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Die ehrenwerten Diebe

Die ehrenwerten Diebe

Titel: Die ehrenwerten Diebe
Autoren: Will Berthold
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Lüge – wenn nicht vielleicht doch ein Anstellungs-Betrug.« Er genoß seinen Triumph. »Und wer einmal lügt, dem glaubt man nicht und wenn er auch …«
    »Ich hab' zu tun«, entgegnete ich mit gespieltem Ärger.
    Die kleine Panne, die mir unterlaufen war, bewies mir nur, wie ausgezeichnet die von Generaldirektor von Kettener – unter Mitwirkung Siebeners – beschafften Unterlagen gewesen sein mußten.
    Ich kam nicht weiter. Es erging mir wie Kriminalkommissar Sperber. Trotz meiner Fachausbildung verbiss ich mich in Nebensächlichkeiten – letztlich war es nur Beschäftigungs-Theorie.
    Innerhalb des Werks gab es lediglich drei Mitwisser, und diese waren lupenrein. Wissentlicher Verrat schien auszuscheiden, also konnte es sich um unbewußten handeln.
    Ich aß mit dem Generaldirektor im Kasino.
    »Noch ein paar Fragen«, sagte ich. »Die Herren des Vorstands nehmen hier täglich ihr Essen ein?«
    »Fast immer«, entgegnete er.
    »An einem Tisch?«
    »Manchmal«, erwiderte er. »An sich wird ja selten über berufliche Dinge gesprochen, aber wenn man so aus den Sielen kommt, neigt man natürlich dazu, über seine Arbeit zu sprechen.«
    Es gab Paprikaschoten, ich biss auf ein Pfefferkorn und schluckte es hinunter, spülte etwas Rotwein hinterher. Küche und Service waren übrigens ausgezeichnet. Der Kellner Andre, der uns bediente, hätte jedes Grandhotel geziert.
    »Zahlen Sie denn so gut, daß Sie sich ein so hervorragendes Personal leisten können?«
    »Die meisten sind schon sehr lange bei uns, und mit Andre haben wir einfach Glück gehabt.«
    Wir erhoben uns, ich begleitete den Generaldirektor in sein Büro, eigentlich nur, um ihm meinen Misserfolg einzugestehen.
    »Wie weit ist Ihr Patent eigentlich schon in unrechte Hände geraten?«
    »Wichtige Einzelheiten wurden verraten«, erwiderte er. »Aber ich darf annehmen, daß das Herzstück unserer Erfindung …«
    Wir begegneten meiner klatschsüchtigen Leih-Frau.
    »Was Neues?« frage sie.
    »Nein«, antwortete ich, »daß heißt eigentlich …«
    Sie hatte Angst, sich lächerlich zu machen, aber vielleicht war sie doch auf einen Hinweis gestoßen: In einer Wohnung öffnete man ihr nur zögernd, wobei sich eine Frau wie erschrocken einen riesigen Kopfhörer von Schädel riß.
    »Und wo war das?« fragte ich rasch.
    »Kopernikusstraße 16.«
    Wir gingen in das Büro des Generaldirektors, er wollte sich die Wohnungs-Unterlagen kommen lassen und sah unwillig dem eintretenden Kriminalkommissar Sperber entgegen.
    Der Mann schoß auf mich zu, baute sich auf: »Ich eröffne Ihnen, daß Sie vorläufig festgenommen sind.«
    »Aber nein«, antwortete ich.
    »Und nun erklären Sie mir, wo Sie Ihren Sender versteckt haben!« fuhr er mich an.
    Der Hausherr wollte eingreifen, um das Missverständnis aufzuklären, aber ich winkte ihn mit den Augen zurück.
    »Hören Sie sich das einmal an«, fuhr der Kriminalkommissar fort.
    Er stellte ein Taschentonbandgerät auf den Schreibtisch. Und auf einmal quäkte meine Stimme:
    ›Noch ein paar Fragen.‹ Nach einer kurzen Pause fuhr ich fort: ›Die Herren des Vorstands nehmen hier täglich ihr Essen ein?‹
    »Das sind doch Sie«, sagte Kommissar Sperber.
    »Allerdings«, erwiderte ich trocken. »Wo ist das nächste Krankenhaus?«
    »Wieso?« fragte er entgeistert.
    »Kommen Sie!« forderte ich ihn auf.
    Ich hatte die Lösung des Rätsels gefunden.
    Wir rasten los. Es ging um Minuten. Ich war entschlossen, mir auf schnellstem Weg den Magen auspumpen zu lassen. Ich erinnerte mich plötzlich an das Pfefferkorn, auf das ich gebissen hatte.
    Es war eine scheußliche Prozedur, aber sie half.
    Eine Stunde später – inzwischen wußte Kriminalkommissar Sperber natürlich längst, wer ich war – hatten wir einen Mini-Mini-Sender in der Hand, sozusagen eine Magen-Wanze.
    »Sehen Sie«, sagte ich. »Das ist das ganze Geheimnis. Irgend jemand schmuggelt unseren Geheimnisträgern diese übrigens hinreißend und völlig neuartig konstruierten Mikrofone in den Leib. Das Sendehaus im eigenen Bauch. Und irgendwo in der Nähe sitzt dann ein Kerl am UKW-Empfänger und registriert aus vielen kleinen Einzelheiten das große Ganze. Kapiert?«
    »Und ob«, erwiderte er. »In ein paar Stunden liefere ich Ihnen die Täter.«
    Er hielt Wort.
    Den vorbildlichen Kellner Andre schnappte er als ersten. Der Mann war deswegen am verdächtigsten, weil er erst die kürzeste Zeit im Kasino arbeitete. Er wurde durch die Mangel gedreht und nannte die Namen
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