. Tränen strömten ihr über die Wangen.
»Nein, Onkel. Ich würde es gern versuchen, aber nicht einmal der Bewahrer von Tramontana wäre fähig, aus einer solchen Entfernung zu heilen.«
»Kannst du ihn dann erreichen und ihm sagen, daß wir wissen, wo er ist, daß wir kommen werden, um ihn zu retten oder bei dem Versuch zu sterben?«
»Ich fürchte mich, ihn zu stören, Onkel. Wenn er aufwacht und eine unkluge Bewegung macht, zerreißt er seine Lunge vielleicht so, daß sie nicht mehr zu heilen ist.«
»Aber wenn er allem aufwacht und sich in den Händen unserer Feinde sieht, könnte ihn das nicht auch in Verzweiflung und Tod treiben?«
»Du hast recht. Ich will versuchen, seinen Geist zu erreichen, ohne ihn zu stören«, sagte Erminie. Der Herzog verbarg das Gesicht in den Händen und bemühte sich, durch die Gedanken des jungen Mädchens zu erblicken, was sie sah: das Gesicht seines Sohnes, blaß und schmerzverzerrt. Obwohl er in den Heilkünsten nicht ausgebildet war, meinte er, den Stempel des Todes auf dem jungen Gesicht zu erkennen. Am Rand seiner Wahrnehmungsfähigkeit spürte er Erminies Gesicht, angespannt und suchend, und hörte, nicht mit den Ohren, die Botschaft, die sie auf eine tiefe Ebene von Alarics Geist zu senken versuchte.
Hab keine Angst, wir sind bei dir. Schlafe und heile dich selbst. .. Wieder und wieder kam die beruhigende, warme Berührung, die Trost und Liebe vermittelte.
Die intime Verbindung mit Erminies Gedanken erschütterte Rascard. Ich wußte nicht, wie sehr sie ihn liebt. Ich dachte, sie seien einfach Bruder und Schwester, beide Kinder. Jetzt sehe ich, daß es mehr ist als das.
Da wurde er sich bewußt, daß das junge Mädchen errötete. Erminie hatte seine Gedanken mitbekommen.
Ich habe ihn schon geliebt, als wir beide noch Kinder waren, Onkel. Ich weiß nicht, ob ich für ihn mehr bin als eine Pflegeschwester, aber ich liebe ihn viel mehr als einen Bruder. Es macht dich nicht zornig?
    Wenn er dies auf andere Weise erfahren hätte, wäre Herzog Rascard wohl wirklich zornig geworden. Seit vielen Jahren schon kreisten seine Gedanken um eine vorteilhafte Heirat, vielleicht sogar mit einer Tiefland-Prinzessin aus dem Hastur-Reich im Süden. Aber jetzt hatte nichts anderes mehr Raum in ihm als die Furcht um seinen Sohn.
    »Wenn er erst wieder gesund bei uns ist, mein Kind, und es das ist, was ihr beide euch wünscht, soll es geschehen«, sagte der Herzog mit dem strengen Gesicht so freundlich, daß Erminie seine Stimme, die sonst so hart klang, ganz fremd war. Für einen Augenblick saßen sie stumm da, und dann spürte Rascard zu seiner großen Freude eine neue Berührung in dem Rapport, eine Berührung, die er erkannte. Sie war schwach und schwankend, aber zweifellos die mentale Berührung seines Sohnes Alaric.
    Vater… Erminie… ist es möglich, daß ihr es seid? Wo bin ich? Was ist geschehen? Was ist mit dem armen Markos…?Wo bin ich?
    So behutsam sie konnte, teilte Erminie ihm mit, was passiert war. Er sei verwundet und befinde sich in der Feste von Stornhöhe.
    Und Markos wird nicht sterben. Schlafe und heile dich selbst, mein Sohn, und wir werden dich auslösen oder dich retten oder bei dem Versuch umkommen. Mach dir keine Sorgen. Sei ruhig… ruhig…
    Plötzlich zerrissen ein gewaltiger Zornesausbruch und das blaue Gleißen eines Sternensteins das tröstliche Muster des Rapports. Es war wie ein Stich ins Herz, eine körperliche Qual.
    Du hier, Rascard, du schnüffelnder Dieb… was tust du in meiner Feste? Als habe er es vor sich, sah Rascard von Hammerfell das narbige Gesicht, die grimmigen Augen seines alten Feindes Ardrin von Storn, mager, wild wie ein Panther und flammend vor Wut.
    Kannst du noch fragen? Gib mir meinen Sohn zurück, Schurke! Nenne die Summe für den Freikauf, und sie soll bis zum letzten Sekal gezahlt werden, aber krümme ein Haar seines Hauptes, und du wirst es hundertfach bereuen!
    So hast du in den letzten vierzig Jahren jeden Mond gedroht, Rascard. Du hast nichts, was ich haben will, außer deiner eigenen elenden Person. Behalte deinen Reichtum, und ich werde dich neben deinem Sohn von der höchsten Zinne auf Stornhöhe hängen lassen.
    Rascard bezwang den Drang, mit voller Laran-Kraft zuzuschlagen – der Feind hatte Alaric in seiner Gewalt. Er bemühte sich, ruhig zu bleiben, und
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