Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller

Titel: Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller
Autoren: Adam-Troy Castro
Vom Netzwerk:
die Abreise in andere Systeme warteten. Unter ihnen mindestens eine, die mir vollends unbekannt war und in meinen Augen aussah wie ein terrestrisches Grautier - nachdem es mit einer Lötlampe versengt und anschließend explosiv dekomprimiert worden war. All das hätte mir nach all diesen Wochen im Interschlaf mehr als genug Abwechslung bereitet, auch ohne dass ich mit den Porrinyards politische Themen diskutierte, eine Erfahrung, die grundsätzlich darin gipfelt, dass ich zahlenmäßig unterlegen bin, selbst wenn nur einer von ihnen spricht. Oscin und Skye Porrinyard - Musterbeispiele körperlicher Vollkommenheit, einer männlich, eine weiblich, beide ausgestattet mit klugen Augen, einem freundlichen Lächeln und silbrigem Stoppelhaar - besitzen einen überdimensionierten, vereinten Geist und neigen dazu, sich als Verfechter lächerlicher Standpunkte zu gerieren, nur um mich in rhetorische Fallen zu locken.
    Der erste der Attentäter erhob sich in der Sekunde, in der Oscin und ich am Ende der Halle in Sicht kamen, aber für uns gab es noch keinen Grund zu der Annahme, dass sein scheinbar zielloses Umherschlendern, das ihn von den Sitzen zu dem Bereich mit dem dichtesten Fußgängerverkehr führte, allein dem Zweck diente, mich auf dem kalten Permaplastikboden des Terminals in meinem Blut enden zu lassen. Er sah sogar einem Menschen zum Verwechseln ähnlich. Bocai hatten vielfach die gleichen evolutionären Abzweigungen genommen wie Menschen. Bei genauem Hinsehen würde man nie einen Angehörigen der einen Gattung mit einem Angehörigen der anderen verwechseln, aber ihre grundlegenden Züge sind beinahe identisch. Der auffallendste Unterschied im bekleideten Zustand bestand in dem zerfurchten Bocai-Ohr und den übergroßen Bocai-Augen. Ein Bocai, der die Absicht hatte, mich umzubringen, und das hatten die meisten, hat folglich keine Probleme, sich in Schlagdistanz zu bringen, ehe offenbar wird, was er ist.
    Dieser hier ging allmählich schneller, als Oscin und ich, immer noch in unsere lächerliche Diskussion vertieft, ihn passierten. Er ging parallel zu uns, dennoch gab es nach wie vor keinen unverkennbaren Anlass für mich, ihn an einem so geschäftigen Ort wie Layabout als verdächtig einzustufen.
    Selbst als er die Hand in seine Jackentasche steckte und mit einer formlosen Scheibe wieder hervorbrachte, an der eine metallische Schlaufe hing, dazu angetan, sie an seiner Handfläche zu befestigen, gab es keinen Grund, ihn mörderischer Absichten zu verdächtigen.
    Nicht einmal, als er sich von hinten näherte und die Hand nach meinem Nacken ausstreckte.
    Wäre ich allein unterwegs gewesen, hätte mich diese Begegnung das Leben gekostet.
    Aber das ist der Grund, warum ich einen der Porrinyards in der Öffentlichkeit stets zehn Schritte hinter mir hergehen ließ.
    »Oje«, sagte Oscin.
    Als ich mich umdrehte, um nachzufragen, hatte er bereits auf dem Absatz kehrtgemacht und den Unterarm des Bocai gepackt.
    Oscin war nicht derjenige gewesen, der gesehen hatte, wie sich der Bocai näherte. Das war Skye. Aber er wusste alles, was sie wusste, also war er im gleichen Moment wie sie im Bilde.
    Sie stieß eine Sekunde später zu uns, und ihre kleineren Hände packten den Arm des Bocai etwas weiter unten. Ihr Griff und der von Oscin reichten, um den Vorstoß des Bocai aufzuhalten, bevor die Scheibe auch nur in die Nähe meiner Haut kommen konnte.
    Und all das geschah, ehe ich mich vollständig hatte umdrehen können.
    Meine neuralen Reaktionen laufen, verglichen mit denen der Porrinyards, im Schneckentempo ab.
    Das Erste, was ich, nachdem ich meine Drehung vollendet hatte, von dem Kampf zu sehen bekam, war, wie Oscin und Skye die Strampelei des Bocai dazu benutzten, ihn auf die Knie zu zwingen.
    Dann hörte ich eine vertraute, kalte Stimme in meinem Kopf. Counselor: Fünf Uhr.
    Ich wirbelte erneut herum und erhaschte einen Blick auf ein weiteres, hasserfülltes Bocai-Gesicht, dessen Eigentümer von der anderen Seite des Fußweges auf mich zustürzte.
    Dieser war älter und größer als der erste, einen ganzen Kopf größer als ich, ausgestattet mit einer Reichweite, die mir zum Nachteil gereichte. Offenbar hatte er den Attentatsversuch seines Freundes aus sicherer Deckung beobachtet, ehe er die Verwirrung, die durch den ersten Angriff ausgelöst worden war, dazu genutzt hatte, seinerseits die Initiative zu ergreifen.
    Ich sah keine Waffe. Aber ich hatte auch keine Waffe. Meine Tasche enthielt etliche interessante Gegenstände,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher