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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)
Autoren: Wolfgang Burger
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gewischt. Später hatten sie hin und wieder überprüft, ob ich nicht etwa plötzlich ins Koma gefallen war, und jedes Mal nachgefragt, ob ich nicht doch etwas essen wolle.
    Was ich jedoch am allerwenigsten hatte an diesem Sonntagvormittag, war Appetit. Vielleicht würde meine so unsanft und peinlich geendete Radtour am Ende auf ganz unerwartete Weise doch noch zur Reduktion meines Körpergewichts beitragen? Die Kopfschmerzen waren inzwischen erträglich, wenn ich regelmäßig meine Tabletten nahm und ruckartige Bewegungen vermied.
    Mittlerweile schienen Sarah und Louise ihren Krankenpflegerinnenjob schon langweilig zu finden, denn als ich vom Arzt zurückkehrte, fragten sie umständlich an, ob es vielleicht okay wäre, wenn sie vielleicht ein klein wenig in die Stadt … Freunde treffen und so. Nur für ein Stündchen oder zwei oder so. Ich hatte nichts dagegen einzuwenden. Sie legten mir Handy und Telefon neben das Bett, stellten eine Flasche Wasser und zwei liebevoll belegte Brötchen daneben und verkrümelten sich erleichtert.
    Zigarettenrauch!
    Im Halbschlaf, aus dem Nichts, war plötzlich eine Erinnerung da: Zigarettenrauch hatte ich gerochen, kurz bevor es Nacht wurde um mich. Jemand hatte geraucht.
    Am Nachmittag kam Theresa vorbei, brachte ein Sträußchen lachsfarbene Rosen mit sowie eine Flasche Sekt, die wir irgendwann auf meine Genesung leeren würden. Die Zwillinge hatten sie angerufen und über meinen beklagenswerten Zustand aufgeklärt. Sie trug heute einen Rock, der nicht ganz bis zu den Knien reichte, setzte sich neben mein Bett, roch gut und bemitleidete mich ein wenig. Da ich als Gesprächspartner nicht viel taugte, begann sie bald, mir die Zeit zu vertreiben, indem sie von diversen Unfällen erzählte, die sie im Lauf ihres bewegten Lebens mehr oder weniger glücklich überstanden hatte.
    Ich versuchte tapfer zuzuhören, dämmerte jedoch immer wieder für Sekunden weg.
    »Ich weiß bis heute nicht, wie ich das fertiggebracht habe«, hörte ich sie sagen. »Fünfzehn oder sechzehn muss ich damals gewesen sein – und zack, liege ich auf einmal im Graben. Leider war da so ein furchtbar stacheliger Busch, und davon habe ich diese hässliche Narbe hier an der Innenseite des Oberschenkels …«
    Sie sprang auf, stellte den linken Fuß auf mein Bett, zog unbekümmert den Jeansrock hoch, und mir wurde vorübergehend wieder schwindlig. In diesem Moment begann das Telefon auf meinem Nachttisch zu trillern.
    Theresa ließ den Rock fallen und sah mich auffordernd an. »Möchtest du nicht …?«
    Ich schüttelte matt den Kopf. Nein, ich mochte nicht. Schließlich, als es partout nicht aufhören wollte, nahm ich das Telefon doch in die Hand und schaute aufs Display. Wie ich befürchtet hatte, war es Doro.
    »Nein«, sagte ich und lege das Telefon wieder zur Seite.
    Endlich verstummte das blöde Ding. Allerdings nur, um Sekunden später erneut loszulegen.
    »Wer ist es denn?«, wollte Theresa wissen.
    »Eine …« Ich hustete. Mein Kopf dröhnte. Das Telefon trillerte. »Eine alte Schulfreundin.«
    Theresas Blick wurde sofort inquisitorisch. »Wie alt ist sie denn, diese Schulfreundin?«
    »So alt wie ich ungefähr. Und du wirst mir jetzt bitte keine Eifersuchtsszene machen.«
    »Hätte ich denn Grund dazu?«
    »Natürlich nicht.«
    »Du hast mir nie von ihr erzählt. Wie heißt sie denn?«
    Dieses Mal schien Doro nicht aufgeben zu wollen. Ich brauchte dringend ein neues Telefon mit Anrufbeantworter.
    »Dorothee. Doro. Ich habe sie erst im Dezember wiedergetroffen. Bei dieser Sache mit dem verschwundenen Mädchen. Du erinnerst dich?«
    Theresa nickte mit immer noch hochgezogenen Brauen.
    »Nach fast zwanzig Jahren. Wusste gar nicht, dass sie auch in Heidelberg lebt …«
    »War sie eine gute Schulfreundin, diese … Doro?«
    Niemand ist imstande, einen Namen mit so viel Verachtung auszusprechen wie eine eifersüchtige Frau.
    »Im Gegenteil. Sie war eine Zicke. Ich konnte sie nicht leiden.«
    »Und deshalb ruft sie dich am Sonntagnachmittag an?«
    »Theresa, Herrgott!« Ich mäßigte meine Stimme sofort wieder und sank in mein Kissen zurück. »Wir waren in derselben Klasse, das war’s auch schon.«
    Endlich verstummte das nervtötende Getriller. Theresa entspannte sich. Beäugte misstrauisch noch ein wenig das Telefon. Vor den Fenstern brach die tief stehende Sonne durch die Wolken.
    »Wärst du so nett, die Vorhänge …?«, fragte ich mit betont leidender Miene. »Das Licht …«
    Sie sprang auf und
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