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Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller

Titel: Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller
Autoren: Adam-Troy Castro
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Überlastung einfach hin.
    Der Gleiterflug zum etwa achthundert Kilometer entfernten Hauptanwesen, ein Dreißig-Minuten-Trip, war noch so ein Punkt. Ich hatte Höhen oder Planeten im Allgemeinen nie sonderlich gemocht, aber Jelaine wurde es unterwegs nicht müde, mir allerlei interessante Ausblicke zu zeigen: von der schneebedeckten Gebirgskette, die sie als Xanas höchste und tückischste bezeichnete, bis hin zu dem grünen Regenwald, der das Terrain beherrschte, als es nach gerade zwanzig Sekunden Flugzeit in eine ausgedehnte Ebene überging. Sie zeigte mir ein halbes Dutzend kleinerer Anwesen, von denen einige ganz unmöglich gelegen waren und wie eine unverzeihlich schlechte Wahl einer Familie erschienen, deren Angehörige die Freiheit hatten, selbst zu entscheiden, was sie zu sehen bekamen, wenn sie des Morgens aus dem Fenster blickten; da war beispielsweise eine Wüste, topografisch etwa so interessant wie ein Stiefelabdruck, bewohnt von einem verwirrten Bettelhine, der darauf bestand, sich selbst und seine fünfzig Bediensteten einem Leben in Segeltuchzelten auszusetzen. Dennoch verstand ich langsam, was Jelaine gemeint hatte, als sie sagte, ich könne ein Anwesen in jedem mir genehmen Ökosystem beanspruchen. Ich ertappte mich bei der Überlegung, ob Xana wohl über eine orbitale Radwelt oder eine unterseeische Einrichtung gebot, und dachte, wie gern ich mich mit den Korridoren samt der Dosenluft zufriedengäbe, könnte ich das alles nur haben.
    Zwei Minuten vor Flugende - über einem Gebiet, beherrscht von grünen Hügeln, hier und da weiß gefleckt von einem nicht lange zurückliegenden Schneefall - sahen wir die ersten kleineren Ansiedlungen, die Jelaine als Heimstätten der Arbeiter identifizierte, die zwar auf dem Hauptanwesen beschäftigt, aber von zu niedrigem Rang waren, um auch auf dem Gelände selbst zu wohnen. Sie senkte die Geschwindigkeit und ging tiefer, sodass wir gerade noch oberhalb der Baumwipfel flogen, um mir noch weitere interessante Details zu zeigen: einen Hügel, der größer war als die meisten anderen, von ihr als getarntes Dienstbotenquartier bezeichnet, Gärten, einen Privatzoo, Ställe für Pferde, zu denen, wie sie sagte, nicht ausschließlich Tiere terrestrischer Herkunft zählten, sondern auch außerirdische und gentechnisch erzeugte Varianten von riesengroß bis geflügelt. Ich entdeckte eine schwerfällige, graue Kreatur mit einer Nase, die an eine Art Schlange gemahnte. Sie wanderte gänzlich ohne menschliche Aufsicht umher. Wir hatten sie längst hinter uns gelassen und waren in Sichtweite des Herrenhauses, als mir aufging, dass ich gerade meinen ersten Elefanten gesehen hatte.
    Nichts als Angeberei, sagte ich mir. Und das war es auch. Angeben war genau das, was Jelaine tat.
    Und es funktionierte. Von Zeit zu Zeit ertappte ich mich dabei zu strahlen. Ich lachte sogar ein- oder zweimal über ihre Scherze. Ich glaube, ich könnte sogar selbst einen Scherz gemacht haben, wenngleich das ein echtes Elend gewesen sein musste und jedes Gelächter ihrerseits nur Ausdruck der Höflichkeit.
    Aber das war nicht wichtig.
    Wichtig war, was ich empfand.
    Ich gehörte hierher.
    Ich werde meinen ersten Eindruck des Herrenhauses mit seinen zehn Flügeln, seinen Hunderten von Fenstern und seinen zwei Reihen hoch aufragender, speerförmiger Bäume, die eine Art von Baumehrengarde für jeden Besucher darstellten, der die Absicht hatte, sich den kolossalen Vordertüren zu Fuß zu nähern, nicht weiter beschreiben. Es war ein Schloss, schlicht und einfach, und jeder einzelne Mauerstein in dem ganzen Gebäude war ein Tribut an die Herrlichkeit eines jeden, der in seinem Inneren weilte. Auch werde ich nicht näher auf das Verbeugen und Füßescharren des Dutzends Bediensteter eingehen, die herausgeeilt waren, um uns zu begrüßen - ich meine wirklich uns, denn ihre Ehrerbietung galt nicht nur Jelaine, sondern ebenso mir, ein Erlebnis, das mir das bisher größte Unbehagen des Tages bereitete -, als wir uns jenem Portal näherten. Und als die Dienerschaft die Türen weit öffnete, kam eine marmorgeschmückte Halle zum Vorschein, die drei winzige Figuren ausspie, in denen ich Hans, Philip und Jason Bettelhine erkannte. Alle drei grinsten uns an, als wären wir seit Jahren verschollen und für tot gehalten worden.
    Hans schritt voran, gefolgt von den beiden Brüdern, und er verbeugte sich, als er meine Hand mit seinen beiden Händen umfasste. »Andrea. Dies ist ein historischer Augenblick. Ihr erster
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