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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst
Autoren: David Gemmell
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Brise brachte frische Luft herein. Er räusperte sich und spie aus. Seine Lippe war aufgeplatzt, so daß er ein wenig Blut mit ausspuckte. Auf der Kommode stand ein Spiegel, und er sank in den Sessel davor und starrte sein Spiegelbild an. Ein Auge war dunkel zugeschwollen, die Stirn aufgeschürft und auf der rechten Wange hatte er einen leichten Schnitt. Der rotsilberne Bart war steif von getrocknetem Blut. Er fühlte sich elend. Hinter ihm ging die Tür auf, so daß die Vorhänge sich im Wind blähten. Er drehte sich um und sah, wie Mael mit einem Tablett hereinkam, auf dem ein Teller mit geröstetem Brot und Käse sowie ein Krug standen. Beltzer betete, daß Bier darin sein mochte.
    »Danke«, sagte er, als Mael das Tablett absetzte. Sie schaute ihn an und schüttelte den Kopf.
    »Du bist eine Schande«, sagte sie, die Hände in die üppigen Hüften gestemmt.
    »Keine Lektionen, Mael! Hab Mitleid. Mein Kopf …«
    »Deine Schmerzen sind deine Sache. Und ich habe kein Mitleid mit betrunkenen Flegeln. Sieh dir nur das Blut auf den Laken an! Und du stinkst, daß es einem anständigen Menschen den Magen umdreht. Wann hast du zum letzten Mal gebadet?«
    »Es war dieses Jahr. Das weiß ich genau.«
    »Wenn du mit dem Frühstück fertig bist, gehst du in den Holzschuppen. Dort wirst du arbeiten, bis deine Rechnung bezahlt ist. Axt und Säge werden dir den Kopf klar machen.«
    »Wo ist Naza?« fragte Beltzer und bemühte sich, die Augen auf die flachshaarige Frau zu konzentrieren.
    »Er ist in die Stadt gegangen. Es ist Markttag. Wenn er zurückkommt, wirst du nicht mehr hier sein – verstanden?«
    »Er … ist mir etwas schuldig.«
    »Er ist dir gar nichts schuldig. Hörst du? Gar nichts! Du bist jetzt seit zwei Monaten hier. Du hast keinen einzigen Raq für Essen, Unterkunft oder Bier bezahlt, und in der ganzen Zeit hast du unsere Gäste beleidigt, Schlägereien angefangen und alles getan, das Geschäft zu ruinieren, von dem mein Mann lebt. Du wirst Holz hacken, und dann wirst du gehen.«
    Er hieb die Faust auf die Kommode und sprang auf. »Du wagst es, so mit mir zu reden?« tobte er. »Weißt du, wer ich bin, Weib?«
    »Ich weiß es«, sagte sie und kam näher. »Du bist Beltzer. Beltzer der Säufer. Beltzer der Faulpelz. Beltzer der Angeber. Und du stinkst. Du stinkst nach Schweiß, schalem Bier und Erbrochenem. Selbstverständlich weiß ich, wer du bist!«
    Er hob die Hand, als wollte er sie schlagen, doch sie lachte ihn aus. »Nun mach schon, mächtiger Held von Bel-Azar. Mach schon!«
    Beltzer stieß sie zur Seite und ging in das angrenzende leere Zimmer, doch sie folgte ihm. Ihr Zorn traf ihn wie Feuerzungen. Er stolperte in den Hof hinter dem Gasthaus und blinzelte im hellen Sonnenlicht. Der Holzschuppen lag rechts von ihm; zu seiner Linken waren weite Felder.
    Er nahm den linken Pfad und marschierte ins freie Gelände, doch nach kaum einem Kilometer setzte er sich auf einen Felsen und blickte über das zerklüftete Land. Fünf Kilometer vor ihm lag seine Hütte. Aber dort war nichts: kein Essen, nichts zu trinken, nur das Heulen der Wölfe und die Leere, die nur der Einsame kannte.
    Mit einem Herzen voller Scham machte er kehrt und ging zum Holzschuppen.
    An einem Bachlauf zog er sein Bärenfell-Wams und die graue Wolltunika aus. Dann stellte er seine Stiefel neben die Kleider und stieg ins Wasser. Da er keine Seife hatte, schrubbte er seinen Körper mit Minzeblättern und wusch sich das Blut aus dem Bart. Als er wieder ans Ufer kam und seine Tunika anziehen wollte, wurde ihm von deren Gestank fast übel. »Du bist tief gefallen«, sagte er zu sich selbst. Er wusch die Tunika, indem er sie gegen einen Stein schlug, um den Schmutz zu entfernen; dann wrang er sie aus und zog sie mühsam wieder an. Das Bärenfell-Wams trug er über dem Arm.
    Mael sah ihn zurückkommen und fluchte leise. Sie wartete, bis sie hörte, wie die Axt in die Baumscheiben fuhr; dann ging sie zurück in die Küche, um die Fleischpasteten vorzubereiten, welche die Landarbeiter und Tagelöhner zum Mittag bestellen würden.
    Im Holzschuppen arbeitete Beltzer schwer. Er genoß das Gewicht der einschneidigen Axt und das runde Holz in seinen Händen. Sein Arm hatte nichts von seiner Fertigkeit verloren, und jeder Hieb war sauber und spaltete die Scheiben in Stücke, die in den eisengefaßten Kohlebecken an jedem Ende der Gaststube brennen würden.
    Kurz vor Mittag hörte er auf und karrte das Holz über den Hof. Dann trug er es in die Schänke
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