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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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begriffen auch die hinteren. Sie wirbelten herum und versuchten zu fliehen. Doch mussten sie feststellen, dass dieselbe Kraft, die ihre unschuldigen Gefährten zur Seite gesto
ßen hatte, sie unbarmherzig zurückhielt. Sie konnten nicht flüchten, also blieb ihnen nur, sich Kaeritha zu stellen und zu sterben.
    Die mähte sie nieder und trat über ihre Leichen hinweg. Sie marschierte unaufhaltsam weiter durch die Korridore des Tempels, in Richtung der Kapelle Der Alten. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn. Eine weitere Gruppe von Wachen stürmte durch einen Quergang zu ihrer Linken auf sie zu, und erneut schickte Kaeritha ihren unsichtbaren Besen aus. Die meisten starrten sie ungläubig an, während sie weggestoßen wurden, die anderen wirkten entsetzt, als Kaeritha wie der leibhaftige Tod unter sie fuhr, ihre schwächliche Gegenwehr beiseite wischte und sie Tomanâks Richtspruch überantwortete.
    Sie näherte sich allmählich der Kapelle und spürte, wie sich eine Mattigkeit in ihr ausbreitete, die weit mehr war als einfache Ermüdung. Diese zügellose Macht zu formen und zu kontrollieren war kaum weniger anstrengend, als Tomanâks Anwesenheit zu kanalisieren, wenn sie Wunden oder Krankheiten heilte. Es erforderte ungeheure Konzentration und kostete sie große Kraft. Sie würde das nicht mehr lange durchhalten können, und jeder Unschuldige, den sie aus dem Weg schob, verstärkte ihre Erschöpfung noch. Doch aufhören durfte sie auch nicht, vorausgesetzt, sie wollte diese Unschuldigen nicht abschlachten oder von ihnen getötet werden.
    Je erschöpfter sie wurde, desto langsamer kam sie vorwärts. Sie richtete ihre gesamte Willenskraft auf den nächsten Flur oder Durchgang zwischen sich und ihrem Ziel. Undeutlich hörte sie, wie andere Glocken schlugen, tiefere und lautere, die noch dringender klangen als jene, welche die Wachen zur Verteidigung der falschen Stimme alarmiert hatten. Aber sie hatte nicht einmal mehr genug Kraft, um darüber nachdenken zu können, warum sie schlugen oder was sie bedeuteten. Sie konnte nur weitergehen und sich den Weg durch die offenbar endlose Zahl der Wachen von Quaysar zu bahnen, die vom Dunklen befallen waren.

    Plötzlich fand sie sich in der Kapelle Der Alten wieder, wo keine weiteren Feinde auf sie warteten. Selbst die unschuldigen Wachen, die sie aus dem Weg gestoßen hatte, waren verschwunden, und das Läuten der Alarmglocken hatte urplötzlich aufgehört. Es herrschte nur Stille, und das plötzliche Verstummen des Kampflärms wirkte fast wie ein Schock auf sie.
    Sie blieb stehen, als ihr auffiel, dass sie am ganzen Körper schweißgebadet war und nach Atem rang. Langsam ließ sie die Schwerter sinken. Ihre Arme waren blutig bis zu den Ellbogen, und sie fragte sich, was geschehen war. Wo waren ihre Feinde hingelaufen? Der Klang ihrer eigenen Schritte wirkte fast ohrenbetäubend, als sie langsam und vorsichtig den Mittelgang der Kapelle entlangschritt. Kurz bevor sie die riesigen Doppeltüren des Bauwerks erreicht hatte, schwangen diese ohne Vorwarnung weit auf.
    Nachdem sie sich durch das gedämpfte Licht im Inneren des Tempels gekämpft hatte, blendete sie das helle Sonnenlicht und sie blinzelte. Als sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, riss Kaeritha sie weit auf. Was sie vor sich sah, hatte ganz gewiss noch kein anderer Mensch jemals zu Gesicht bekommen.
    Ein hünenhafter Windreiter stieg von seinem stichelhaarigen Windrenner. Trotz der Größe des Reiters war sein Windrenner so riesig, dass er wie ein Wakûokamel niederknien musste, damit der Mann den Boden erreichen konnte. Er trug denselben grünen Überwurf wie sie selbst, und das gewaltige Langschwert in seiner rechten Hand schimmerte in demselben blauen Glanz wie ihres, als er sich umdrehte und sich der Windrenner hinter ihm wieder aufrichtete. Sie starrte ihn an, und ihr vom Kampf betäubter Verstand versuchte, diese vollkommen unerwartete Erscheinung zu verarbeiten. Die fuchsartigen Ohren des Hünen zuckten sacht, spitzten sich in ihre Richtung und dann hörte Kaeritha die tiefe, rumpelnde und sehr willkommene Stimme.

    »Wie sieht’s aus, Kerry, kommt man hier nur mit einer förmlichen Einladung rein oder darf jeder mitmischen?«
    Sie schüttelte den Kopf, da sie immer noch nicht fassen konnte, was sie sah, und trat durch das Portal der Kapelle, das zwei Kriegsbräute von Quaysar weit geöffnet hatten, hinaus. Der Vorhof des Tempels schien trotz seiner Größe von den etwa zwanzig Windreitern und
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