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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad
Autoren: Ulrike Schweikert
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Dario, was tust du da?«, fragte Luciano in scharfem Ton. Er stand in der offenen Tür zu dem düsteren, feuchten Gelass, das zu dem Teil des alten Neropalasts gehörte, in dem die Särge der Erben der Nosferas standen.
    Der Unreine, der einst dem Clanführer der Nosferas gedient hatte, drehte sich um und sah den jungen Vampir mit unbeweglicher Miene an. Luciano hatte sich in den vergangenen Jahren sehr zu seinem Vorteil verändert. Nun war er siebzehn, hochgewachsen und schlank. Sein früher pausbäckiges Gesicht nahm markante Züge an, was ihn zunehmend attraktiver erscheinen ließ. Das dichte, schwarze Haar lag ausnahmsweise glatt gekämmt um seinen Kopf.
    » Ich packe Eure Gewänder für Eure Reise nach England«, gab der Schatten Auskunft.
    » Das sehe ich«, empörte sich Luciano und trat, die Hände in die Hüften gestemmt, näher. » Und warum tust du das?«
    Dario hüstelte und wandte den Blick ab. » Das gehört zu den Aufgaben der Schatten, die die Erben zur Akademie begleiten. Der Zug wird morgen am frühen Abend Rom verlassen, um Eure Cousine Chiara, Euren Vetter Maurizio und Euch selbst in Begleitung Eurer Schatten nach London zu bringen.«
    Bei dem Wort Schatten kniff Luciano die Augen zusammen. » Ja, aber du wirst dieses Jahr nicht mit mir kommen. Du bist nicht mein Schatten! Und deshalb brauchst du auch nicht meine Sachen zu packen!«
    » Ich befolge lediglich meine Anweisungen.« Der Unreine verzog keine Miene. Stattdessen faltete er das nächste Hemd zusammen und legte es in Lucianos Reisekiste.
    » Ich habe dir das nicht befohlen. Hör sofort damit auf! Das ist nicht deine Sache. Hast du nicht gehört?«, rief Luciano erbost. Doch Dario tat so, als wäre er gar nicht da.
    Plötzlich hielt Luciano inne und ließ den Blick durch den Raum schweifen, in dem es außer zwei steinernen Sarkophagen und einigen Truhen, in denen seine Kleider aufbewahrt wurden, nicht viel zu sehen gab.
    » Wo ist Clarissa?«, herrschte er ihn an.
    Dario vermied es, ihn anzusehen. » Ich weiß es nicht. Vielleicht solltet Ihr das alles mit Conte Claudio besprechen?«, riet der Servient und widmete sich weiterhin voller Sorgfalt Lucianos Garderobe.
    » Oh ja, das werde ich tun«, rief Luciano aufgebracht und stürmte davon.
    Er fand den Führer des Clans in der goldenen Halle auf einem der gepolsterten Ruhebetten liegen, umgeben von den Altehrwürdigen, deren Rat er schätzte.
    » Darf ich Euch einen Augenblick stören, Conte Claudio?«, unterbrach Luciano die Unterhaltung mit kaum unterdrückter Anspannung. Der Conte hob die Brauen, rügte ihn aber nicht, sondern winkte ihn heran.
    » Was gibt es, Luciano?«
    » Dario packt meine Sachen für London!«
    Die schwarzen Augenbrauen des Conte wanderten noch ein Stück weiter nach oben. » Ja, und? Gehört das nicht zu seinen Aufgaben?«
    » Er ist nicht mein Schatten. Er wird mich nicht nach London begleiten!« Luciano wusste, dass sein Ton schlichtweg unverschämt war, aber der Clanführer tat so, als bemerke er die Respektlosigkeit nicht. Allerdings widersprach er dem Erben der Nosferas.
    » Dario ist dein Schatten und er wird mit nach London fahren, denn ich habe es so bestimmt.«
    Claudios Tonfall warnte Luciano, dass er so nicht an sein Ziel gelangen würde. Vielmehr würde er außer einer schmerzhaften Strafe gar nichts erreichen.
    » Ich habe ja nichts dagegen, wenn Dario mit uns nach London reist«, lenkte er ein, » und wenn er sich berufen fühlt, zu packen, will ich ihn nicht aufhalten. Aber der Schatten an meiner Seite ist nun Clarissa!«
    » Clarissa?«, wiederholte der Conte mit einem gefährlichen Klang in seiner Stimme. Er richtete sich auf seinem Ruhebett auf und sah Luciano so scharf an, dass dieser einen Schritt zurückwich. » Dein Schatten? Sprichst du von jener Unreinen, die wieder einmal von ihren Pflichten davongelaufen ist? Die Unreine, die du dir gewandelt hast, obwohl es dir nicht erlaubt war, vor deinem Ritual Menschenblut zu trinken?«
    Luciano bemühte sich, nicht zusammenzuzucken. Er hatte gedacht, das Thema sei nun endlich vom Tisch. Hatte er nicht seine Strafe für diesen Verstoß empfangen und sie bis zum bitteren Ende ausgesessen? Zwei Wochen bewegungslos in seinen Sarg eingesperrt, ohne auch nur einen Schluck Blut! Er hatte es klaglos ertragen. Für Clarissa. Sie war jedes Opfer wert. Ein warmes Gefühl durchrieselte ihn, als er daran dachte, wie sie Nacht für Nacht neben seinem Sarg ausgeharrt und die Qual mit ihm geteilt hatte. Danach war
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