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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)
Autoren: Marita Sydow Hamann
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kräftigem Körperbau. Seine blauen, kalten Augen sahen Od abschätzend an, dann wandte er sich ihm ab und schritt zu einem kleinen Ausschank hinüber.
    Verwesungsgeruch stieg in Ods Nase. Ein Schauer lief über seinen Rücken. Er würde sich nie an diese unheimlichen Kreaturen gewöhnen, die solch beklemmende Gefühle auslösten. Wie eine Warnung vor etwas unbegreiflich Bösem stellten sich Ods Nackenhaare auf, während er beobachtete, wie sich Hugin eine milchige Flüssigkeit aus einem Fass in einen Kelch goss.
    Der Rabenzwilling fragte mit dem Rücken zu Od gewandt:
    »Nun, was hast du uns zu berichten?«
    Seine Stimme war tief und hatte einen bedrohlichen Unterton. Od war das gewohnt. Unbeeindruckt fuhr er fort, denn er überbrachte, wie fast jedes Mal, gute Nachrichten. Die von Oden beherrschten Länder Godheim und Vanaheim wurden von seinen Bärsärkern unter tyrannischer Kontrolle gehalten, es gab selten Schwierigkeiten . Das letzte Problem war vor einigen Wochen aus dem Weg geräumt worden, und nun hatte Od auf Odens Wunsch einen geeigneten Nachfolger ernannt.
    Ull, einer von Odens neun Bärsärkern, die die Ländereien in Godheim verwalteten, hatte sich hinter Odens Rücken an der Elfenmilch-ernte bereichert. Natürlich war es Oden zu Ohren gekommen, so wie Oden eben irgendwann alles erfuhr, was er wissen musste. Seinem Spürsinn und seiner magischen Größe entging nichts. Er herrschte mit unnachgiebiger Gewalt und Unbarmherzigkeit. Der mächtigste Magier aller Zeiten …
    Der Hauch eines Zweifels regte sich.
    Weshalb bemerkte Oden dann nicht die seltsamen Kräfte dieser kleinen, rothaarigen Hexe? ...
    Nein, Oden war unbesiegbar! Es musste eine andere Erklärung dafür geben, dass Od derart heftig auf das Mädchen reagierte. Wäre die Ursache magischer Natur, hätte Oden etwas bemerkt.
    Wie dem auch sei, Od hatte einen würdigen Nachfolger für Ull ausgewählt. Er wusste, dass Oden mit seiner Wahl zufrieden sein würde, hatte er doch selbst den jungen Mann und dessen Werdegang wohlwollend verfolgt.
    Lodurs ältester Sohn Heimdall würde die Grafschaft in Godheim übernehmen. Zumindest vorübergehend, denn der Erbfolge nach stand ihm das Herzogtum Bilskirne mit den Ländereien Trudvang und Trudheim zu, sobald sein Vater Lodur das Zeitliche segnete und in Vallhalls ewigen Jagdgründen aufgenommen wurde.
    Bilskirne war das größte der drei Herzogtümer Vanaheims. Die kleine Grafschaft Ydalir in Godheim würde Heimdall auf seinen Posten vorbereiten, denn wollte er in die ehrenwerten Fußstapfen seines Vaters treten und dessen Platz in der Triade einnehmen, hatte er noch einiges zu lernen. Heimdall die Grafschaft Ydalir zu übertragen, war eine gute Entscheidung, war Od überzeugt.
    »Heimdall wird seinen neuen Posten als Ulls Nachfolger antreten. Ich habe Vile und Ve nach Bilskirne geschickt, um ihn darüber zu unterrichten und um ihn nach Ydalir zu begleiten. Die beiden sollen ihn auch in die wichtigsten wirtschaftlichen Angelegenheiten der Grafschaft einweisen.«
    Hugin nickte zufrieden und nahm einen kräftigen Schluck aus dem großen Kelch.
    »Eine gute Entscheidung. Oden wird zufrieden sein«, brummte er, während sich ein seliger Ausdruck in seinem Gesicht breit machte. Die berauschende Wirkung des Odrörers, ein Met mit Elfenmilch als Zusatz, war unübersehbar. Od schielte sehnsüchtig auf das vollgefüllte Fass, das auf der kleinen, reichverzierten Schänke auf Odens Rückkehr wartete. So einen Schluck glückseliges Vergessen könnte ihm auch gut gefallen. Er dachte grimmig an die rothaarige Hexe. Dann riss er seine Augen von Odens Lieblingsgetränk los.
    »Des Weiteren kann ich berichten, dass die Elfenmilchernte dieses Jahr von überdurchschnittlicher Qualität ist und einen exzellenten Odrörer abgeben wird. Der Gärungsprozess ist so gut wie abgeschlossen. Heute wird Kvaser die Elfenmilch hinzugeben und somit füllen wir in etwa einer Woche in Fässer ab. Er lässt ausrichten, dass der Met jetzt schon einer der besten seit langem ist. Die hervorragende Qualität der Elfenmilch lässt auf einen Odrörer von selten dagewesenem Aroma hoffen. Möglicherweise ist er sogar dem Jahrgang des Großen Rennens von vor 21 Jahren in Geschmack und Wirkung überlegen.«
    Od war sich der Wirkung seiner Worte bewusst. Ein guter Odrörer war für Oden äußerst wichtig und würde seine ohnehin schon gute Laune – die er seit der Gefangennahme dieses Jungen aus Mannaheim hatte – noch um einiges heben. Ein gut
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