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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)
Autoren: Wolfgang Burger
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zog die dunkelblauen Vorhänge zu. Setzte sich wieder.
    »Hast du in den letzten Tagen von einem Fall gehört oder gelesen, bei dem jemand seine Frau umgebracht hat?«, fragte ich vorsichtig.
    »Seine Frau umgebracht?«, fragte Theresa verdutzt zurück. »Solltest du als Kripochef so was nicht am besten wissen?«
    »Ich habe so ein … ich weiß nicht. Du hast also nichts gehört?«
    Sie zuckte die Achseln. »Nö.«
    Die nächsten Sekunden verstrichen schweigend. Es war ein zähes Schweigen voller unausgesprochener Fragen.
    »Da fällt mir ein«, sagte Theresa schließlich und warf mit einer schnellen Bewegung ihre honigblonde Lockenpracht zurück, »damals war ich noch Studentin. Es gab da jemanden, er war Assistent, ein ganz knuddeliger Typ. Ich hatte vielleicht ein bisschen zu hohe Absätze an dem Tag …«
    »Willst du jetzt aus Rache mich eifersüchtig machen? Ich bin Rekonvaleszent, Theresa. Ich brauche Schonung und Verständnis.«
    »Ich bin nicht im Geringsten eifersüchtig. Er hat das ganze Semester lang den Prof vertreten, und wie ich ihm also nach dem Seminar hinterherlaufe, um ihn noch irgendwas zu fragen, da knicke ich um, und zack. Er hat mich sogar in die Klinik gefahren zum Nähen. Aber es ist trotzdem nichts daraus geworden. Ich war wohl einfach nicht sein Typ.«
    Wieder stellte sie den linken Fuß auf mein Bett, wieder rutschte der Rock so weit nach oben, dass ich freie Sicht auf die geheimsten Stellen ihres wohlgebauten Körpers hatte.
    »Diese Narbe hier am Unterschenkel. Man sieht sie kaum noch, findest du nicht auch?«
    Die seidenweiche Innenseite ihrer Oberschenkel. Der bordeauxrote, fast durchsichtige Slip, der meine Blicke im Gegensatz zur unsichtbaren Narbe am Unterschenkel magisch anzog. Meine Kopfschmerzen wurden sofort wieder stärker. Sicherheitshalber schloss ich die Augen.
    »Du siehst ja gar nicht hin!«
    »Mir ist gerade … ein bisschen schwindlig.«
    »Denkst du an deine Doro?«
    »Theresa, bitte entschuldige, aber ich kann es im Moment nicht freundlicher ausdrücken: Du spinnst.«
    Minuten später verabschiedete sie sich mit einem kühlen Kuss auf den Mund, um sich für einen lange geplanten Theaterbesuch am Abend hübsch zu machen. Im Mannheimer Nationaltheater gab man Goethes Faust, Teil eins. Sie würde zusammen mit ihrem Mann hingehen.
    Als hätte Doro geahnt, dass ich jetzt allein war, legte das Telefon erneut los.
    »Was machst du nur für Sachen, Alexander?«, fragte sie aufgebracht. »Du bist vom Rad gefallen?«
    »Mache ich hin und wieder ganz gern. Hält die Reflexe auf Trab.«
    »Rede keinen Unsinn. Du hast eine Gehirnerschütterung, habe ich gehört.«
    »Von wem?«
    »Von deinem Sohn.«
    »Henning? Und woher …?«
    »Von wem wohl? Von deinen Töchtern. Hast du ihnen endlich …?«
    »Rufst du mich an, um mir Vorwürfe zu machen?«
    »Aber nein.«
    »Du könntest mich zum Beispiel fragen, wie’s mir geht.«
    »Wie geht es dir?«
    »Schlecht. Ich habe mörderische Kopfschmerzen. Bei der kleinsten Bewegung wird mir schwindlig. Ich liege im Bett und blase Trübsal.«
    »Das tut mir leid, Alexander. Du gehörst eigentlich in ein Krankenhaus. Und trotzdem solltest du allmählich …«
    »Ich werde mit ihnen reden. Heute noch. Wenn ich es irgendwie hinkriege. Spätestens morgen.«
    »Was ist denn überhaupt passiert? Wieso bist du gestürzt?«
    »Wenn ich das wüsste. Ich muss irgendwie einen Purzelbaum über den Lenker gemacht haben. Aber ich kann mich an überhaupt nichts erinnern. Der Arzt sagt, es sei normal bei einer Gehirnerschütterung, dass man anfangs kleine Gedächtnislücken hat.«
    »Du musst endlich mit deinen Töchtern reden, Alexander. Sie müssen es wissen. Henning muss es wissen. Ich möchte ihn aber nicht aufklären, solange du nicht …« Sie seufzte. »Ich will, dass zwischen uns endlich Klarheit herrscht.«
    Ich zog es vor zu schweigen.
    »Ich bin diese Heimlichtuerei so leid«, fuhr sie fort. »Außerdem werde ich in letzter Zeit das Gefühl nicht los, dass Henning etwas ahnt.«
    »Ich werde es meinen Mädels sagen, sobald es irgendwie passt.«
    »Es scheint nie zu passen bei dir.«
    »Herrgott!« Nein, nicht aufregen! Die Kopfschmerzen steigerten sich sofort wieder ins Unerträgliche. Ich zwang mich zur Ruhe. Atmete flach. »Ich kann doch nicht einfach beim Frühstück sagen: Mädels, gute Neuigkeiten, ihr habt seit Neuestem einen Bruder.«
    »Einen Halbbruder.«
    »Juristisch gesehen ist Henning ja überhaupt nicht mein Sohn.«
    »Alexander,
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