Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
Dinge in der Konkordanz ändern sich nie«, sagte er. Er rollte das Dokument weiter auf, und die nächsten Worte wollten ihm nicht über die Lippen.
    »Nicht alles ist gleich geblieben«, widersprach Jhered.
    Yuran schüttelte den Kopf und starrte die Zeilen an, die er gerade gelesen hatte. Eiskalt lief es ihm über den Rücken, und in seinem Bauch tat sich ein Abgrund auf, dass ihm übel wurde. Die Worte verschwammen ihm vor den Augen, und er klammerte sich verzweifelt an seine allerletzte Hoffnung.
    »Das ist falsch«, sagte er. »Es muss falsch sein. Dies ist nicht die Art der Konkordanz. Ich weiß, wie es abläuft, wir wissen es alle. Der abgesetzte Herrscher hat die Wahl. Er kann ins Exil gehen oder seine Treue schwören, aber nicht …«
    »Ihr seid nicht der abgesetzte Herrscher eines früher unabhängigen Staates«, erklärte Jhered. »Ihr habt die Konkordanz verraten und seid ein selbst ernannter König auf dem Gebiet der Konkordanz. Die Regeln gelten nicht für Euch.«
    Yurans Herz schlug so laut, dass er Jhereds Worten kaum noch folgen konnte. Ihm war bewusst, dass er zitterte, aber er konnte nichts dagegen tun. Noch einmal starrte er das Pergament an, dann wandte er sich an Megan, die seinen Blick mit bebenden Lippen erwiderte.
    »Und du hast dies hier unterschrieben?«, fragte er, obwohl er den Beweis unter dem Befehl für seine Hinrichtung sah.
    »Ich erfülle mein Schicksal«, sagte sie noch einmal. »Wachen, führt König Yuran in seine Zelle.«
    Die Männer stellten sich links und rechts neben ihm auf. Er wollte würdevoll bleiben, aber als einer der Wächter seinen Arm berührte, verließ ihn vollends der Mut. Furcht übermannte ihn, verzweifelt suchte er nach etwas, nach irgendetwas, das ihn retten konnte.
    Tatsächlich hatte er noch einen Trumpf in der Hand. Eigentlich hatte er ihn benutzen wollen, um seine Freiheit zu erkaufen. Jetzt konnte er damit vielleicht sogar sein Leben gewinnen.
    »Ihr könnt das nicht mit mir machen, ihr braucht mich lebend. Ihr wisst nicht, warum die Tsardonier abgezogen sind.«
    Die Wächter schoben ihn zur Tür. Er konnte Megan und Jhered nicht mehr sehen, wusste aber, dass sie ihm nachblickten.
    »Nur ich kann euch helfen. Sie werden zurückkehren, um die Sache zu beenden, und ihr werdet nicht stark genug sein, um sie zu besiegen. Keine Macht ist stark genug. Nicht einmal eure kostbaren Aufgestiegenen werden verhindern können, was er entfesseln wird. Bitte …«
    Jhered rief ein einziges Wort, und sofort blieben die Wächter stehen und drehten Yuran herum. Der Schatzkanzler eilte zu ihm und packte ihn mit starken Fingern am Kinn. Jhered wollte etwas sagen, aber Yuran kam ihm zuvor.
    »Garantiert mir die Aufhebung meines Urteils, sonst verrate ich euch überhaupt nichts. Verschont mich, und ich helfe euch, ebenfalls am Leben zu bleiben.«
    Jhered dachte einen Augenblick darüber nach, dann nickte er leicht.
    »Wen meint Ihr mit ›er‹«?, fragte er.
     
    Im Raum wimmelte es vor Toten.
    Khuran wich einen Schritt zurück. Jeder wäre vor diesem Anblick zurückgewichen. Dabei war dies erst die Keimzelle seiner Armee. Diese Streitmacht würde eines Tages über die Trümmer der Konkordanz marschieren und jeden noch lebenden Verteidiger in Angst und Schrecken versetzen. So hieß es.
    Es hieß auch, diese Streitmacht sollte den Truppen vorangehen, die unter seinem Banner marschieren und seinen Namen mit unerschütterlicher Hingabe singen würden. Es war eine Streitmacht, die eine neue Stimme gefunden hatte. Klein noch, aber er konnte ihre Möglichkeiten bereits jetzt erkennen. Man musste schon sehr einfältig sein, um es nicht zu begreifen.
    Allerdings blieb die Tatsache, dass sie nicht ihm gehörte. Nicht wirklich. Der Mann, der sie kontrollierte, der sie befreite, ihnen ein neues Leben einflößte und neue Aufgaben übertrug, besaß eine unvorstellbare Macht. Yuran hatte ihn als Geschenk mitgebracht und dann Tsard wieder verlassen, von einer Bürde befreit.
    »Ist es nicht schön?«, sagte Gorian.
    »Was denn? Dieser Tanz der Toten?«, fragte Khuran.
    Unerschrocken stand Gorian neben ihm.
    »Eine unbezwingbare Armee kann man durchaus als etwas Schönes empfinden. Ein Heer ohne Furcht, das sich von der Erde unter seinen Füßen nähren und Tag und Nacht kämpfen kann. Es ist eine Vollkommenheit, die keine Legion der Konkordanz je erreichen wird. Selbstlos und hingegeben kämpfen sie und fürchten nicht um ihre Angehörigen. Die vollkommene Streitmacht. Wenn es erst genug
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher