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Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Titel: Die Drenai-Saga 3 - Waylander
Autoren: David Gemmell
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lachte. »Mut? Zum Sterben braucht man keinen Mut. Aber man braucht Nerven, um zu leben.«
    »Du bist ein seltsamer Mann. Hast du keine Angst vor dem Tod?«
    »Ich habe vor allem Angst, Priester – vor allem, das geht, kriecht oder fliegt. Aber laß uns am Lagerfeuer weiterreden. Ich muß nachdenken.« Er stieß seinem Pferd die Fersen in die Flanken und ritt voraus in ein Wäldchen, wo er in einer verschwiegenen Senke eine Lichtung an einem sanft dahinfließenden Bach fand. Dort stieg er ab und lockerte den Sattelgurt. Das Pferd hätte gern getrunken, aber Waylander führte es langsam am Zügel herum, so daß es sich nach dem langen Ritt abkühlen konnte, ehe er es trinken ließ. Dann nahm er ihm den Sattel ab und fütterte das Tier mit Hafer und Getreide aus einem Sack, den er an den Sattelknauf gebunden hatte. Als die Pferde angepflockt waren, baute Waylander ein kleines Feuer in einem Ring aus Steinen und breitete seine Decke daneben aus. Nach einer Mahlzeit aus kaltem Fleisch – das Dardalion ablehnte – und ein paar getrockneten Äpfeln kümmerte Waylander sich um seine Waffen. Drei Messer hingen an seinem Gürtel, und diese schärfte er mit einem kleinen Wetzstein. Die kleine Doppel-Armbrust zerlegte und säuberte er.
    »Eine interessante Waffe«, bemerkte Dardalion.
    »Ja, sie wurde in Ventria für mich gemacht. Sie kann sehr nützlich sein. Sie verschießt zwei Bolzen und ist bis auf sieben Meter tödlich.«
    »Dann mußt du deinem Opfer schon ziemlich nahe sein.«
    Waylanders dunkle Augen richteten sich auf Dardalion. »Versuche nicht, dir ein Urteil über mich zu bilden, Priester.«
    »Es war lediglich eine Feststellung. Wie kam es, daß du dein Pferd verloren hast?«
    »Ich war mit einer Frau zusammen.«
    »Ich verstehe.«
    Waylander grinste. »Bei den Göttern, es sieht immer lächerlich aus, wenn ein junger Mann eine so pompöse Miene aufsetzt! Hast du noch nie eine Frau gehabt?«
    »Nein. Ich habe auch in den letzten fünf Jahren kein Fleisch gegessen. Oder Alkohol getrunken.«
    »Ein langweiliges, aber glückliches Leben«, meinte der Krieger.
    »Mein Leben ist auch nicht langweilig gewesen. Das Leben bietet mehr als nur die Befriedigung körperlicher Gelüste.«
    »Dessen bin ich sicher. Trotzdem, es schadet nicht, sie hin und wieder zu befriedigen.«
    Dardalion sagte nichts. Welchen Zweck hätte es auch gehabt, einem Krieger die Harmonie eines Lebens zu erklären, das auf der Stärke des Geistes beruhte? Die Freude, sich gewichtslos und frei zu den Sonnenwinden emporzuschwingen, zu fernen Sonnen zu reisen und die Geburt neuer Sterne zu sehen? Oder die mühelosen Sprünge durch die nebligen Korridore der Zeit?
    »Woran denkst du?« fragte Waylander.
    »Ich überlegte, warum du meine Kleider verbrannt hast«, antwortete Dardalion, der sich plötzlich bewußt wurde, daß die Frage schon den ganzen Tag an ihm genagt hatte.
    »Es war eine Laune von mir, nichts weiter. Ich war lange allein und sehnte mich nach Gesellschaft.«
    Dardalion nickte und legte zwei Scheite aufs Feuer.
    »Ist das alles?« fragte der Krieger. »Keine weiteren Fragen?«
    »Bist du enttäuscht?«
    »Ich glaube schon«, gab Waylander zu. »Warum?«
    »Soll ich es dir sagen?«
    »Nein, ich mag Geheimnisse. Was willst du jetzt tun?«
    »Ich will Angehörige meines Ordens suchen und zu meinen Pflichten zurückkehren.«
    »Mit anderen Worten, du wirst sterben.«
    »Vielleicht.«
    »Das macht für mich keinen Sinn«, meinte Waylander, »aber andererseits … das Leben selbst ergibt keinen Sinn. Dadurch wird es sinnvoll.«
    »Hat das Leben für dich je einen Sinn gehabt, Waylander?«
    »Ja. Vor langer Zeit, ehe ich von den Adlern wußte.«
    »Ich verstehe dich nicht.«
    »Das gefällt mir«, sagte der Krieger, bettete seinen Kopf auf den Sattel und schloß die Augen.
    »Bitte erklär mir das«, drängte Dardalion. Waylander drehte sich auf den Rücken und öffnete die Augen, um in die Sterne zu sehen.
    »Einst liebte ich das Leben, und die Sonne war eine goldene Freude. Aber die Freude ist manchmal kurzlebig, Priester. Und wenn sie stirbt, lauscht ein Mann in sich hinein und fragt: Warum? Warum ist Haß soviel stärker als Liebe? Warum erhalten die Bösen so reiche Belohnung? Warum zählen die Stärke und Schnelligkeit mehr als moralisches Handeln und Freundlichkeit? Und dann erkennt der Mann … es gibt keine Antworten. Keine. Und um nicht verrückt zu werden, muß der Mann seine Vorstellungen ändern. Einst war ich ein Lamm, das auf
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