Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller

Titel: Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller
Autoren: Adam-Troy Castro
Vom Netzwerk:
mir das alles selbst zu erzählen. Warum war es so wichtig, damit zu warten?«
    Sie lächelte ein wenig, als die meiner Zuwendung beraubte Kreatur vor ihr auf den Tisch hüpfte, um ihren Tribut einzufordern. Während sie das Tier unter dem Kinn kraulte, sagte sie: »Mein Vater hat immer bedauert, was mit seiner Schwester passiert ist. Als er die Einladung ausgesprochen hat, hat er uns gesagt, dass er Ihnen das von Angesicht zu Angesicht sagen will. Diese Gelegenheit hat er vor ein paar Tagen erhalten, als wir Sie ihm zum ersten Mal vorgestellt haben. Bei demselben Gespräch, bei dem er Sie auch gefragt hat, ob er Sie einmal mit langem Haar sehen dürfe. Es tut mir leid, dass Sie sich nicht erinnern können, aber er hat geweint. Er hat so sehr geweint wie an jenem Tag, an dem Jason von Deriflys zurückgekehrt ist.«
    Verdammt, schon wieder füllten sich die Tränenkanäle.
    Sie erhob sich, entlockte dem pelzigen Ding einen kläglichen Protest und nahm sich einen Moment Zeit, um einen weiteren Dekarsi zu beobachten, der gerade an dem Balkon vorüberflatterte. Das Licht der Sonne, nunmehr nur noch ein blutroter Streifen, der jenseits der Berge am Horizont versank, verlieh ihrem Antlitz einen warmen Schimmer, und ich erkannte etwas, das ich schon hätte sehen müssen, als ich sie das erste Mal eingehender betrachtet hatte. Ihr Profil sah aus wie meines. »Alles andere läuft inzwischen gut. Meine Leute schaffen die Gegenmaßnahmen aus der Welt, die Vernon Wethers vorbereitet hat. Ich habe die Kontrolle über seine Projekte übernommen und sie in die Hände einer Person gegeben, der ich vertraue. Monday Brown ist an Bord. Jason ist bei Philip, den wir bisher unbehelligt gelassen hatten, den wir aber jetzt, da er weiß, wer ich bin, ebenfalls einweihen mussten. Es sieht ganz so aus, als könnte er Vernunft annehmen. Die Ärzte sagen, Sie seien gesund genug, um zu reisen, was, wie ich hoffe, in Ihrer Zustimmung mündet, Vater, Philip und mir - ›mir‹ steht in diesem Fall für meine beiden Körper - bei einem freundschaftlichen Dinner auf dem Hauptanwesen Gesellschaft zu leisten. Wir haben eine Menge nachzuholen.«
 
    Ehe Jelaine mich allein ließ, damit ich duschen konnte, beharrte ich darauf, dass sie mich zu meiner Tasche führte, die man in einem anderen Raum isoliert hatte, als fürchtete man, dass die zwielichtigen Überbleibsel meines Prä-Bettelhine-Lebens irgendwie den Glanz meiner Existenz unter den Erhabenen kontaminieren könnten.
    Ich wollte dieses eine Mal auf die übliche, strenge schwarze Gewandung verzichten und mich wie die Einheimischen kleiden, aber ich wollte verdammt sein, würde ich ohne meine bescheidenen Dip-Corps-Rangabzeichen irgendwohin gehen, solange ich nicht entschied, dass sie nicht länger Teil meines Leben waren.
    Nach der Dusche - dampfend heiß, luxuriös, duftend und nass, einfach alles, was die trockenen, pulsierenden Schallduschen zu Hause nicht waren - hätte mich der Albtraum erwartet, etwas zum Anziehen auszusuchen. Ich war es so gewohnt, Tag um Tag in eine der verschiedenen Variationen des gleichen schwarzen Anzugs zu schlüpfen, dass ich eben diese Notwendigkeit längst aus meinem Leben gestrichen hatte. Aber Jelaine hatte mich darauf aufmerksam gemacht, dass dergleichen bei einem familiären Zusammentreffen dieser Art wenig Anklang fände, also hatte ich es schließlich ihr überlassen, mir die passenden Kleidungsstücke unter all den anderen herauszusuchen, die nun zu mir gehören sollten: ein lächerliches, asymmetrisches, aber bedeutend aussehendes Ding mit ausgestellten Schultern und nur einem wulstigen Ärmel, der bis zum Handgelenk reichte. Ich erachtete mich als glücklich, dass diese Strategie nicht auch auf die Hose Anwendung gefunden hatte, die so locker saß, dass sie meine Beine nur berührte, wenn ich es so wollte, sie aber zumindest beide auf gleicher Länge bedeckte. Die ganze Aufmachung war mit goldenen Knöpfen bewehrt, die rein gar nichts zu halten hatten, und mit falschen Taschen, die offenbar nicht dazu gedacht waren, in irgendeiner Weise gefüllt zu werden. Von den Schuhen fange ich besser gar nicht erst an. Ich habe nie begriffen, warum irgendeine Frau sich der Unbequemlichkeit hoher Absätze unterwerfen sollte, so sie sich nicht ihrer Größe schämte oder gefoltert wurde, auf dass sie Staatsgeheimnisse preisgäbe, aber Jelaine versicherte mir, das Paar, das sie für mich ausgesucht habe, passe zu allem anderen, und ich nahm es aus purer sensorischer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher