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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad
Autoren: Ulrike Schweikert
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» Dario wird dich begleiten. Meine Entscheidung steht fest.«
    » Selbstverständlich«, willigte Luciano rasch ein. » Aber könnte ich Clarissa nicht ebenfalls mitnehmen? Das wäre doch ein gutes Training, wenn sie mit dem erfahrenen Dario zusammen… unter seiner Aufsicht… ich meine…« Unter dem Blick des Clanführers verstummte er. Conte Claudio starrte den Erben der Nosferas noch eine Weile streng an, dann gewann seine träge und ein wenig nachlässige Seite die Oberhand, die jede Art von Konflikt verabscheute. Er lächelte schief.
    » Also gut, dann nimm sie mit nach England und sieh zu, dass sich ihre Einstellung bessert. Ich möchte keine solche Kratzbürste in meinem Palast wissen. Lass dir nicht auf der Nase herumtanzen. Sie ist unrein und sie ist ein Weib! Du bist noch jung, aber lass dir gesagt sein, nichts ist schlimmer, als wenn man bei einer Frau nicht gleich die Zügel fest in die Hand nimmt und die Richtung vorgibt. Jede Nachlässigkeit rächt sich bitterlich! Und ehe du dich versiehst, kommandiert dich das Weib herum, nörgelt und raubt dir den letzten Nerv!«
    Die Altehrwürdige, die zu seiner Rechten saß, lachte gackernd. » Glaub mir, mein Junge, der Conte weiß, wovon er spricht! Mir fallen gleich mehrere Vampirinnen ein, an die er sicher nur mit Schaudern zurückdenkt.«
    Eine zweite Vampirin fiel in das Gelächter ein. » Ja, weißt du noch, als er Benedetta in die Oper begleitet hat?«
    Die Stirn des Conte umwölkte sich. Rasch trat Luciano den Rückzug an. Er wollte nicht mehr in Reichweite sein, falls der Conte ein Opfer suchte, an dem er seinen aufwallenden Zorn auslassen konnte. Das Wichtigste hatte er erreicht. Clarissa würde ihn nach London begleiten. Und alles andere würde sich schon finden. Hoffte er zumindest.
    *
    Fünf Tage war der Wolf unterwegs, als Dunluce in der sternenklaren Nacht vor ihm auftauchte. Seymour hielt inne und ließ den Blick schweifen. Was für ein verzaubertes Bild! Die Menschen sahen mit ihren Augen vermutlich nur die Ruine einer alten Burg, die schon lange verlassen war. Ein Unglücksort, seit bei einem Sturm im Jahr 1639 ein Teil der Klippen samt Küche und Personal von den Wogen verschlungen worden war. Der Werwolf erblickte mehr als die aus den Felsen aufwachsenden Mauern und Türme auf dem Sporn im Meer, der nur über eine schmale Brücke mit dem Festland verbunden war. Er sah die Zuflucht der Lycana, des Clans der irischen Vampire. Er erkannte schattenhafte Gestalten. Ihre langen, fließenden Gewänder waren in den Farben Irlands gehalten: Grün- und Brauntöne, wie die Moore und saftigen Wiesen, die sich der Küste landeinwärts anschlossen. Ivys silbrig weißes Gewand konnte er nicht ausmachen. Eine Gruppe schlanker Gestalten huschte über die schwankend schmale Brücke zur Vorburg. Dort kümmerten sich einige der Unreinen um die Schafe, die sich die Vampire hielten, seit sie in den Tagen der Akademie viele hungrige Mäuler zu stopfen hatten, denen es noch nicht erlaubt war, sich an Menschenblut zu laben. Junge Vampire durften nur das schale Tierblut trinken, bis sie mit irgendeinem Ritual unter die erwachsenen Vampire aufgenommen wurden, die sie dann zu ihrer ersten Jagd begleiteten. Seymour hatte solch einem Spektakel noch nicht beigewohnt, aber er wusste von Mervyn, dass der junge Erbe der Lycana diesem Ereignis entgegenfieberte. Was das Blut der Menschen für die Vampire so viel verlockender machte, konnte Seymour nicht sagen. Er selbst gehörte nicht zu den Werwölfen, die Menschenfleisch etwas abgewinnen konnten. Dennoch wusste er sehr gut, dass es auch andere seiner Spezies gab. In den wilden Mooren im Nordwesten und weiter südlich am Rock of Cashel, dem alten Sitz der Könige von Munster im Landesinneren, trieben sich einige Rudel umher, die bei Vollmond auf Menschenjagd gingen. Ihm war das gleich. Auch Vampire labten sich seit Jahrhunderten am Blut der Menschen. Vor einigen Jahren allerdings hatten sich die Führer aller Vampirclans am Genfer See getroffen, um die Feindseligkeiten untereinander zu beenden. Sie gründeten nicht nur die Akademie für die Erben ihrer Blutlinien, sie schlossen auch einen Vertrag, der unter anderem untersagte, ihre Beute weiterhin zu töten. Die meisten schienen sich daran zu halten und raubten den Menschen nur noch so viel Blut, dass sie geschwächt und verwirrt zurückblieben, sich aber innerhalb von Tagen oder Wochen erholen konnten. Tara hatte dies mit Erleichterung aufgenommen und Seymour vermutete,
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