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Die Erben von Hammerfell - 5

Die Erben von Hammerfell - 5

Titel: Die Erben von Hammerfell - 5
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Burg. Er hatte Fenster von doppelter Stärke und wurde von mehreren Feuerstellen beheizt, und sogar während dieser unwirtlichen Jahreszeit war er voll von Blumen und grünen Blättern.
    Herzog Rascard hatte in einem alten, abgenutzten Lehnsessel, von dem aus er das ganze Tal überblicken konnte, Platz genommen. Er starrte auf den Weg, der sich zur Burg hinauf schlängelte, und dachte daran, daß er dort zu Lebzeiten seines Vaters in mehr als einer Schlacht mitgekämpft hatte. So versunken war er in seine Erinnerungen, daß er die leisen Schritte hinter sich nicht hörte, bis Erminie um den Sessel herumkam und sich auf ein Kissen zu seinen Füßen setzte.
    »Markos?« fragte er.
»Ich will dir nichts vormachen, Onkel, seine Wunde ist sehr ernst. Der Pfeil hat die Lunge durchbohrt, und die Verletzung wurde dadurch, daß Markos ihn herauszog, noch schlimmer. Aber er atmet, und die Blutung hat nicht von neuem begonnen. Er schläft; mit Ruhe und viel Glück wird er am Leben bleiben. Ich habe Amalie bei ihm gelassen. Sie wird mich rufen, wenn er aufwacht. Im Augenblick stehe ich dir zu Diensten, Onkel.« Ihre Stimme war leise und heiser, aber ganz fest. Die Mühsale ihres Lebens hatten sie über ihre Jahre hinaus reifen lassen. »Sag mir, Onkel, warum war Markos unterwegs, und warum ist Alaric mit ihm geritten?«
»Du wirst nichts davon erfahren haben, aber die Männer von Storn kamen im letzten Mond und brannten ein Dutzend Schober im Dorf nieder. Es wird vor der Zeit der nächsten Aussaat Hunger geben. Deshalb entschlossen sich unsere Männer, Storn zu überfallen und Lebensmittel und Saatgut für die Geschädigten von dort zu holen. Alaric hätte nicht mitzugehen brauchen; es war Markos’ Aufgabe, die Männer anzuführen. Aber eine der niedergebrannten Scheunen gehörte Alarics Pflegemutter, und deshalb bestand er darauf, an der Spitze zu reiten. Ich konnte es ihm nicht abschlagen, denn er sagte, es sei eine Sache der Ehre.« Rascard holte krampfhaft Atem. »Alaric ist kein Kind mehr. Ich durfte ihm nicht verbieten, was er seinem Gefühl nach tun mußte. Ich bat ihn, einen oder mehrere der laranzu’in mitzunehmen. Er aber meinte, für Storn würden ihm Bewaffnete genügen. Als sie in der Dämmerung noch nicht zurückgekehrt waren, machte ich mir Sorgen – und fand Markos, der als einziger entronnen war, um mir die Nachricht zu bringen. Sie waren in einen Hinterhalt geraten.«
Erminie bedeckte das Gesicht mit den Händen.
Der Herzog fuhr fort: »Du weißt, um was ich dich bitten möchte. Wie steht es um deinen Vetter, mein Mädchen? Kannst du ihn sehen?«
»Ich will es versuchen«, antwortete Erminie leise und holte den blaßblauen Stein aus seinem Versteck an ihrem Hals. Der Herzog erhaschte einen kurzen Blick auf die sich bewegenden Lichter in dem Stein, sah aber gleich wieder weg. Obwohl er als Telepath so gut war, wie man es von einem seiner Kaste erwarten durfte, hatte er nie gelernt, einen Sternenstein für die höheren Energie-Ebenen zu benutzen, und wie allen halbausgebildeten Telepathen vermittelten ihm die tanzenden Lichter ein vages Gefühl der Übelkeit.
Erminie beugte mit ernsten, sinnenden Augen den Kopf über den Stein, und der Herzog blickte auf ihren Scheitel nieder. Ihre Züge waren so frisch, so jung, unberührt von jedem tiefen und andauernden Leid. Rascard fühlte sich alt und müde. Auf ihm lasteten viele Jahre der Blutrache, und schon der Gedanke an den StornClan, der ihm Großvater und Vater, zwei ältere Brüder und jetzt seinen einzigen überlebenden Sohn genommen hatte, drückte ihn nieder.
Aber wenn es den Göttern gefällt, ist Alaric nicht tot und mir nicht für immer genommen. Heiser sagte er: »Ich bitte dich, sieh nach und berichte mir, Kind…« Seine Stimme zitterte.
Nach ungewöhnlich langer Zeit sagte Erminie mit schwankender, unsicherer Stimme: »Alaric… Vetter …« Herzog Rascard fiel in Rapport und sah beinahe sofort das Gesicht seines Sohnes, eine jüngere Ausgabe seines eigenen, nur daß Alarics Haar leuchtend kupferfarben und überall gelockt war. Die jungenhaften Züge waren schmerzverzerrt, und die Vorderseite seines Hemds war mit hellem Blut bedeckt. Auch Erminies Gesicht war blaß.
»Er lebt. Aber er ist schwerer verwundet als Markos«, sagte sie. »Markos wird am Leben bleiben, wenn er ruhig gehalten wird, Alaric dagegen… die Blutung in der Lunge geht weiter. Die Atmung ist sehr schwach… er hat das Bewußtsein noch nicht wiedererlangt.«
»Kannst du ihn
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